Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
unsere Linien; um Haaresbreite wäre er niedergehauen worden. Schließlich fiel ihm jemand in die Zügel, und man brachte ihn zu mir, als unsere Vorwärtsbewegung gerade zu einem Stillstand kam, der es uns erlaubte, die Überreste unserer aufgeriebenen Kampfblöcke wieder in Reih und Glied zu bringen.
    »Ah, Monsieur«, keuchte er mit vor Angst bebender Stimme, »dem 'immel sei Dank, Sie sind's! Ah, was isch 'abe erdulden müssen! Aber Sie gewinnen, Monsieur, Sie gewinnen; sie fliehen, diese 'unde. Aber 'ören Sie, Monsieur – isch 'ätte fast vergessen; etwas sehr Schlimmes! Die Königin soll morgen früh beim ersten Lischt des Tages im Palast von Milosis ermordet werden; ihre Gardisten werden sie verlassen, und die Priester werden sie töten. Ah! Wenn sie wüßten! Aber isch war versteckt unter ein Banner und konnte alles 'ören.«
    »Was?« rief ich entsetzt. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wie isch sage, Monsieur; dieser diable Nasta ist letzte Nacht verschwunden, um die Sache mit dem Erzbischof Agon zu besprechen. Die Garde wird das kleine Tor auflassen, das von der großen Treppe zu dem Palast führt, und dann wird sie weglaufen. Und Nasta und Agons Priester werden 'ereinkommen und sie töten. Die Gardisten selbst 'aben sisch geweigert, das zu tun.«
    »Kommen Sie mit!« rief ich. Ich rief dem nächstbesten Stabsoffizier zu, er solle für mich das Kommando übernehmen, griff die Zügel von Alphonses Pferd und galoppierte in irrwitzigem Tempo in Richtung der etwa eine halbe Meile entfernten Stelle, wo ich die königliche Fahne im Winde flattern sah, und wo ich, wie ich wußte, Curtis finden würde, falls er noch unter den Lebenden weilte. Wir flogen nur so dahin, unsere Pferde sprangen in Riesensätzen über Berge von Toten und Verwundeten, unter ihren trommelnden Hufen spritzte das Blut auf, das in großen Pfützen die ganze Walstatt bedeckte; weiter ging es entlang der zerrissenen Linie von Speerträgern, bis ich schließlich Sir Henrys mächtige Gestalt aus dem Kampfgetümmel herausragen sah. Er saß auf dem weißen Pferd, das Nylephta ihm zum Abschied geschenkt hatte, und überragte wie ein Turm in der Schlacht die ihn umringenden Generäle seines Stabes.
    Gerade als wir ihn erreichten, begannen unsere Linien erneut, vorzurücken. Sir Henrys Kopf war mit einem blutigen Fetzen Tuch umwickelt, aber ich sah, daß sein Auge klar und scharf wie immer war. Neben ihm stand der alte Umslopogaas, die Axt rot vom Blut, aber auch er machte einen frischen und unversehrten Eindruck.
    »Was ist passiert, Quatermain?« rief Sir Henry, als er meiner gewahr wurde.
    »Etwas Entsetzliches! Es ist eine Verschwörung im Gange, mit dem Ziel, Nylephta im Morgengrauen zu ermorden. Alphonse, dem es gelungen ist, Sorais zu entkommen, hat alles gehört.« Ich wiederholte atemlos, was mir der Franzose berichtet hatte.
    Curtis' Gesicht wurde leichenblaß, und sein Unterkiefer fiel herunter.
    »Im Morgengrauen!« keuchte er. »Und jetzt ist Sonnenuntergang! Es wird vor vier Uhr hell werden, und wir sind fast hundert Meilen entfernt – neun Stunden von Milosis! Was sollen wir nur tun?«
    Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf. »Ist dein Pferd frisch?« fragte ich Curtis.
    »Ja, ich habe es eben erst bestiegen – als mein letztes getötet wurde. Und Futter hat es auch eben erst bekommen.«
    »Meines ebenfalls. Steig schnell ab und gib es Umslopogaas; er ist ein hervorragender Reiter. Wir werden noch vor Morgengrauen in Milosis sein – wenn nicht, nun, dann haben wir jedenfalls alles versucht, was in unserer Macht steht. Nein, nein; du kannst jetzt unmöglich hier fort. Man würde dich erkennen, und die Schlacht würde sich möglicherweise noch einmal wenden. Sie ist noch nicht halb gewonnen. Die Soldaten würden glauben, du machst dich aus dem Staub. Nun rasch!«
    Sofort stieg er von seinem Pferd, und auf mein Geheiß sprang Umslopogaas in den leeren Sattel.
    »Und nun leb wohl«, sagte ich. »Sende tausend Reiter mit frischen Pferden hinter uns her; wenn möglich, etwa in einer Stunde. Bleibe du an Ort und Stelle, schicke einen General auf den linken Flügel, um das Kommando zu übernehmen, und erkläre den Männern meine Abwesenheit.«
    »Du wirst doch alles tun, um sie zu retten, nicht wahr, Quatermain?« fragte er voller Verzweiflung.
    »Ja, das werde ich. Und nun mach, daß du wieder zu deinen Leuten kommst; du bist schon ein ganzes Stück hinter ihnen.«
    Er schaute uns noch einmal an, und dann sprang er, begleitet von seinem

Weitere Kostenlose Bücher