Allan Quatermain
wie ein stählerner Blitz durch Helm, Haar und Schädeldecke, und der Körper des Angreifers polterte leblos die Stufen hinab. Während er hintüberkippte, glitt ihm sein runder Schild aus Flußpferdleder aus der Hand und fiel auf den Marmorboden. Der alte Zulu bückte sich blitzschnell und hob ihn auf, wobei er noch immer seinen wilden Kriegsgesang erschallen ließ.
Eine Sekunde später hatte auch der standhafte, treue Kara mit einem mächtigen Schwerthieb seinen ersten Angreifer zu Boden geschickt, und dann begann ein Schauspiel, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt hatte.
In grimmiger Wut sprang ein Angreifer nach dem nächsten die Stufen hinauf; oft waren es zwei drei auf einmal. Doch so schnell sie auch herangeflogen kamen – die Axt fiel krachend herab, das Schwert blitzte, und schon rollten sie wieder die Treppe herunter, tot oder schwer verwundet. Und je dichter das Kampfgetümmel wogte, desto schärfer schien das Auge des alten Zulu zu werden und desto stärker sein Arm. Mit markerschütternder Stimme schrie er seine Kriegsrufe hinaus und zählte all die Namen der Häuptlinge auf, die er getötet hatte, und seine Axt wütete grimmig unter den Verschwörern; sie durchschlug und zerschmetterte alles, auf das sie traf. Vorbei war's mit der exakten Methode, die er immer so geliebt hatte; er pickte keine runden Löcher mehr in die Schädel seiner Feinde; dazu hatte er keine Zeit in diesem seinem letzten unvergeßlichen Kampfe. Er schlug mit voller Kraft zu, und mit jedem Hieb sank ein Angreifer zu Boden und polterte in seiner Rüstung die Stufen hinunter.
Sie mochten noch so sehr mit Schwertern und Speeren nach ihm hauen und stechen und ihn an Dutzenden von Stellen verwunden, bis er blutüberströmt war – der Schild schützte seinen Kopf und das Kettenhemd seinen Lebensnerv; die Zeit verrann, und immer noch stand er, tatkräftig unterstützt von dem aufopferungsvoll kämpfenden Zu-Vendi-Offizier, wie ein Fels in der Brandung und hielt die Treppe gegen den wütend anrennenden Feind.
Doch da zerbrach Karas Schwert; er schleuderte den Griff zu Boden und warf sich mit bloßen Fäusten dem nächsten Angreifer entgegen. Miteinander ringend stürzten sie zu Boden und rollten ineinander verschlungen die Treppe hinunter; und sogleich wurde Kara buchstäblich in Stücke gehackt. So starb er den Heldentod.
Nun stand Umslopogaas ganz allein der Übermacht wild entschlossener Angreifer gegenüber, doch nicht ein einziges Mal wich er auch nur einen Fußbreit zurück. Gellende Zulu-Schlachtrufe ausstoßend ließ er seine fürchterliche Axt wieder und wieder herabfahren und streckte einen Gegner nach dem anderen nieder, bis sie schließlich voller Grauen von den schlüpfrigen, blutbesudelten Stufen zurückwichen und ihn wie eine übernatürliche Erscheinung entsetzt anstarrten.
Der Wall aus Marmorblöcken war nun fast fünf Fuß hoch, und mein Herz füllte sich mit neuer Hoffnung, während ich hilflos wie ein Greis dastand, in ohnmächtiger Wut die Zähne zusammenbiß und dem glorreichen Kampf zuschaute. Ich hatte keine Möglichkeit, Umslopogaas beizustehen, denn meinen Revolver hatte ich in der Schlacht am Paß verloren.
Und der alte Umslopogaas, er stand da, seine treue Axt schwingend, blutüberströmt und von zahllosen Wunden ermattet, und verhöhnte und verspottete sie. Ganz alleine stand er da, der großartige alte Recke, vor einer erdrückenden Übermacht, und schimpfte sie ›alte Weiber‹ und ›Hasenfüße‹. Und so sehr Nasta auch drohte und ihnen aufmunternd zurief, mehrere Minuten lang wagte keiner, einen neuen Angriff gegen dieses schier unbezwingbar scheinende Wesen aus einer anderen Welt zu unternehmen. Schließlich faßte sich der alte Agon, der – das muß der Gerechtigkeit halber gesagt werden – trotz all seiner Verschlagenheit und Tücke ein tapferer Mann war, ein Herz. Er sah, daß der Wall bald fertig sein würde, und wußte, daß das alle seine Pläne vereiteln würde. Er schwang seinen großen Speer und stürzte in rasender Wut die vom Blut rot gefärbten Stufen hinauf.
»Ah, ah!« schrie der Zulu, als er den wehenden weißen Bart des Priesters erkannte. »Du bist es, alter Hexenmeister! Komm nur näher heran! Ich habe schon auf dich gewartet, weißer Medizinmann! Komm nur! Komm nur! Ich habe geschworen, dich zu töten, und der alte Umslopogaas hält immer seinen Schwur.«
Und schon war der Alte heran, ihn beim Wort nehmend. Er stieß mit dem großen Speer mit
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