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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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erinnert, daß sie in ihrer Eigenschaft als Königin das Oberhaupt der Kirche war, und daß sie als solches darauf bestünde, daß man ihre Befehle befolge. Sie verkörperte in der Tat die Rolle eines Heinrich VIII. à la Zu-Vendis bis zur Perfektion und bestand darauf, verheiratet zu werden, und zwar von ihm * .
    Und als er sich noch immer weigerte, den Trauungsakt zu vollziehen, brachte sie schließlich ein Argument vor, dem es an Überzeugungskraft nicht mangelte ...
    »Nun gut, ich kann zwar einen Hohepriester nicht hinrichten lassen, dagegen spricht ein absurdes Vorurteil, und ich kann ihn auch nicht ins Gefängnis werfen, weil dann alle seine Untergebenen ein solches Gezeter anstimmten, daß die Sterne vom Himmel fallen und Zu-Vendis zerschmettern würden; aber eines kann ich doch tun: Ich kann ihn dazu zwingen, sich vor den Altar zu knien und in Andacht die Sonne anzubeten, und zwar ohne daß er etwas zu essen bekommt; denn das ist seine eigentliche Berufung. Und wenn du mich nicht trauen willst, Agon, dann werde ich dich mit ein bißchen Wasser vor den Altar setzen, und du wirst solange dort knien, bis du dir die Sache überlegt hast.«
    Und wie es der Zufall wollte, war Agon an jenem Morgen schon von Sorais aufgescheucht worden, bevor er noch Zeit gehabt hatte, zu frühstücken, und mittlerweile plagte ihn schon so sehr der Hunger, daß er auf der Stelle seine Meinung änderte und sich zähneknirschend bereiterklärte, die beiden zu kauen. Er konnte sich jedoch nicht verkneifen, noch hinzuzufügen, daß er seine Hände in Unschuld wasche und in dieser Angelegenheit jegliche Verantwortung ablehne.
    Und so kam es, daß kurz darauf Königin Nylephta erschien, nur von zwei ihrer Lieblingszofen begleitet, mit vor Freude glühendem Gesicht und gesenktem Blick; sie war ganz in Weiß gekleidet, wie es wohl bei solcherlei Anlässen überall auf der Welt üblich ist. Sie trug keinerlei Schmuck; sogar ihre Goldreifen hatte sie abgelegt. Ich für mein Teil hatte das Gefühl, daß sie ohne sie noch schöner als vorher aussah – wie es meistens bei so überragend schönen Frauen der Fall ist, wenn sie bar jeglichen Schmuckes sind.
    Sie machte einen tiefen Knicks vor Sir Henry, ergriff seine Hand und führte ihn vor den Altar, und nach einem kurzen Moment der inneren Andacht sprach sie langsam und mit klarer Stimme die folgenden Worte, wie es der Brauch ist in Zu-Vendis, wenn die Braut den Bräutigam fragt:
    »Schwörst du bei der Sonne, daß du keine andere Frau zum Weibe nimmst, es sei denn, ich lege meine Hand auf sie und bitte sie zu kommen?«
    »Ich schwöre es«, antwortete Sir Henry und fügte auf Englisch hinzu: »Eine reicht mir völlig.«
    Dann trat Agon, der die ganze Zeit in der Ecke neben dem Altar mit mürrischem Gesicht vor sich hingebrütet hatte, nach vorn und murmelte mit solcher Schnelligkeit etwas in seinen Bart, daß ich kaum ein Wort verstand. Es schien jedoch so etwas wie ein Anruf an die Sonne zu sein, der Bindung ihren Segen zu geben und sie fruchtbar zu machen. Ich bemerkte, daß Nylephta genau auf jedes Wort, das er sagte, achtete. Nach einer Weile ging mir schließlich auf, daß sie befürchtete, Agon würde sie vielleicht hereinlegen wollen, indem er die Anrufe an die Sonne in umgekehrter Reihenfolge abspulte und damit ihre Scheidung besiegelte, statt sie zu trauen. Nachdem das Bittgebet an die Sonne beendet war, wurde dem Brautpaar, wie auch bei unserem Trauungsakt, die Frage gestellt, ob sie einander zum Manne beziehungsweise zur Frau nehmen wollten. Beide antworteten laut und vernehmlich mit »ja«, und dann küßten sie sich vor dem Altar. Damit war gemäß ihrer Riten die Trauung vollzogen. Ich hatte jedoch das Gefühl, daß noch irgend etwas fehlte, und so holte ich mein Gebetbuch hervor, das mich, zusammen mit den ›Ingoldsby-Sagen‹, die ich sehr oft lese, wenn ich des Nachts wach im Bett liege, auf allen meinen Fahrten und Expeditionen begleitet hatte. Ich hatte es vor Jahren meinem armen Harry gegeben, und nach seinem Tod hatte ich es bei seinen Sachen gefunden und wieder an mich genommen.
    »Curtis«, sagte ich, »du weißt, ich bin kein Geistlicher, und ich weiß auch nicht, ob ich das, was ich dir jetzt vorschlage, überhaupt tun darf – ich weiß jedenfalls, daß es nicht legal ist –, aber wenn ihr keine Einwände dagegen habt, dann würde ich jetzt gerne den englischen Traugottesdienst für euch lesen. Es ist ein wichtiger Schritt in eurem Leben, den ihr jetzt vollziehen

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