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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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bis er in den schönen Park, beziehungsweise in die Gartenanlagen gelangt war, die sich direkt hinter der Außenmauer erstreckten. Nachdem er dort eine Zeitlang umhergewandert war, hatte er sich wieder auf den Rückweg gemacht. Am Außentor jedoch war er zufällig mit Sorais' Wagenkolonne zusammengetroffen, die sich in voller Fahrt in Richtung der nach Norden führenden Landstraße bewegte. Als Sorais Alphonse erblickte, hielt sie an und rief ihn zu sich. Und ehe er sich's versah, hatte man ihn schon gepackt und in einen der Wagen gezerrt, unter ›lautem Gebrüll‹, wie unser Informant sich ausdrückte, und nach allem, was ich über Alphonse weiß, nehme ich ihm das auf der Stelle ab.
    Zuerst hatte ich mir überhaupt keinen Reim darauf machen können, warum Sorais ausgerechnet den armen kleinen Franzosen entführt hatte. Schließlich jedoch wurde mir die Sache auf einmal sonnenklar. Wir drei wurden von einem großen Teil der Bevölkerung von Zu-Vendis mit großer Ehrerbietung betrachtet, um nicht zu sagen: bewundert, und zwar zum einen aus dem Grund, weil wir die ersten Ausländer überhaupt waren, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatten, und zum andern, weil die Leute glaubten, daß wir uns im Besitz übernatürlichen Wissens befanden. Sorais' wütende Beschimpfungen, wir seien ›fremdländische Wölfe‹, kamen ohne Zweifel bei den Adeligen und den Priestern gut an, bei der Mehrheit der Bevölkerung jedoch fanden sie, wie wir sehr bald merkten, kein besonderes Echo. Die Zu-Vendi sind, ähnlich wie die alten Athener, immer auf der Suche nach etwas Neuem, und allein die Tatsache, daß wir so etwas gänzlich ›Neues‹ waren, reichte schon aus, daß sie uns mit Wohlwollen betrachteten. Dazu kam, daß Sir Henrys großartiges Äußeres einen tiefen Eindruck auf dieses Volk hinterließ, das mehr als jedes andere, das ich je kennengelernt habe, einen ausgeprägten Sinn für das Schöne besitzt. In anderen Ländern mag man durchaus das Schöne preisen; in Zu-Vendis wird es fast vergöttert, wie ja auch die überall im Lande immer wieder festzustellende Vorliebe für die Bildhauerkunst deutlich beweist. Die Menschen redeten ganz offen auf dem Marktplatz davon, daß es wohl kaum einen Mann im ganzen Lande gäbe, der Curtis in seinem Äußeren gleichkäme, so wie es ihrer Meinung nach niemanden außer Sorais gab, der es in bezug auf Schönheit mit Nylephta aufnehmen konnte. Sie fanden es daher auch völlig normal, daß diese beiden heirateten. Ja, sie waren sogar der festen Überzeugung, daß die Sonne Sir Henry ihrer Königin als Gemahl gesandt hatte. Nun, wenn man dies berücksichtigt, kann man sich wohl gut vorstellen, daß Sorais' Versuche, uns bei der Bevölkerung in ein schlechtes Licht zu rücken, nicht gerade auf fruchtbaren Boden fielen. Und niemand wußte das besser als Sorais selbst. Meine Folgerung war daher, daß sie sich wahrscheinlich dazu entschlossen hatte, draußen bei der Landbevölkerung den Eindruck zu erwecken, als rühre der Konflikt mit ihrer Schwester von ganz anderen, viel allgemeineren Ursachen her als lediglich der Heirat Nylephtas mit einem Fremden. In einem Land, das schon so oft von Bürgerkriegen erschüttert worden war, war es wahrscheinlich leicht, irgendeine alte Geschichte aufzurühren, die die Erinnerung an längst begrabene Fehden wieder wachrief und alte Wunden wieder aufriß. Und, wie ich es vermutete, hatte sie auch sehr schnell etwas Passendes gefunden. Aus diesem Grund war es von großer Wichtigkeit für sie, einen der Fremden bei sich zu haben, den sie der einfachen Landbevölkerung als einen der berühmten Ausländer verkaufen konnte, der sich für ihre gerechte Sache so begeistert hatte, daß er den Entschluß gefaßt hatte, seine Kameraden zu verlassen und ihrem Banner zu folgen.
    Dies war ohne Zweifel auch der Grund dafür gewesen, daß sie so sehr darauf bedacht gewesen war, Good auf ihre Seite zu ziehen. Sie hätte ihn solange benutzt, wie er ihr für ihre Zwecke dienlich erschienen wäre, und dann hätte sie ihn fallenlassen. Aber als Good im letzten Moment doch noch abgesprungen war, hatte sie die sich so günstig bietende Gelegenheit, Alphonse zu ergreifen, sofort beim Schopf gepackt. Alphonse hatte, abgesehen vielleicht davon, daß er ein bißchen kleiner war als Good, eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem. Ich war felsenfest davon überzeugt, daß Sorais die Absicht hatte, ihn den Leuten auf dem Lande und in den kleineren Städten als den großen Bougwan

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