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Alle auf Anfang - Roman

Alle auf Anfang - Roman

Titel: Alle auf Anfang - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Zaplin
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schweigt. Starrt auf den Bildschirm. Klickt und klickt.
    »Das glaubst du doch wohl selber nicht.« Anselm nimmt jetzt doch einen Schluck aus dem Glas. Der Milchkaffee ist kalt. Angewidert lässt er die Hand sinken. »Die verarschen dich doch nur.«
    Er fängt einen wütenden Blick von Jasper auf.
    »Was hast du für diese Maske bezahlt?«
    Jasper senkt den Blick. »Fünfzig.«
    »Siehste.«
    Halbherzig macht Jasper noch ein paar Versuche, seine Figur zu bewegen. Anselm sieht sich in der großen Halle um und entdeckt in einer anderen Ecke drei Flipperautomaten. Einer davon ist frei. Er sieht in seiner Geldbörse nach und findet genügend Hartgeld.
    »Spielst du mal mit mir?«, fragt er und deutet auf den Flipper.
    »Kann ich nicht«, mault Jasper.
    »Da gibt’s nichts zu können. Jeder dreimal. Der Sieger hat einen Wunsch frei.«
    »Langweilig.«
    »Okay.« Anselm lässt den Jungen stehen und setzt sich an den Flipper. Er wirft einen Euro ein und bewegt seine Kugel sicher durch das Gelände. Es rattert, klingelt und blinkt, doch am Ende stürzt sie ab. Da steht Jasper schon neben ihm. Anselm wirft noch einen Euro ein und überlässt dem Jungen den Hocker. Das erste Spiel verliert er haushoch. Doch nachdem Anselm sein zweites Spiel verliert, bekommt Jasper allmählich Spaß an der Sache und jagt die Kugel geschickt durch den Parcours. Beinahe gelingt ihm dabei auch noch eine harmonische Klangfolge des Geklingels und Gepfeifes, das jede Runde begleitet. Höchste Punktzahl. Die erreicht Anselm bei seinem dritten Versuch zwar auch, doch Jasper schafft sie noch einmal und damit hängt er Anselm ab. »Yes!«, strahlt er.
    »Dein Wunsch?«, fragt Anselm. Erstaunlicherweise überlegt der Junge gar nicht erst.
    »Dass wir ans Meer fahren.«
    »Ans Meer?«
    »An die Nordsee«, sagt Jasper bestimmt. »Jetzt.«
Die Muschel in Jaspers Zimmer
    Von der Nordsee, hatte der Lieferwagenfahrer gesagt. Die Muschel war weiß und sah aus wie ein Herz. Und er war noch klein damals und hat das Ding, das so salzig roch, nach Hause getragen. Das Herz aus der Nordsee. Hat es unters Kopfkissen gelegt und nachts geträumt, dass ein Schiff untergegangen ist. Ein Piratenschiff. Der Kapitän hieß Jasper und hat bis zuletzt gekämpft. Als die Wellen ihn unter sich begruben, kam er, der kleine Jasper, zur Welt, und seine Mutter hat ihm den Namen seines Vaters gegeben. Beim Aufwachen war Jasper glücklich gewesen. Die Muschel lag noch unter seinem Kopfkissen. Ein paar Wochen lang lag sie da. Irgendwann ist sie unters Bett gerollt und von da unter den Schrank, und da muss sie noch sein.
Bela will diese Runde gewinnen
    Weich ist das Leder unter der Hand. Streicht er sanft darüber, das ist echt. Echtes Prickeln auf der Haut, nicht so wie eben. Sieht er Alma an. Sitzt immer noch am Tisch. So ein schöner Tisch, beste Tischlerarbeit. So sollen seine Kinder auch sitzen und Porzellanteller vor sich haben und Silberbesteck. Echtes Silberbesteck.
    »Fünftausend Euro«, sagt Alma wieder. War das zu wenig? Wie lange hält Freiheit für fünftausend Euro? Auf dem Tisch vor dem Sofa das Telefon. Schönes Gerät. Klein. Kann man mitnehmen und überall im Haus telefonieren. So ein Telefon sollen seine Kinder haben. Können sie ihn immer anrufen, überall. Steht Alma auf und will das Telefon holen. Ist er schneller. Schnappt es sich und umschließt es fest mit der Hand. Und studiert dann das Display. Erkennt das Zeichen für Adressbuch. Drückt die Taste. Klickt durch bis P. Polizei, steht da. Abgespeichert.
    »Polizei«, sagt er.
    »Warte«, bittet Alma.
    Legt er den Finger auf die Taste. Wartet.
    »So viel Geld habe ich natürlich nicht im Haus«, sagt Alma. Wartet er noch. Nimmt den Finger kurz hoch, sieht sie an. Sieht ein Flackern in ihren Augen. Legt er den Finger wieder fester auf die Taste.
    »Vielleicht ein Scheck«, sagt sie. Steht auf, geht umher ohne Ziel. Ein Scheck. Kann er nichts anfangen damit.
    »Nein.«
    Sie zuckt zusammen. »Aber …«
    »Fahren wir Kontoautomat«, schlägt Bela vor, »jetzt sofort.«
    »Das geht nicht.«
    Sagt sie das zu entschieden. Hat sie das nicht zu entscheiden.
    »Das geht.« So tief kann seine Stimme sein, so bestimmt.
    »Bitte, ich kann jetzt nicht weg«, ihre Schritte werden rascher und immer zielloser, »wenn Jasper kommt, wenn er anruft …«
    Bitte, klingt in seinem Kopf nach. Hat sie ihn noch nie gebeten. Aufträge. Anordnungen. Bitten noch nie. Genießt er das: sein wie sie.
    Steht auch auf. Steht vor ihr. Sieht

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