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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Good, und ohne irgendwelche Befehle abzuwarten, griff ich Nastas Schwertkämpfer an. Sie sahen mich kommen, und gewarnt von dem donnernden Hufschlag meiner Pferde wandte sich der größte Teil von ihnen um und bereitete uns einen heißen Empfang. Sie wichen nicht einen Zoll zurück; vergeblich hieben und trampelten wir sie nieder, als wir eine breite rote Furche durch die Masse ihrer Leiber zogen; sie schienen zu Hunderten wieder aufzustehen, hieben ihre fürchterlichen Schwerter in die Leiber unserer Pferde oder zerschnitten ihre Knieflechsen, um sogleich ihre Reiter, die auf die Erde fielen, buchstäblich in Stücke zu hacken. Auch mein Pferd sank, von Schwerthieben tödlich verwundet, unter mir zusammen, aber zum Glück hatte ich noch ein frisches, nämlich mein eigenes Lieblingspferd, eine pechschwarze Stute, die Nylephta mir geschenkt hatte. Sie wurde in Reserve gehalten, und später konnte ich sie besteigen. Vorerst jedoch mußte ich sehen, wie ich ohne Pferd zurechtkam, denn meine Männer hatten mich in dem wüsten Durcheinander völlig aus den Augen verloren. Und meine Stimme konnte man natürlich nicht hören; sie ging unter in dem Klirren des aufeinanderprallenden Stahls und wurde übertönt von den wütenden Kriegsschreien der Kämpfenden und den Schmerzensschreien der Verwundeten und Sterbenden. Gleich darauf fand ich mich mitten im Gewimmel der Überreste des zweiten Kampfblockes wieder. Die Männer hatten sich um ihren Befehlshaber Good geschart und kämpften verzweifelt um ihr Leben. Ich stieß mit dem Fuß gegen jemand, und als ich herunterblickte, erkannte ich Goods Monokel. Er war gestürzt und war auf die Knie gefallen. Über ihn gebeugt stand ein riesiger Bursche und holte zu einem Schwerthieb aus. Irgendwie gelang es mir, den Dolch von dem Masai, dem ich die Hand abgeschnitten hatte, in den Leib des Mannes zu rammen. Doch dabei schaffte er es noch, mir einen fürchterlichen Schwerthieb in die linke Seite der Brust zu verpassen. Zwar rettete mir mein Kettenhemd das Leben, aber ich fühlte, daß ich schwer getroffen war. Ich fiel auf die Hände und die Knie und lag so etwa eine Minute lang inmitten der Toten und Sterbenden. Mir wurde schwarz vor den Augen, und ich war einer Ohnmacht nahe. Als ich wieder einigermaßen zu mir kam, sah ich, daß Nastas Speerträger, oder besser das, was von ihnen noch übriggeblieben war, sich über den Fluß zurückzogen. Neben mir kniete Good und lächelte.
    »Das war verdammt knapp!« rief er. »Aber Ende gut, alles gut!«
    Ich nickte, aber ich hatte das Gefühl, daß es für mich nicht gut geendet hatte. Ich war schwer verwundet.
    Just in dem Moment sahen wir, wie die kleineren Kavallerietrupps, sie sich auf unseren äußersten Flügeln befanden und die jetzt durch die dreitausend Reiter, die wir in Reserve bereitgehalten hatten, verstärkt worden waren, wie Pfeile aus ihren Stellungen hervorschossen und in die zerrissenen Flanken von Sorais' Armee fielen. Dieser Angriff sollte von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf der Schlacht sein. Nur wenige Minuten später zog sich der Feind in langsamer Rückwärtsbewegung, immer noch erbitterten Widerstand leistend, über den kleinen Fluß zurück, wo er sich noch einmal neu formierte. Noch einmal geriet die Schlacht ins Stocken, und während dieser kurzen Kampfpause gelang es mir, mein zweites Pferd zu besteigen. Ich ritt sofort zu Sir Henry, der mir die Anweisung gab, noch einmal anzugreifen. Und mit einem wilden Schlachtruf aus tausend Kehlen, mit wehenden Bannern und blitzendem Stahl gingen die Überreste unserer Armee in die Offensive und rückten vor, langsam zwar, doch stetig und mit unwiderstehlicher Gewalt. Zum erstenmal rückten wir aus den Stellungen, die wir den ganzen Tag über so tapfer gehalten hatten, noch vorn.
    Endlich waren wir es, die die Initiative ergriffen.
    Wir stießen weiter vor, Berge von Toten und Verwundeten überquerend. Als wir gerade am Fluß angelangt waren, wurde meine Aufmerksamkeit auf eine außergewöhnliche Szene gelenkt. In wildem Galopp, die Arme fest um den Hals des Pferdes geschlungen, die bleiche Wange an die Mähne des Tieres gepreßt, sprengte ein Reiter auf uns zu. Er trug die volle Uniform eines Zu-Vendi-Generals. Als er näherkam, erkannte ich, wer es war. Es war niemand anders als unser verschollener Alphonse. Selbst in dieser Verkleidung waren die hochgezwirbelten Spitzen seines Schnurrbartes unverkennbar. Eine Minute später flog er in wildem Galopp durch

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