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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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des Saales bis zur äußersten Spitze jedes einzelnen Blütenblattes exakt dreihundert Fuß (das entspricht genau der Länge des Kreisbogens um den Kuppelsaal), oder, in der Totale gemessen, also vom äußersten Punkt eines Blattes bis zum äußersten Punkt des ihm gegenüberliegenden Blattes, genau sechshundert Fuß.
    Das Gebäude besteht aus purem, geschliffenem weißen Marmor, der sich in einem großartigen Kontrast von dem roten Granit der Stadt abhebt, über der es glitzernd prangt wie ein herrschaftliches Diadem auf der Stirn einer geheimnisvoll düsteren Königin. Die Oberfläche der Kuppel und die Dächer der zwölf blütenblattförmigen Höfe sind mit hauchdünnem Blattgold überzogen. Und auf der äußersten Spitze jedes einzelnen Hofdaches steht eine goldene Statue mit ausgebreiteten Flügeln und einer Fanfare in der Hand, die die Figur eines Engels darstellt, der im Begriff ist, sich in die Lüfte zu erheben. Ich muß es wirklich dem Leser überlassen, sich eine Vorstellung zu machen von dem zauberhaften Glanz, der von diesen Dächern ausgeht, wenn sie von den Strahlen der Sonne gebadet werden. Es ist fürwahr, wie wenn tausend Feuer auf einem Berg aus poliertem Marmor aufleuchteten; die Sonnenstrahlen werden so stark reflektiert, daß man das Aufblitzen der Dächer noch klar und deutlich vom Gipfel eines der Berge der hundert Meilen entfernten Gebirgskette wahrnehmen kann.
    Es ist einfach ein traumhafter Anblick – diese goldene Blume, die da erwächst aus den kalten weißen Marmorwällen. Ich bezweifle, daß die Welt desgleichen noch einmal zu bieten hat. Die großartige Wirkung dieses genialen Zusammenspiels von künstlerischer Form, goldenem Licht und edlem Marmelstein wird noch verstärkt durch einen hundertfünfzig Fuß breiten Gürtel rings um den Tempel, der bepflanzt ist mit einer einheimischen Sonnenblumenart; zu dem Zeitpunkt, als wir den Tempel zum ersten Mal sahen, standen diese Blumen gerade in voller Blüte und bildeten einen goldenen Teppich rings um die weiße Tempelmauer.
    Der Haupteingang dieses herrlichen Gebäudes befindet sich zwischen den zwei nach Norden ausgerichteten Strahlen oder blattförmigen Höfen. Zuerst kommt ein großes Tor aus Bronze, und dahinter liegen Türen aus massivem Marmor. Sie sind wunderschön verziert mit allegorischen Motiven und mit Blattgold überzogen. Wenn man diese durchschritten hat, trennt einen vom Inneren nur noch die mächtige Außenwand aus Marmor, die eine Stärke von sage und schreibe fünfundzwanzig Fuß aufweist (die Zu-Vendi bauten in der Tat für die Ewigkeit). Danach kommt noch eine Tür, ebenfalls aus weißem Marmor, die man in die Wand eingelassen hat, um von innen her den Eindruck eines sichtbaren Spaltes in der fugenlosen Innenwand aus Marmor zu vermeiden. Und dann steht man in der kreisförmigen Halle, direkt unter der gewaltigen Kuppel. Geht man weiter auf den Hauptaltar zu, dann offenbart sich dem Auge ein solch schöner Anblick, wie er die Vorstellungskraft des Menschen schier übersteigen muß. Man befindet sich genau in der Mitte der heiligen Stätte, und hoch über einem wölbt sich die weiße Marmorkuppel (die Innenhaut besteht ebenso wie die äußere aus poliertem, weißem Marmor), die in ihrer anmutig; geschwungenen Form an die St. Pauls Kathedrale in London erinnert, nur daß der Kreiswinkel ein wenig kleiner ist. Und aus einer luftschachtähnlichen Öffnung genau im Apex der Kuppel flutet das goldene Licht der Sonne herein und ergießt sich über den golden schimmernden Altar. Auf der Ost- und Westseite der Halle stehen ebenfalls Altäre, deren Lichtstrahlen mit dem weihevollen Dämmerlicht um die Vorherrschaft ringen. In alle Richtungen öffnen sich weiß, mystisch und wunderbar die strahlenförmigen Höfe; und durch jeden von ihnen bohrt sich ein einzelner Pfeil weißen Lichtes, der die erhabene Stille in fahlen Schimmer taucht und die Monumente der Toten mit blassem Schein der völligen Düsternis abringt.
    Überwältigt von diesem ehrfurchtseinflößenden Anblick, dessen kalter und dennoch in den Bann ziehender Liebreiz die Nerven erzittern läßt wie der Blick aus dem Auge der Göttin der Schönheit selbst, wendet man sich ab und wird sogleich erneut in den Bann gezogen von dem goldenen Hauptaltar, in dessen Mitte, bei Tageslicht dem Auge des Betrachters verborgen, eine ewige Flamme brennt, über der sich sanft eine Krone fahlblauen Rauches erhebt. Der Altar besteht aus goldüberzogenem Marmor. Er ist rund wie die

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