Allan Quatermain
verbissenen und doch geordneten Auf und Ab von Angriff und Verteidigung. Ich selbst hatte mehr als genug damit zu hin, die Übersicht über das, was sich auf unserem eigenen Flügel abspielte, zu behalten; und da für einen Augenblick die Kavallerie in die Deckung von Goods drei Kampfblöcken gegangen war, konnte ich sehr gut den gesamten rechten Flügel überblicken.
Nastas verwegene Schwertkämpfer brandeten jetzt in roten Wogen gegen die trutzigen, wie Felsen dastehenden quadratischen Blöcke an. Wieder und wieder stießen sie ihren wilden Kriegsschrei aus und warfen sich gegen die langen Dreierreihen aus Speerspitzen, um sogleich wieder zurückzuprallen wie Wellen, die sich an einer Felsklippe brechen.
Und so tobte die Schlacht vier Stunden lang nahezu ohne Pause, und als diese vorüber waren, hatten wir, wenn auch nichts gewonnen, so doch auch nichts verloren. Zwei Versuche, die der Feind unternommen hatte, sich von der Seite her durch den Wald einen Weg zu bahnen und in unsere linke Flanke einzubrechen, waren vereitelt worden; und bis zu diesem Zeitpunkt hatten Nastas Hochländer es trotz ihrer verzweifelten Attacken noch nicht geschafft, Goods drei Kampfblöcke zu zerbrechen, wenn sie auch ihre Stärke um gut ein Drittel verringert hatten.
Das Zentrum der Armee, in dem sich Sir Henry mit seinem Stab sowie Umslopogaas befanden, hatte gewaltige Verluste hinnehmen müssen, aber es hatte nichtsdestoweniger todesmutig standgehalten. Dasselbe konnte man auch von unserem linken Flügel berichten.
Schließlich büßten die Angriffe an Heftigkeit ein, und Sorais' Armee trat den Rückzug an. Ich dachte schon, sie hätten genug. Aber in diesem Punkte wurde ich sehr bald eines Besseren belehrt. Sie teilte ihre Kavallerie in vergleichsweise kleine Trupps auf und griff uns auf ganzer Linie mit ungeheurer Wucht von neuem an; und einmal mehr rollten ihre Zehntausende von Schwertkämpfern und Speerträgern gegen unsere geschwächten Kampfblöcke und Schwadronen an. Sorais selbst dirigierte den Angriff; furchtlos wie eine Löwin stürmte sie an vorderster Spitze voran. Sie kamen herangebraust wie eine Lawine – ich sah ihren goldenen Helm in der vordersten Reihe blitzen –, und unserer Kavallerie gelang es nicht, den Ansturm durch gezielte Gegenangriffe aufzuhalten. Sie durchbrachen unsere vordersten Reihen, und das Zentrum unserer Linien bog sich unter der Last ihres Angriffes wie ein Bogen nach innen. Dann brach unsere Linie auf, und hätten nicht die zehntausend Mann, die wir in Reserve hatten, in den Kampf eingegriffen, so wäre das Herz unserer Armee völlig aufgerieben worden. Goods drei Kampfblöcke wurden beiseite gewischt wie Boote von der heranwogenden Springflut. Der vorderste wurde regelrecht auseinandergesprengt und verlor die Hälfte seiner restlichen Männer. Aber die Anstrengung war zu heftig und zu fürchterlich gewesen, als daß sie hätte längere Zeit anhalten können. Plötzlich kam die Schlacht zu einem Wendepunkt, und für eine oder zwei Minuten hing sie in der Balance.
Und dann bewegte sie sich langsam auf Sorais' Lager zu. In diesem Moment wichen auch Nastas verwegene und nahezu unbezwingbare Hochländer, entweder, weil ihre Verluste sie entmutigt hatten, oder aufgrund irgendeiner List, zurück, und die Reste von Goods tapferen Kampfblöcken verließen ihre Stellungen, die sie über so viele Stunden hinweg behauptet hatten, und stießen unter wildem Jubelgeschrei rasch nach. Daraufhin stellten sich die zurückflutenden Schwertkämpfer wieder zum Kampfe und begannen, Goods Männer zu umzingeln. Und erneut stürzten sie sich mit gellenden Kriegsschreien auf sie. Das, was von dem ersten Kampfblock noch übriggeblieben war, wurde auf der Stelle aufgerieben, und ich sah, daß sich auch der zweite, in dessen Mitte Good auf einem großen Pferd sitzend zu erkennen war, kaum noch halten konnte. Einige Minuten später, und auch er war zerbrochen, seine wehenden Fahnen sanken in den Staub, und ich verlor Good inmitten des tobenden Schlachtgetümmels aus den Augen.
Sekunden danach brach ein blaßgelbes Pferd mit schneeweißer Mähne und Schwanz aus den Überresten des zerbrochenen Kampfblockes hervor und sprengte reiterlos und mit flatternden Zügeln an mir vorüber. Ich erkannte in ihm sofort das Offizierspferd, das Good geritten hatte. Ich zögerte nicht einen Moment und ritt sofort mit der Hälfte meiner restlichen Kavallerie, die zu diesem Zeitpunkt etwa noch vier- bis fünftausend Mann stark war, zu
Weitere Kostenlose Bücher