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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Zähne waren zusammengebissen, und unter ihren glühenden Augen waren purpurfarbene Ringe. Dreimal hub sie an zu sprechen, und dreimal versagte ihr die Stimme den Dienst; doch schließlich gelang es ihr, wieder Herr ihrer Stimme zu werden. Sie hob ihren silbernen Speer und schüttelte ihn, und das Licht blitzte an ihm und an den goldenen Schuppen ihres Harnisches auf.
    »Und glaubst du, Nylephta«, sagte sie mit einer Stimme, die durch die große Halle schmetterte wie ein Fanfarenstoß, »glaubst du, daß ich, Sorais, eine der Königinnen der Zu-Vendi, dulden werde, daß dieser hergelaufene Fremdling auf dem Throne meines Vaters sitzen wird und Mischlinge heranzieht, die eines Tages den Platz einnehmen, der allein den wahren Nachfahren des großen Hauses der Treppe gebührt? Niemals! Niemals! Solange noch Leben in meinem Busen ist, und solange es noch einen Mann gibt, der bereit ist, mir zu folgen, und solange es noch einen Speer gibt, mit dem man zustoßen kann, wird dies nicht geschehen.
    Nun übergib mir diesen fremdländischen Wolf und jene, die mit ihm hierherkamen, auf daß sie ein Opfer des Feuers werden, haben sie sich doch tödlich gegen die Sonne versündigt. Tust du es nicht, Nylephta, dann werde ich Krieg gegen dich führen – blutigen Krieg! Wahrlich, ich sage dir: gebrandschatzte Städte werden den Pfad deiner Leidenschaft kennzeichnen, und er wird überströmt sein von dem Blut derer, die an dir haften. Auf deinem Haupte laste der Fluch deiner ruchlosen Tat, und in deinen Ohren halle das Stöhnen der Verwundeten und das Wehklagen der Witwen und jener, die für immer und ewig ohne Vater sein werden.
    Ich sage dir, ich werde dich, Nylephta, die Weiße Königin, von deinem Throne schleudern, und ich werde dich von der höchsten Stufe der großen Treppe hinunterstürzen zu ihrem Fuße, auf daß die tiefe Schande, die du über den Namen des Hauses dessen, der sie erbaute, gebracht hast, getilgt werde. Und euch Fremdlingen sage ich – euch allen außer dir, Bougwan, dem ich, weil du mir einen Dienst erwiesest, das Leben schenken werde, so du diese Männer verläßt und mir folgst« (an dieser Stelle schüttelte der arme Good heftig den Kopf und rief auf englisch: »Nichts zu machen«) »daß ich euch in Blätter aus Gold einwickeln lassen werde und euch bei lebendigem Leibe an langen, goldenen Ketten an den vier goldenen Fanfaren der vier Engel aufhängen lasse, die sich im Norden, Süden, Osten und Westen in schwindelnder Höhe über die höchsten Zinnen des Tempels erheben, auf daß ihr auf ewig ein Zeichen und eine Mahnung für das Land seid. Und du, Incubu, wirst auf noch andere Weise sterben, die ich dir aber nun noch nicht verraten will.«
    Sie hielt inne und rang heftig nach Luft, denn ihre Leidenschaft schüttelte sie wie ein Sturmwind. In der Halle erhob sich ein Raunen, teils aus Schrecken, teils aus Bewunderung. Und dann antwortete Nylephta ruhig und würdevoll:
    »Es stünde meinem Range und meiner Würde schlecht an, Schwester, so zu sprechen, wie du gesprochen hast, und so zu drohen, wie du gedroht hast. Wenn du den Krieg willst, so führe ihn gegen mich; doch glaube mir, ich werde alles tun, dir zu widerstehen; und wenn meine Hand auch sanft erscheinen möge, so wirst du doch sehen, daß sie aus Eisen ist, wenn sie deine Armeen an der Kehle packt. Sorais, ich fürchte dich nicht! Ich weine ob des Unglücks, das du über unser Volk und über dich selbst bringen wirst, aber für mich selbst sage ich: Ich fürchte dich nicht. Doch du, die du erst gestern nacht versuchtest, meinen Herrn und Geliebten, den du jetzt einen ›fremdländischen Wolf‹ nennst, für dich zu gewinnen, auf daß er dein Geliebter und dein Herr werde (wieder ging ein Raunen durch die Halle), du, die du noch in der vergangenen Nacht, wie ich erst soeben erfahre, wie eine Schlange in mein Schlafgemach krochst – ja, sogar auf einem geheimen Schleichwege – und die du mich, deine eigene Schwester, heimtückisch ermorden wolltest, während ich schlief ...«
    »Eine Lüge, eine Lüge!« schrie Agon mit sich überschlagender Stimme; andere Stimmen schlossen sich ihm empört an.
    »Es ist keine Lüge!« entgegnete ich, während ich die abgebrochene Dolchklinge hervorholte und sie, für alle Anwesenden sichtbar, hoch in die Luft hielt. »Wo ist der Griff, der zu dieser Spitze gehört, Sorais?«
    »Es ist keine Lüge!« rief jetzt auch Good, der sich endgültig dazu durchgerungen hatte, wie ein treugesinnter Mann zu handeln.

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