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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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wollt, und ich glaube, daß ihr, soweit die Umstände es erlauben, diesen Akt auch mit dem Segen eurer eigenen Religion versehen solltet, Sir Henry.«
    »Ich habe auch schon daran gedacht«, antwortete er, »und ich möchte dich gerne darum bitten, es zu tun. Ich fühle mich bis jetzt noch nicht einmal halb verheiratet.«
    Auch Nylephta hatte keinerlei Einwände dagegen. Sie verstand voll und ganz, daß ihr Gemahl den Wunsch hatte, die Trauungszeremonie nach den Riten zu vollziehen, die in seinem eigenen Lande üblich waren. Und so las ich denn den vollen Wortlaut unseres eigenen Traugottesdienstes vor, so schön ich eben konnte; und als ich an die Stelle kam, wo es heißt »Ich, Henry, nehme dich, Nylephta«, da übersetzte ich es, und ebenfalls »Ich, Nylephta, nehme dich, Henry«, und sie sprach es mir sehr schön nach. Als nächstes nahm Sir Henry einen schlichten Goldring von seinem kleinen Finger und schob ihn auf den Ringfinger seiner Frau. Der Ring war einst der Trauring von Curtis' Mutter gewesen, und mir kam unwillkürlich der Gedanke, wie verblüfft die gute alte Dame aus Yorkshire wohl gewesen wäre, hätte sie gewußt, daß ihr Trauring eines Tages denselben Zweck bei Nylephta, einer der Königinnen von Zu-Vendis, erfüllen sollte.
    Was Agon anbetraf, so hatte er alle Mühe, ruhig zu bleiben, während diese zweite Zeremonie vonstatten ging. Er durchschaute sofort, daß es sich um eine ihrem Wesen nach religiöse Zeremonie handelte, und mit Sicherheit kamen ihm dabei sogleich wieder die fünfundneunzig verschiedenen Religionen in den Sinn, die da so unheilvoll drohend über ihm schwebten. Mich betrachtete er natürlich schon als den Hauptrivalen im Amt des Hohepriesters und starrte mich dementsprechend haßerfüllt an. Schließlich verschwand er jedoch, vor Wut und Entrüstung buchstäblich kochend, und mir war klar, daß wir uns in Zukunft noch mehr als zuvor vor ihm in acht nehmen mußten.
     

     
    Und dann verschwanden auch Good und ich, und ebenso der alte Umslopogaas, um das glückliche Paar erst einmal mit sich und seinem Glück allein zu lassen. Wir fühlten uns alle irgendwie ziemlich niedergedrückt. Man nimmt im allgemeinen an, daß Hochzeiten eine fröhliche Angelegenheit sind, aber meiner Erfahrung nach sind sie eigentlich genau das Gegenteil, ausgenommen vielleicht für die beiden Hauptbetroffenen. Sie bedeuten, daß so viele alte Bande zerrissen und so viele neue geknüpft werden, und ich finde, es hat immer etwas Trauriges an sich, wenn eine so alte vertraute Ordnung zu bestehen aufhört. Um einmal diesen Fall als Beispiel zu nehmen: Sir Henry Curtis ist wirklich der prächtigste Kerl und beste Freund, den es auf der ganzen Welt gibt, aber seit jener kleinen Begebenheit in der Kapelle ist er nie wieder ganz der Alte gewesen. Alles dreht sich nur noch um seine geliebte Frau: Nylephta hier, Nylephta da – kurz: von morgens bis abends gibt es nichts anderes mehr als seine geliebte Nylephta, ob in Worten oder in Gedanken. Und was seine alten Freunde anbetrifft – nun, sie haben natürlich den Platz eingenommen, den alte Freunde eben so einnehmen; nämlich den – und darauf achten Ehefrauen in der Regel sehr peinlich, wenn der Mann heiratet – in der zweiten Reihe. Natürlich würde er heftig protestieren, wenn jemand ihm das sagte, aber so ist es nun einmal. Er ist nicht mehr so wie früher; und Nylephta ist sehr süß und charmant, und ich glaube, sie möchte, daß er auch deutlich merkt, daß sie ihn geheiratet hat, und nicht Quatermain, Good und Co. Aber Schluß jetzt mit dem Gemeckere! Es ist alles richtig und gut, wie jede Ehefrau auf der Welt ohne Schwierigkeiten behaupten könnte, und ich bin ein egoistischer, eifersüchtiger alter Mann, und ich hoffe nur, daß ich es niemals zeigen werde.
    Good und ich verschwanden also. Wir aßen schweigend und taten uns danach an einem besonders feinen Tröpfchen besten alten Zu-Vendi-Weines gütlich, um unsere Stimmung wieder ein wenig zu heben. Da trat plötzlich einer unserer Dienstboten ins Zimmer und wartete mit einer Neuigkeit auf, die uns einiges zu denken gab.
    Sie erinnern sich vielleicht daran, daß Alphonse nach seinem Streit mit Umslopogaas äußerst schlechtgelaunt weggegangen war, um sich eine Weile in seinen Schmollwinkel zu verziehen. Nun war er dabei auf direktem Wege zum Tempel marschiert, in den er jedoch nicht hineingegangen war, sondern er war die breite Straße, die hinter dem Tempel wieder bergab führte, weitergegangen,

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