Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Jüngling nicht in die Quere kommen. Der alte Mann wusste, was er zu tun hatte und wie er sich in diesem Gebirge zurechtfinden würde. Dieser Bursche würde hier schnell sein Ende finden.
Kapitel 7
Die heravinischen Weiten hatte Allan zügig hinter sich gelassen. Dieses Land war wahrlich viel kleiner als Tylonia. Die Frage, was dies´ für eine Welt war, hatte er immer noch nicht beantworten können.
Dichter Nebel umgab ihn, kaum hatte er das Gebirge erreicht. Die Kälte, die in seine Haut drang, war unnachgiebig. Er fröstelte, rieb sich die Arme, jedoch stellte er schnell fest, dass er sich das sparen konnte. Je weiter er in das Nebelgebirge vordrang, desto eisiger wurde es. Unheimlich war es hier. Kein einziger Laut war zu vernehmen. Vögel oder andere Tiere hatte es scheinbar nie gegeben. Doch beschlich ihn das Gefühl, trotzdem nicht alleine zu sein. Die Felsspalten, an denen er vorbeiging, schienen Augen zu haben. In jede dieser Spalten lugte er hinein, jedoch konnte er nichts erkennen. Sie waren leer. Allerdings verschwand die Befürchtung, beobachtet zu werden, dennoch nicht aus seinen Gedanken. Langsam, stetig seine Umgebung im Auge behaltend, schritt er weiter voran, bis er an die erste Ecke gelangte. Der Weg zweigte lediglich nach links ab, also konnte er nur diesem folgen, doch schon die nächste Gabelung hätte ihn ohne Karte ins Verderben gerissen. Die Wege führten in alle vier Himmelsrichtungen. Ein Blick auf den Plan verriet ihm, dass er sich rechts halten musste, um nicht vom Weg abzukommen. So durchquerte er einen ganzen Teil des Nebelgebirges, ohne auf Widerstand zu stoßen - womit er nicht gerechnet hatte. Doch schien dieses Gebirge größer zu sein, als er vermutet hatte. Die Karte zeigte ihm, dass er noch ein ordentliches Stück vor sich hatte. An einem Tag würde er das bestimmt nicht schaffen.
Es dämmerte bereits. Während er im Incwana-Canyon das Gefühl gehabt hatte, die Zeit würde überhaupt nicht vergehen, glaubte er, dass sie im Nebelgebirge viel zügiger schwand. Doch vielleicht mochte er sich auch irren. Er ließ sich irgendwo nieder - es gab einfach keinen Platz, der ihm Schutz hätte gewähren können -, holte etwas Brot aus seinem Beutel und aß einen Bissen. Schnell schlief er ein, noch mit dem Laib in der Hand. Eine lange, traumlose Nacht stand ihm bevor, die er durchschlief. Wäre Folgendes nicht geschehen ... er hätte den Tag verschlafen. Die Reise mit Hone und Sinalia war zu anstrengend gewesen, als das sein Körper sich nicht zu Wort gemeldet hätte. Er spürte plötzlich einen leichten Druck auf den Schultern. Daraus entstand ein Rütteln. Aufgeschreckt öffnete er die Augen und schaute überrascht drein. Sinalia hockte vor ihm und sah ihn mit erleichtertem Blick an.
»Gott sei Dank. Ich dachte, dir sei etwas zugestoßen.«
»Nein, ich habe nur geschlafen. Sinalia, was machst du hier?«
»Meinst du, ich hätte dich alleine weiterziehen lassen? Ich möchte wissen, wer der mysteriöse Maskenträger ist und weshalb er die Kinder in Moags verwandelt hat.« Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Vermutlich musste sie an Giya denken. Dasselbe fragte er sich auch immer wieder: Warum hatten diese armen Kinderseelen ihr menschliches Leben lassen müssen? Reichte die Hundertschaft an Moags ihm noch nicht? Wollte er immer mehr unter sich führen? Wofür? Er hoffte, es bald herauszufinden.
»Und ich habe dich vermisst«, sprach sie unerwartet weiter. Sie hatte dieses Leuchten in den Augen, welches auch Noma und Esary in ihnen gehabt hatten, als sie sich geliebt hatten.
»Du hast mich vermisst?«, wiederholte Allan ungläubig. Sie waren sich nie näher gekommen, doch empfand er mehr für sie als nur Freundschaft. Ihr schien es genauso zu ergehen. Sie lächelte ihn an, wie ihn lange keiner angelächelt hatte. Ihr Gesicht näherte sich seinem - damit hatte er wahrlich nicht gerechnet, dass sie den ersten Schritt gehen würde. Jedoch war er froh darum, denn er hätte sich nicht gewagt, auf sie zuzugehen - bei Esary und Noma war es ihm genauso ergangen. Ihre Lippen kamen seinen näher. Seine Augen waren noch nicht geschlossen und er sah, wie sich langsam ihr Mund öffnete. Dann schmeckte er sie unverhofft. Sie waren so süß und wohlschmeckend, wie er es erwartet hatte. Diesen lieblichen Duft, der ihm in die Nase stieg, wollte er nie wieder missen. Er vernebelte seine Sinne und Allan vergaß beinahe, was sich um ihn herum befand. Ihr Mund entfernte sich von seinem und zwei
Weitere Kostenlose Bücher