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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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des Flußpferdes. Es kippte nach hinten weg und begann, laut schnaubend und rote Blutfontänen aus seinen Nasenlöchern pustend, sich im Wasser um seine eigene Achse zu drehen. Bevor es sich jedoch noch einmal erholen konnte, hatte ich ihm auch schon die Kugel aus dem zweiten Lauf seitlich in den Hals gejagt, und das gab ihm endgültig den Rest. Es hörte sofort auf sich zu drehen und sank auf der Stelle.
    Unsere nächste Anstrengung galt der Rettung des Mädchens. Der Mann war inzwischen fortgeschwommen und in ein anderes Boot geklettert. Diesmal jedoch hatten wir sofort Glück; es gelang uns (unter dem Geschrei der Schaulustigen), das Mädchen, das völlig erschöpft und verängstigt, aber ansonsten unverletzt war, schnell ins Kanu zu ziehen.
    In der Zwischenzeit hatten sich die Boote in respektvoller Entfernung versammelt, und wir sahen, wie ihre Insassen, die offenbar völlig verwirrt und verängstigt waren, beratschlagten, was sie nun tun sollten. Ohne ihnen Zeit für irgendwelche Entschlüsse zu lassen, die, so fürchteten wir, möglicherweise zu unseren Ungunsten ausgefallen wären, griffen wir nach unseren Paddeln und hielten auf sie zu. Good stellte sich aufrecht in den Bug des Kanus, schwenkte höflich seinen Dreispitz in sämtlichen Richtungen und ließ sein ohnehin freundlich wirkendes Gesicht in einem offenen und aufgeweckten Lächeln erstrahlen.
    Die meisten Boote wichen zurück, als wir näherkamen. Einige jedoch blieben da, wo sie waren, während das große Ruderboot uns entgegenkamt um uns in Empfang zu nehmen. Kurz darauf war es längsseits von uns, und ich konnte deutlich sehen, daß unsere äußere Erscheinung – besonders die von Good und Umslopogaas, bei dem ehrwürdigen Kapitän Erstaunen erweckte, gepaart mit ein wenig Furcht. Er war nach der gleichen Mode gekleidet wie der Mann, den wir zuerst gesehen hatten, nur daß sein Hemd nicht aus braunem Tuch war, sondern aus schneeweißem Leinenstoff, der purpurfarben gesäumt war. Der Rock jedoch war der gleiche; ebenso die dicken Goldringe um den Arm und den linken Unterschenkel. Die Ruderer trugen lediglich einen Rock, ansonsten waren sie bis zur Hüfte nackt. Good zog vor dem alten Mann den Dreispitz mit einer besonders tiefen Verbeugung und fragte ihn in makellosem Englisch nach seinem Befinden. Wie als ob er damit antworten wolle, legte der Mann Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand quer über die Lippen und hielt sie einen Moment lang so. Wir vermuteten, daß das seine Art zu grüßen war. Dann rief auch er etwas zu uns herüber, in derselben melodisch klingenden Sprache, die schon den ersten Mann ausgezeichnet hatte. Wir mußten ihm jedoch leider zu verstehen geben, daß wir kein Wort verstanden. Das taten wir, indem wir den Kopf schüttelten und die Achseln zuckten. Das letztere tat Alphonse so perfekt, als sei es ihm angeboren, und dabei auf eine so höfliche Weise, daß niemand es als Beleidigung hätte auffassen können. Als wir uns so gegenüberstanden und im Moment niemand so recht weiterzuwissen schien, dachte ich mir, da mein Hunger inzwischen kaum noch auszuhalten war, daß es nichts schaden könne, wenn ich die Aufmerksamkeit der Männer auf diese Tatsache lenkte. Gesagt, getan; ich öffnete also den Mund, zeigte mit dem Finger in Richtung Hafen; gleichzeitig warf einer von der Besatzung seines Bootes uns eine Leine herüber und gab uns ein Zeichen, sie festzumachen, was wir auch sofort taten. Das Ruderboot nahm uns ins Schlepptau und glitt mit hoher Geschwindigkeit auf die Flußmündung zu. Die anderen Boote folgten uns. Ungefähr zwanzig Minuten danach erreichten wir die Hafeneinfahrt, in der es nur so wimmelte von Booten, die alle voll besetzt waren mit Leuten, die extra herausgekommen waren, um uns zu sehen. Wir machten die Beobachtung, daß alle von heller Hautfarbe waren, obwohl manche hellhäutiger schienen als andere. Die Haut einiger Frauen war in der Tat von blendendem Weiß; der dunkelste Teint, den wir entdecken konnten, war ungefähr der eines ziemlich dunkelhäutigen Spaniers. Kurz darauf machte der breite Strom einen Bogen, und im selben Moment entfuhr uns allen gleichzeitig ein Ausruf höchsten Erstaunens und Entzückens, als wir zum ersten Mal die Stadt vor uns liegen sahen, die wir bald kennenlernen sollten als Milosis oder die ›Finster blickende Stadt‹ (von mi, was Stadt bedeutet, und losis, was soviel heißt wie Stirnrunzeln oder finsterer Blick).
    Etwa fünfhundert Yards hinter dem Flußufer ragte ein

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