Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
...«, fuhr er fort, »wenn, wie ich feststelle, Damen in der Nähe sind. Wenigstens einer von uns sollte ordentlich gekleidet sein.«
    Wir wußten nichts weiter zu sagen; wir waren ganz einfach sprachlos, besonders, wenn wir daran dachten, auf welch gerissene Weise Good während all der Monate den Inhalt dieses Koffers vor uns verheimlicht hatte. Wir schlugen ihm lediglich vor, er solle sein Kettenhemd unter der Uniform anziehen. Er erwiderte, daß er befürchtete, das Hemd würde dem guten Sitz seines Mantels, den er sorgfältig in der Sonne ausgebreitet hatte, um die Kniffe und Eselsohren herauszukriegen, abträglich sein, stimmte jedoch schließlich dieser Vorsichtsmaßnahme zu. Das Lustigste an der ganzen Sache war jedoch, Umslopogaas' Verblüffung und Alphonses Entzücken über Goods unglaubliches Verwandlungskunststück zu beobachten. Als er schließlich in voller Pracht dastand, sogar mit den Orden auf der Brust, und sich in den stillen Wassern des Sees betrachtete, so wie einst der junge Mann in jener alten Geschichte, dessen Name mir entfallen ist, aber von dem ich weiß, daß er sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte, da konnte der alte Zulu seine Gefühle nicht länger im Zaum halten.
    »O Bougwan!« rief er. »O Bougwan! Ich hielt dich immer für einen häßlichen kleinen Mann – und fett, fett wie eine Kuh vor der Kalbung; und nun siehst du aus wie ein blauer Eichelhäher, wenn er stolz seinen Schwanz spreizt. O Bougwan, meine Augen sind geblendet, wenn ich dich anschaue.«
    Good liebte diese Anspielungen auf seine Fettleibigkeit ganz und gar nicht; ich muß der Wahrheit halber auch hinzufügen, daß sie nicht mehr allzu berechtigt waren; denn die harten Anstrengungen der letzten Monate hatten seinen Leibesumfang bestimmt um drei Zoll verringert. Aber ansonsten fühlte er sich durch Umslopogaas' offensichtliche Bewunderung äußerst geschmeichelt. Alphonse war in höchstes Entzücken geraten.
    »Ah! Monsieur 'at das 'errliche Aussehen von ... von eine Krieger. Das werden die Demoiselles sagen, wenn wir an Land gehen. Monsieur ist vollkommen; er erinnert misch sehr an meine 'eroische Groß...«
    An dieser Stelle unterbrachen wir seinen Redefluß.
    Als wir den Glanz betrachteten, den Good da so unerwartet enthüllt hatte, wurden wir mit einem Mal von dem eifersüchtigen Gedanken beseelt, es ihm gleichzutun, und wir machten uns daran, uns ebenfalls so gut es ging herzurichten. Das einzige jedoch, was wir tun konnten, war, uns mit unseren Jagdanzügen aufzuputzen, von denen wir jeder einen besaßen. Unsere Panzerhemden behielten wir darunter an. Was meine Erscheinung; anbetrifft, so hätten auch alle feinen Kleider der Welt nichts daran ändern können, daß sie schäbig und unbedeutend wirkte. Sir Henry hingegen hinterließ in seinem fast neuen Tweedanzug, seinen Gamaschen und Stiefeln einen hervorragenden Eindruck. Alphonse putzte sich ebenfalls mächtig heraus und zwirbelte seine enormen Bartspitzen besonders hoch. Selbst der alte Umslopogaas, der im allgemeinen kein Freund eitler Selbstbespiegelung war, schloß sich dem allgemeinen Trend an und polierte mit etwas Werg und dem Öl aus der Lampe solange an seinem Kopfring herum, bis er glänzte wie Goods Lackstiefel. Dann zog er das Panzerhemd an, das Sir Henry ihm geschenkt hatte, sowie seinen ›Moocha‹, und schließlich komplettierte er seine Erscheinung noch, indem er Inkosi-kaas gründlich reinigte.
    Mittlerweile hatten wir uns schon ein ganzes Stück dem Land, beziehungsweise der Mündung eines großen Flusses genähert (das Segel hatten wir, gleich nachdem wir unser Bad beendet hatten, wieder gesetzt). Kurz darauf sahen wir – inzwischen waren ungefähr anderthalb Stunden vergangen, seit das kleine Boot uns verlassen hatte –, wie vom Fluß oder Hafen her eine große Anzahl von Booten auftauchte. Die größten von ihnen hatten wohl an die zwölf Tonnen. Eines von ihnen wurde von vierundzwanzig Rudern vorwärtsbewegt; fast alle anderen waren Segelboote. Wir spähten durch das Glas und erkannten sogleich, daß das Ruderboot ein offizielles Schiff war; die Mannschaft trug eine Art Uniform. Vorn auf dem Halbdeck stand ein alter, ehrwürdig aussehender Mann mit einem langen weißen Bart und einem Schwert im Gürtel. Offensichtlich war er der Befehlshaber des Schiffes. Die anderen Boote waren anscheinend voll mit Leuten, die die Neugier herausgetrieben hatte. Sie segelten oder ruderten, so schnell sie konnten, auf uns zu.
    »Was sollen wir

Weitere Kostenlose Bücher