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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Stab, wieder zurück zu seinen Linien, die sich schon wieder auf dem Vormarsch befanden. Mittlerweile hatten sie den kleinen Fluß erreicht, dessen Wasser jetzt rot vom Blute der Gefallenen war.
    Und Umslopogaas und ich jagten von der schrecklichen Walstatt davon wie Pfeile, die von der Sehne des Bogens schnellen. Nach wenigen Minuten war das Schlachtgetümmel schon außer Sichtweite; nur der Geruch des Blutes lag noch schwach in der Luft, und das Klirren der Waffen und die Schreie der Kämpfenden und der Sterbenden drangen zu uns herüber wie das weit entfernte Tosen der Brandung.

21
     
    Vorwärts! Vorwärts!
     
     
    Auf der Spitze des Anstiegs hielten wir für einen Moment an, um unseren Pferden eine Atempause zu gönnen. Als wir uns umwandten, konnten wir weit unten die Schlacht wogen sehen. Von hier oben aus betrachtet mutete sie im Licht der untergehenden Sonne, die die ganze Szene in ein blutiges Rot tauchte, eher an wie ein wildes Titanengemälde als eine wirkliche Schlacht Mann gegen Mann. Das einzige, woran man deutlich erkennen konnte, daß es sich um ein echtes Gefecht handelte, waren die ständig und überall aufblitzenden Lichtreflexe der Speere und Schwerter, ansonsten jedoch wirkte das Panorama bei weitem nicht so beeindruckend, wie man hätte erwarten können. Die große grüne Rasenfläche, auf der sich die Schlacht abwickelte, die deutlich erkennbaren Umrisse der dahinter liegenden Hügel und das riesige Ausmaß der großen Ebene bewirkten, daß sich der eigentliche Raum, auf dem die Schlacht wogte, recht klein, ja geradezu kümmerlich ausnahm. Das, was einem gewaltig und bedeutsam vorkam, wenn man selbst mitten darin steckte, schien mit wachsendem Abstand immer winziger und unbedeutender zu werden. Aber ist es nicht so mit all den großen Taten und Werken unseres Menschengeschlechtes, über die wir so gewaltig die Trompete blasen und von denen wir solch großes Aufhebens machen? Wie unerheblich und lächerlich, wie unbedeutend, moralisch und physisch, müssen sie doch auf jenes ruhige Auge wirken, das von den Höhen des Himmelsgewölbes auf sie herabschaut.
    »Wir gewinnen, Macumazahn«, sagte der alte Umslopogaas, der sogleich die ganze Szene mit dem erfahrenen Auge des alten Kämpfers überblickt hatte. »Schau, die Truppen der Herrin der Nacht geben an allen Fronten nach, es ist keine Kraft mehr in ihnen, sie biegen sich wie heißes Eisen und kämpfen nur noch mit halbem Herzen. Doch leider wird die Schlacht nur unentschieden ausgehen, denn schon bricht die Dunkelheit herein, und unsere Regimenter werden nicht mehr nachsetzen können und die Feinde töten!« – Traurig schüttelte er den Kopf. »Aber ich glaube nicht, daß der Feind noch einmal beginnen wird zu kämpfen; zu bitter war die Speise, mit der wir ihn gefüttert haben. Ah! Es ist gut, gelebt zu haben! Endlich habe ich einen Kampf gesehen, der es wert war, ihn erlebt zu haben.«
    Mittlerweile hatten wir uns wieder auf den Weg gemacht, und während wir Seite an Seite dahinflogen, erzählte ich ihm, welches unsere Mission war, und daß all das Blut, das an jenem Tage vergossen worden war, umsonst vergossen sein sollte, wenn diese Mission scheiterte.
    »Ah«, sagte er, »nahezu hundert Meilen, und keine anderen Pferde als diese, und im Morgengrauen müssen wir dort sein! Vorwärts! Vorwärts! Wir müssen es versuchen, Macumazahn; und vielleicht erreichen wir die Stadt zeitig genug, um dem alten Hexenmeister Agon den Schädel zu spalten. Einst wollte er uns doch verbrennen, der alte Regenmacher, nicht wahr? Und nun will er also Nylephta, meiner Mutter, eine Falle stellen, oder? Nun gut! So wahr mein Name der des Spechtes ist, so wahr werde ich ihm, gleich, ob meine Mutter stirbt oder nicht, den Schädel bis zum Bart spalten. Ah, ich schwöre es beim Haupte des T'Chaka!« Und während er dahingaloppierte, schüttelte er Inkosi-kaas drohend über seinem Kopf. Inzwischen hatte sich die Dunkelheit herabgesenkt, aber zum Glück würde bald der Mond aufgehen, und der Weg war gut.
    Und so sprengten wir voran durch die Dunkelheit, einen leichten Wind im Rücken, und die beiden prachtvollen Pferde, auf denen wir ritten, jagten dahin mit weitausholendem, mächtigem Schritt, Meile um Meile, mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks. Nicht ein einziges Mal gerieten sie aus dem Tritt. Wir galoppierten jetzt einen Abhang hinunter und kamen durch ein breites Tal, das sich bis an den Fuß einer weit entfernten Bergkette erstreckte.
    Langsam wuchsen die

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