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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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gut passen, machen sie den Träger gegen primitive Waffen fast unverwundbar. Oft ist mir der Gedanke durch den Kopf gegangen, daß, wenn die englische Regierung während der Kolonialkriege, besonders dem gegen die Zulus, doch nur auf die Idee gekommen wäre, ihre Männer mit solchen Panzerhemden auszustatten, manch ein Mann heute noch leben könnte, der längst tot und vergessen ist.
    Angesichts der Situation, in der wir steckten, beglückwünschten wir uns für unsere weise Voraussicht, die Hemden mitgenommen zu haben, und für das Glück, das wir gehabt hatten, daß nicht auch sie von unseren schurkischen Trägern gestohlen worden waren, als sie uns mit fast allen unseren Ausrüstungsgegenständen davongelaufen waren. Da Curtis zwei besaß und sich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen hatte, die Kombination anzuziehen – das zusätzliche Gewicht von drei oder vier Pfund war für einen Mann von seiner Körperkraft keine wesentliche Beeinträchtigung, ganz abgesehen davon, daß der fast vollkommene Schutz, den die Kombination bot, für einen Mann, der ohne jeglichen Schild kämpfte, von enormer Wichtigkeit war –, machte ich den Vorschlag, daß er das andere Hemd Umslopogaas lieh, der ja auf ebenso gefährlichem wie ruhmvollem Posten kämpfen sollte. Curtis war sofort einverstanden, und er rief den Zulu zu sich. Umslopogaas brachte Curtis' Axt mit, die er inzwischen fertig hatte und die seiner kritischen Prüfung standgehalten hatte. Als wir ihm das stählerne Hemd zeigten und ihm eröffneten, daß er es tragen solle, stand er diesem Plan zuerst ablehnend gegenüber. Dreißig Jahre lang habe er in seiner eigenen Haut gekämpft, und nun wolle er nicht auf seine alten Tage noch in einer Haut aus Eisen kämpfen. Daraufhin nahm ich einen schweren Speer, breitete das Hemd auf dem Boden aus und hieb den Speer mit aller Kraft darauf. Mit lautem Klirren federte die Waffe von dem Hemd zurück, ohne auch nur einen Kratzer auf dem Gewebe aus gehärtetem Stahl zu hinterlassen. Diese Demonstration schaffte es schon fast, ihn umzustimmen. Und als ich ihm dann noch eindringlich klarmachte, daß er in einer Situation, in der jeder Mann zehnfach zählte, nicht einfach aufgrund altmodischer Vorurteile einen so hervorragenden Schutz für Leib und Leben in den Wind schlagen durfte, und daß er außerdem, wenn er ein solches Hemd trug, auf einen Schild verzichten und mit beiden Händen kämpfen konnte, gab er schließlich nach und streifte sich die »Eisenhaut« über. Und in der Tat – obwohl das Hemd ja für Sir Henry angefertigt worden war, paßte es dem riesigen Zulu wie eine zweite Haut. Die beiden Männer waren fast gleichgroß. Und obwohl Curtis den größeren Eindruck machte, bin ich fast geneigt zu sagen, daß der Unterschied eher der Einbildung zuzuschreiben ist als der Realität. In Wirklichkeit, würde ich sagen, war er vielleicht ein wenig stämmiger, aber eigentlich nicht größer. Vielleicht hatte er etwas muskulösere Arme. Umslopogaas hatte vergleichsweise dünne Arme, diese aber hatten die Stärke von Drahtseilen. Jedenfalls, wie sie nun beide so dastanden, die Axt in der Hand, in braune Kettenhemden gehüllt, die wie eine zweite Haut ihre mächtigen Oberkörper umschmiegten, dabei jeden Muskel und jede Kontur nachzeichneten, gaben sie in der Tat das Bild eines Paars ab, vor dem sich wohl selbst noch eine Gruppe von zehn starken Männern gefürchtet hätte.
    Es war nun fast ein Uhr morgens. Wie die Späher berichteten, schickten sich die Masai allmählich an, schlafenzugehen, nachdem sie das Blut der Ochsen getrunken und gewaltige Mengen Fleisch verzehrt hatten. An den beiden Eingängen des Kraals hatten sie Posten aufgestellt. Flossie, so sagten die Späher, befand sich nicht weit von der auf der westlichen Seite gelegenen Mauer des Kraals entfernt, etwa in der Mitte. Bei ihr befanden sich das Kindermädchen und der weiße Esel, den man an einen Holzpflock gebunden hatte. Ihre Füße hatte man zusammengebunden, und um sie herum lagen Masaikrieger.
    Da wir im Augenblick absolut nichts tun konnten als warten, aßen wir etwas und gingen uns für ein paar Stunden schlafen legen. Der gute alte Umslopogaas war einfach bewundernswert: So als mache der bevorstehende Kampf nicht den geringsten Eindruck auf ihn, legte er sich einfach auf die Erde und war in Sekundenschnelle in tiefen Schlaf gesunken. Ich weiß nicht, wie es den anderen erging; ich für mein Teil fand jedenfalls keinen Schlaf. Ich muß zu meinem

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