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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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wetten?« fragte ich. »Werden sie uns freundlich empfangen, oder werden sie kurzen Prozeß mit uns machen?«
    Keiner wußte eine Antwort auf diese Frage. Das kriegerische Aussehen des Alten und sein Schwert machten uns ein wenig nervös.
     

     
    In diesem Augenblick erspähte Good eine Herde Flußpferde auf dem Wasser, ungefähr zweihundert Yards von uns entfernt. Er schlug vor, es wäre nicht das Schlechteste, den Eingeborenen mit unserer Macht Respekt einzuflößen, indem wir einige der Tiere erschossen. Wir waren sofort von dieser Idee eingenommen (was sich noch als großer Fehler erweisen sollte) und holten unsere großkalibrigen Gewehre hervor, für die wir noch ein paar Patronen hatten. Die Herde bestand aus vier Tieren; einem großen Bullen, einer Kuh und zwei Kälbern, von denen eines schon fast zwei Drittel der Größe eines ausgewachsenen Tieres hatte. Schnell hatten wir sie erreicht. Ihre einzige Reaktion auf unser plötzliches Erscheinen bestand darin, daß sie sich unter die Wasseroberfläche sinken ließen und ein paar Yards weiter gleich wieder auftauchten. Ihre unglaubliche Arglosigkeit kam mir in der Tat ungewöhnlich vor. Als die herankommenden Boote etwa noch einen Abstand von etwa fünfhundert Yards hatten, eröffnete Sir Henry den Reigen, indem er auf das größere der beiden Kälber feuerte. Die schwere Kugel traf es genau zwischen den Augen, durchdrang den Schädel und tötete es auf der Stelle. Als es unterging, zog es eine breite Blutspur hinter sich her. Dann feuerten Good und ich fast gleichzeitig unsere Kugeln ab; ich auf die Kuh, und Good auf den alten Bullen. Mein Schuß traf das Tier, verletzte es aber nicht tödlich. Mit einem gewaltigen Platschen tauchte das Flußpferd unter und kam sogleich mit wütendem Grunzen wieder hoch. Mit der Kugel aus dem zweiten Lauf gab ich ihm den Rest. Das Wasser färbte sich blutigrot, und dann versank das mächtige Tier. Good, der ein erbärmlicher Schütze ist, verfehlte den Kopf des Bullen; die Kugel streifte ihn lediglich. Nachdem ich meinen zweiten Schuß abgefeuert hatte, blickte ich auf. Den Reaktionen nach zu urteilen, schienen die Menschen, mit denen wir hier in Berührung gekommen waren, noch nie Feuerwaffen gesehen zu haben: die Verwirrung, die unsere Schüsse und ihre Wirkung auf die Tiere auslösten, war ungeheuer. Einige der Leute in den Booten stießen laute Entsetzensschreie aus; andere wendeten und machten, daß sie so schnell wie möglich wieder davonkamen. Auch der alte Mann mit dem Schwert machte ein entsetztes und verwirrtes Gesicht und ließ sein großes Ruderboot auf der Stelle anhalten. Es blieb uns indessen nur wenig Zeit zum Schauen; denn just in dem Moment tauchte der alte Bulle, durch die Verletzung, die er durch den Streifschuß erlitten hatte, aufs äußerste gereizt, wieder aus dem Wasser auf, etwa vierzig Yards von unserem Boot entfernt, und glotzte uns wutschnaubend an. Wir schossen alle drei auf ihn und erwischten ihn an verschiedenen Stellen. Schwer getroffen ging er wieder unter. Bei den Zuschauern schien jetzt doch die Neugier über die Angst zu siegen; denn einige segelten dicht an uns heran; unter ihnen befanden sich auch der Mann und die Frau, die wir als erste etwa zwei Stunden zuvor gesehen hatten. Sie kamen am dichtesten heran und waren bald fast auf gleicher Höhe mit uns. In dem Moment tauchte das riesige Tier, knapp zehn Yards von ihrem Boot entfernt, erneut auf, und mit wütendem Gebrüll und weit aufgerissenem Maul griff es das Boot an. Die Frau stieß einen spitzen Schrei des Entsetzens aus, und der Mann versuchte noch, mit dem Boot auszuweichen; jedoch ohne Erfolg. In der nächsten Sekunde sah ich, wie der riesige rote Schlund mit den glänzenden Stoßzähnen sich mit einem knirschenden Geräusch über dem einen Ende des zerbrechlichen Gefährtes schloß, buchstäblich eine Ecke davon abbiß und das Boot umwarf. Das Fahrzeug kenterte auf der Stelle, und seine Insassen flogen in hohem Bogen ins Wasser. Gleich darauf, ohne daß wir auch nur eine Sekunde Zeit gehabt hätten, etwas zur Rettung der beiden zu unternehmen, war das bis aufs Blut gereizte Tier schon wieder zur Stelle und griff mit weit aufgerissenem Maul das arme Mädchen an, das verzweifelt in den Fluten um sich schlug. Schon waren die mahlenden Kiefer der Bestie im Begriff, sich über dem armen Mädchen zu schließen, da hatte ich mein Gewehr auch schon hochgerissen und feuerte knapp über den Kopf des Mädchens hinweg mitten in den Schlund

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