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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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heraus waren und nun auf offenem Fahrwasser dahinglitten. Ich sage deshalb ›spürte‹, weil ich absolut nichts sehen konnte. Die Dunkelheit war völlig undurchdringlich, wie es oft unmittelbar vor der Dämmerung der Fall ist. Aber selbst das konnte meine Freude kaum trüben. Endlich waren wir aus diesem schrecklichen Fluß heraus, und wo immer wir auch jetzt waren – dafür zumindest konnten wir dankbar sein. Ich setzte mich hin, atmete in tiefen Zügen die kühle Nachtluft ein und wartete ungeduldig auf die Morgendämmerung.

11
     
    Die finster blickende Stadt
     
     
    Eine Stunde oder länger hatte ich dagesessen und gewartet (Umslopogaas hatte sich mittlerweile ebenfalls schlafen gelegt), als sich schließlich der Osten grau färbte und riesige Nebelschwaden über das Wasser schwebten, wie Geister aus längst vergangenen Zeiten. Es waren die Dämpfe, die sich aus dem Wasser erhoben, um die herannahende Sonne zu begrüßen. Das Grau verwandelte sich in ein blasses Gelb, und das blasse Gelb wurde zu einem leuchtenden Rot. Als nächstes sprangen herrliche Balken von Licht am östlichen Horizont empor, und zwischen ihnen schossen die leuchtenden Pfeile, jene strahlenden Boten des heranrückenden Tages hervor, die den Dunst verscheuchten und die Berge mit ihrem süßen Kuß zum Leben erweckten. Weiter und weiter flogen sie, von Berg zu Berg, von Längengrad zu Längengrad. Im nächsten Moment schwangen die goldenen Tore weit auf, und die Sonne selbst trat hervor wie die Braut aus ihrem Gemache, mit Glanz und Pracht und dem Aufblitzen von Millionen von goldenen Speeren, und sie umarmte die Nacht und deckte sie mit ihrem Glanze zu. Es war Tag!
    Aber noch konnte ich nichts erkennen außer dem wunderbaren blauen Himmel über uns, denn über dem Wasser lagen dichte Nebelbänke, als hätte man die gesamte Oberfläche des Sees mit dicker Watte bedeckt. Nach und nach saugte jedoch die Sonne den Nebel auf, und bald konnte ich erkennen, daß wir auf einer prächtig blauen Wasserfläche schwammen, deren Ufer ich nicht sehen konnte. Etwa acht bis zehn Meilen hinter uns erstreckte sich jedoch, soweit das Auge reichte, eine lange Kette steiler Felswände, die gleichsam die Stützmauer des Sees bildeten. Ohne Zweifel trat in irgendeiner Spalte zwischen diesen Felsen der unterirdische Fluß ans Tageslicht und floß in den See. Es zeugte nur von der außergewöhnlichen Stärke der Strömung des geheimnisvollen Flusses, daß unser Kanu selbst jetzt noch, da wir schon meilenweit von der Felswand entfernt waren, darauf reagierte und langsam vorwärts trieb. Und kurz darauf fand Umslopogaas, der inzwischen aufgewacht war, noch einen weiteren Hinweis auf die Stärke der Strömung des Flusses – und zwar einen, der alles andere als angenehm war. Er sah einen weißlich schimmernden Gegenstand auf dem Wasser treiben und lenkte meine Aufmerksamkeit mit einer Handbewegung darauf. Mit ein paar Paddelschlägen brachten wir das Kanu in die Nähe des Gegenstandes. Zu unserem Schrecken stellten wir fest, daß es sich um die Leiche eines Mannes handelte, die mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser trieb. Das war an sich schon schlimm genug, aber stellt euch mein Entsetzen vor, als ich, nachdem Umslopogaas die Leiche umgedreht hatte, in dem eingefallenen Gesicht die Züge von niemand anderem als unserem armen Diener wiedererkannte, der zwei Tage vorher in dem Strudel des unterirdischen Flusses versunken war. Mir lief ein Schauder über den Rücken! Ich hatte gedacht, wir hätten ihn für immer und ewig aus den Augen verloren, und – siehe da! Mitgerissen von der Strömung, hatte er die schreckliche Reise gemeinsam mit uns gemacht, und gemeinsam mit uns hatte er auch das Ziel erreicht! Er war grausam zugerichtet; sein Äußeres deutete darauf hin, daß er mit seinem Körper die Stichflamme berührt hatte – ein Arm war völlig zusammengeschrumpft, und sein ganzes Haar war weggebrannt. Sein Gesicht war eingefallen, aber dennoch hatte es den Ausdruck panischen Entsetzens bewahrt, den ich zuletzt auf seinem lebendigen Gesicht gesehen hatte, kurz bevor der arme Kerl unterging. Der Anblick erschütterte mich zutiefst, müde und ausgelaugt wie ich war nach allem, was wir durchgemacht hatten, und ich war heilfroh, als plötzlich der Leichnam zu versinken begann, gerade so, als habe er eine Mission zu erfüllen gehabt, und nun, da er sie erfüllt hatte, ging er unter. Der wahre Grund für das plötzliche Absinken der Leiche war natürlich der, daß

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