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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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höchstpersönlich vorzuführen.
    »Was?« rief Good mit gequälter Stimme. »Du glaubst wirklich, sie hat vor, dieses armselige Häufchen so zu verkleiden, daß alle Welt ihn für mich hält? Nun, dann werde ich so schnell wie möglich das Land verlassen müssen! Mein Ruf wird für immer ruiniert sein.«
    Ich tröstete ihn, so gut ich konnte; aber es ist wirklich nicht gerade ein angenehmes Gefühl, zu wissen, daß man in einem fremden Land von einem ausgemachten Feigling verkörpert wird, und ich konnte ihm daher seinen Kummer nur allzu gut nachfühlen.
    Nun, wie schon gesagt, an jenem Abend tafelten Good und ich also in zweisamer Erhabenheit, und wir fühlten uns eigentlich eher so, als hätten wir gerade einen guten Freund zu Grabe getragen, anstatt daß wir ihn verheiratet hätten. Am darauffolgenden Morgen begann dann in vollem Ernst die Arbeit. Die Depeschen und Befehle, die Nylephta zwei Tage vorher ins Land geschickt hatte, zeigten nun die erste Wirkung, und aus allen Richtungen strömten pausenlos bewaffnete Männer in die Stadt. In den darauffolgenden Tagen sahen wir, wie man sich wohl leicht denken kann, nur sehr wenig von Nylephta und Sir Henry. Good und ich saßen täglich von früh bis spät mit dem Generalstab und den loyalen Fürsten zusammen und entwarfen Kriegspläne, regelten Nachschub- und Versorgungsangelegenheiten. Stündlich meldeten sich neue Freiwillige bei uns, und von früh bis spät waren die großen Straßen, die nach Milosis führten, bunt gesprenkelt von den Fahnen und Standarten der Fürsten, die oftmals von weit her kamen, um sich um Nylephtas Banner zu scharen.
    Nach den ersten beiden Tagen zeichnete sich ab, daß wir mit ungefähr vierzigtausend Fußsoldaten und zwanzigtausend Mann Kavallerie zu Felde ziehen konnten. Das war, wenn man bedachte, in welch kurzer Zeit wir diese Truppe hatten ausheben müssen, eine respektable Streitmacht. Ungefähr die Hälfte der regulären Armee hatte sich entschlossen, Sorais zu folgen.
    Aber wenn unsere Streitmacht auch groß war, so war die von Sorais, nach den Meldungen, die unsere Späher Tag für Tag hereinbrachten, noch erheblich größer. Sie hatte ihr Hauptquartier in einer gutbefestigten Stadt namens M'arstuna aufgeschlagen, die – ich erwähnte es bereits – nördlich von Milosis gelegen war, und nun strömte das gesamte Landvolk zu ihren Fahnen. Nasta befand sich ebenfalls auf dem Wege vom Hochland nach M'arstuna, und bei sich hatte er nicht weniger als fünfundzwanzigtausend seiner Hochländer, die zu den gefürchtetsten Soldaten in ganz Zu-Vendis gehörten. Ein anderer mächtiger Fürst mit Namen Belusha, der in der großen Pferdezuchtregion beheimatet war, war mit zwölftausend Mann Kavallerie bei ihr eingetroffen; und so überschlugen sich die Meldungen über gewaltige Truppenbewegungen in Richtung von Sorais' Sammelstellen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie eine gutausgerüstete Armee von nahezu hunderttausend Mann zusammenhaben würde.
    Als nächstes überraschte uns die Nachricht, daß Sorais beabsichtigte, ihr Lager abzubrechen und direkt auf die finster blickende Stadt zuzumarschieren und alles Land auf ihrem Wege zu verwüsten. So warf sich die Frage auf, was wir unternehmen sollten; entweder erwarteten wir sie in Milosis, oder wir verließen den Schutz der Stadt und stellten uns ihr zur Schlacht. Als unser Rat zu dem Problem gefragt wurde, stimmten Good und ich ohne zu zögern für die zweite Möglichkeit. Denn wenn wir uns in der Stadt verschanzten und auf den Angriff warteten, dann bestand die Gefahr, daß man unsere abwartende Haltung als Furcht auslegte. Es ist von größter Wichtigkeit, besonders in einem derartigen Fall, wo schon das kleinste Ereignis bewirken kann, daß die Stimmung der Männer ins Gegenteil umschlägt, daß man aktiv ist und etwas unternimmt. Der glühende Eifer, mit dem man für eine Sache eintritt, löst sich sehr schnell in Luft auf, wenn die Truppe nicht in Bewegung ist, sondern zur Untätigkeit verdammt auf den Angriff des Feindes warten muß. Aus diesem Grunde traten Good und ich sofort dafür ein, loszumarschieren und die offene Feldschlacht zu suchen, statt herumzusitzen und zu warten, bis wir endlich aus unseren Mauern getrieben wurden wie ein Dachs aus seinem Loch.
    Sir Henry war auch unserer Meinung, und ebenso Nylephta, die gleichsam wie ein Feuerstein immer dazu bereit war, Funken zu sprühen. Man brachte eine große Landkarte und breitete sie vor ihr aus. Etwa dreißig Meilen

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