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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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das Gas, nun, da er auf dem Rücken schwamm, aus dem offenen Mund entweichen konnte. Da sank er nun hinunter in die transparenten Fluten – Klafter um Klafter konnten wir seinen Weg in die Tiefe verfolgen, bis schließlich nur noch eine lange Reihe von Luftblasen nach oben stieg, die letztes Zeugnis darüber ablegten, wohin er gegangen war. Schließlich waren auch die Blasen verschwunden, und das war das Ende unseres armen Dieners. Umslopogaas schaute gedankenvoll dem Toten nach.
    »Warum folgte er uns?« fragte er. »Es ist gewiß ein böses Omen für dich und mich, Macumazahn.« Dann lachte er.
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu; denn ich hasse solche obskuren Andeutungen. Wenn jemand solche abergläubischen Ideen hat, dann sollte er sie meiner Meinung nach gefälligst für sich behalten. Ich kann Menschen nicht ausstehen, die einem mit ihren verdrießlichen Vorahnungen auf die Nerven gehen, oder die, wenn sie geträumt haben, daß man als Verbrecher gehängt wurde, oder sonst etwas Scheußliches, einem das gleich in aller Ausführlichkeit beim Frühstück auf die Nase binden müssen, selbst wenn sie dazu früher als sonst aufstehen müssen.
    Nun wachten auch die anderen auf und stellten voller Freude fest, daß wir aus dem schrecklichen Fluß heraus waren und wieder offenen blauen Himmel über uns hatten. Als nächstes redeten alle wirr durcheinander und äußerten alle möglichen Vorschläge, was wir als erstes tun sollten. Das Ergebnis war, daß wir, hungrig, wie wir waren (das einzige, was wir noch hatten, waren ein paar dünne Streifen Biltong, das ist eine Art getrocknetes Wildbret – unsere ganzen übrigen Vorräte hatten wir ja jenen furchterregenden Süßwasserkrebsen zum Fraß überlassen müssen), erst einmal beschlossen, irgendwo an Land zu gehen. Doch nun tauchte eine neue Schwierigkeit auf. Wir wußten ja überhaupt nicht, wo das nächste Ufer war. Abgesehen von den Klippen, durch die der unterirdische Fluß in den See trat, konnten wir nichts als eine ausgedehnte, glänzende Fläche blauschimmernden Wassers sehen. Aber nachdem wir festgestellt hatten, daß die großen Schwärme von Wasservögeln immer von der linken Seite her kamen, schlußfolgerten wir, daß sich dort irgendwo das Ufer befinden mußte. Folglich steuerten wir das Kanu in die Richtung, aus der die Vögel kamen, und paddelten mit frischem Mut voran. Nach einer Weile kam eine steife Brise auf, die zum Glück genau in die Richtung blies, die wir eingeschlagen hatten. Mit Hilfe der Stange und einer Decke machten wir uns ein behelfsmäßiges Segel, das uns bald munter vorantrug. Nachdem wir dies besorgt hatten, vertilgten wir den Rest unseres Biltong, spülten es mit einem kräftigen Schluck des köstlichen Seewassers herunter, zündeten unsere Pfeifen an und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
    Als wir eine Stunde so dahingesegelt waren, rief Good, der die ganze Zeit über den Horizont mit dem Fernglas beobachtete: »Land in Sicht!« Voller Freude blickten wir nach vorn. Good machte uns darauf aufmerksam, daß wir uns, wie die veränderte Farbe des Wassers verriet, der Mündung eines Flusses näherten. Ein paar Minuten später erblickten wir in der Ferne eine große goldene Kuppel, ähnlich der von St. Paul's Cathedral, die aus dem Morgendunst herausragte, und während wir noch darüber rätselten, was in aller Welt das sein konnte, meldete Good eine weitere, noch viel wichtigere Entdeckung, nämlich, daß sich ein kleines Segelschiff auf uns zubewegte. Diese Nachricht, von deren Richtigkeit wir uns bald darauf mit unseren eigenen Augen überzeugen konnten, brachte uns mächtig in Unruhe. Daß die Eingeborenen dieses unbekannten Sees die Kunst des Segelns beherrschten, ließ darauf schließen, daß sie einen gewissen Grad der Zivilisation erreicht hatten. Einige Minuten später hatte uns der Insasse oder die Insassen des Bootes offenbar entdeckt. Einen Moment lang schien er unentschieden zu sein, doch dann kreuzte das Boot mit hoher Geschwindigkeit in unsere Richtung. Nach zehn Minuten war es nur noch etwa hundert Yards von uns entfernt, und wir konnten es uns näher betrachten. Es war ein hübsches kleines Boot – kein aus einem Baumstamm gehöhltes Kanu, sondern eher nach europäischer Art gebaut; also aus Holzplanken. Es trug ein für seine Größe ungeheuer großes Segel. Doch schon bald wurde unsere Aufmerksamkeit von dem Boot auf seine Insassen gelenkt. Es waren ein Mann und eine Frau. Sie waren fast so weiß wie

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