Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
Ja, und er errettete mich in letzter Sekunde. Und dafür, für die großen Taten, die sie vollbracht haben – Taten von solcher Größe und solchem Heldenmute, wie sie in der Geschichte unseres Volkes ohne Beispiel sind, sollen ihre Namen, der Name von Macumazahn und der Name des toten Umslopogaas, ja, und der Name von Kara, meinem treuen Diener, der ihm so tapfer zur Seite stand, als er die Treppe verteidigte, in goldenen Lettern über meinem Throne prangen und für immer, solange dieses Reich existiert, vom Ruhme dieser glorreichen Helden Zeugnis ablegen. Ich, die Königin, befehle dies, und so soll es geschehen.«
    Als diese feurige Rede beendet war, erschollen stürmische Jubelrufe, und ich sagte, wir hätten schließlich nur unsere Pflicht getan, wie es bei Engländern und Zulus üblich sei. Daraufhin wurden die Jubelrufe nur noch lauter. Dann half man mir, den Weg über den äußeren Hof zu meinem Quartier zurückzulegen, wo ich mich erst einmal ins Bett legen sollte. Während ich, gestützt von hilfreichen Armen, den Weg entlanghumpelte, fiel mein Blick auf das brave Pferd Daylight, das dort auf der Erde lag, den weißen Kopf nach vorn gestreckt, in derselben Stellung, in der es schon dagelegen hatte, nachdem es auf dem Hofe zusammengebrochen war. Ich bat jene, die mich stützten, mich nahe an das tapfere Tier heranzubringen; ich wollte es noch einmal anschauen, bevor man es davonschleifen würde. Und wie ich es anschaue, da öffnet es zu meinem großen Erstaunen die Augen, hebt seinen Kopf ein wenig und wiehert leise. Ich hätte vor Freude laut schreien können, als ich sah, daß es noch nicht tot war, hätte ich noch die Kraft zu schreien gehabt. Sofort schickte man nach den Stallknechten, die das Pferd auf die Beine stellten und ihm Wein einflößten. Vierzehn Tage später war es wieder so gesund und munter wie eh und je, und heute ist es der Stolz der Leute von Milosis. Sobald sie es auf der Straße sehen, zeigen sie es ehrfurchtsvoll den kleinen Kindern und flüstern ihnen ins Ohr, dies sei das ›berühmte Pferd, das der Königin das Leben gerettet hat‹.
    Ich humpelte weiter und legte mich ins Bett. Man wusch mich und zog mir vorsichtig das Kettenhemd aus. Das bereitete mir schreckliche Schmerzen – kein Wunder: meine linke Brustseite war eine einzige schwarz angelaufene Wunde.
    Das nächste, woran ich mich erinnere, war das Trappeln von Pferdehufen; es war etwa zehn Stunden später. Ich richtete mich in den Kissen auf und fragte, was los sei. Man sagte mir, daß soeben ein großer Trupp Kavallerie, den Curtis der Königin zu Hilfe gesandt hatte, vom Schlachtfeld eingetroffen sei. Die Männer seien zwei Stunden nach Sonnenuntergang losgeritten. Als sie den Schauplatz des blutigen Gemetzels verließen, befanden sich die versprengten Überreste von Sorais' Armee in vollem Rückzug in Richtung M'Arstuna, verfolgt von unserer gesamten noch kampffähigen Kavallerie.
    Sir Henry schlug mit den Resten seiner erschöpften Truppen an der Stelle das Lager für die Nacht auf, wo noch in der Nacht zuvor Sorais' Truppen gelagert hatten (so schnell kann sich das Kriegsglück wenden) und war drauf und dran, am nächsten Morgen auf M'Arstuna zu marschieren. Als ich diese Nachricht gehört hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen; nun konnte ich beruhigt sterben. Und in dem Moment wurde alles schwarz um mich herum.
     
    Das erste, was ich sah, als ich erwachte, war ein riesiges Monokel dicht über mir. Hinter dem Monokel befand sich Good.
    »Na, wie geht's, alter Knabe?« sagte eine Stimme, die von irgendwo aus der Nähe des Monokels zu kommen schien.
    »Was machst du denn hier?« fragte ich matt. »Wieso bist du nicht in M'Arstuna – bist du weggelaufen, oder was?«
    »M'Arstuna!« rief er fröhlich. »M'Arstuna ist schon vor einer Woche gefallen. Du warst vierzehn Tage lang bewußtlos, mein Freund. Ich kann dir sagen, da war vielleicht etwas los; sie gingen mit fliegenden Fahnen, mit Pauken und Trompeten unter, gerade so, als wären sie es gewesen, die den Krieg gewonnen haben; aber trotz alledem; froh waren sie nicht, als sie sich ergeben mußten. Ich kann dir sagen, so etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.«
    »Und Sorais?« fragte ich.
    »Sorais – oh, Sorais ist gefangengenommen worden; sie ließen sie im Stich, diese Schufte«, fügte er mit veränderter Stimme hinzu, »sie opferten die Königin, um ihre Haut zu retten. Man bringt sie gerade hierher; ich habe keine Ahnung, was aus ihr werden wird –

Weitere Kostenlose Bücher