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Alle auf Anfang - Roman

Alle auf Anfang - Roman

Titel: Alle auf Anfang - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Zaplin
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Nullgasse verschwunden. »Lass uns schon mal vorgehen«, bat Frank Claudia.
    Das Theaterfoyer wirkte nachts ohne Publikum kühl und abweisend. Claudia fröstelte. Frank nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben den Garderobentisch. Claudia legte ihre Notizzettel dort ab und brachte gleich mehrere Stühle herbei. Assistentenjob. Frank dachte gar nicht an solch banale Dinge. Vielleicht hätte er die Schauspieler auch gerne stehen lassen.
    Als sie sich neben ihn setzte, sah er sie lange schweigend an. »Du hast dich ganz gut gemacht«, sagte er schließlich.
    »Danke«, erwiderte Claudia, »am liebsten würde ich hierbleiben.«
    Frank nickte. Er hatte das nicht zu entscheiden. »Zeig mal her«, bat er und ließ sich Claudias Notizen geben. Vergeblich versuchte er, ihre Schrift zu entziffern. »Das musst du mir gleich vorlesen«, erklärte er.
    Bernd und Anselm kamen, noch Reste der Schminke im Gesicht, die Augen gerötet. Bernd setzte sich, Anselm trat hinter Claudia und versuchte, einen Blick auf ihren Notizzettel zu werfen. »Anselm, Anselm, Anselm steht da«, klagte er, »habe ich denn alles falsch gemacht?«
    »Das kann man wohl sagen«, motzte Frank. Stumm zog Anselm einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben Claudia. Inzwischen waren auch die anderen eingetroffen. Frank erhob sich und legte eine Hand auf Claudias Schulter. »Fang an.«
    Stichwort für Stichwort las Claudia vor, und Frank erläuterte, was ihm aufgefallen war. Meistens ging es um Anselm. Frank ließ keine Gelegenheit aus, ihn herunterzuputzen. »Jetzt sag du doch auch mal was«, forderte Anselm Claudia auf. Er war mittlerweile immer tiefer in seinen Stuhl hineingesunken. »Die Szene mit dem Wirt war gut«, versuchte Claudia ihn zu trösten, doch Frank fuhr dazwischen. »Lass mal, der braucht das.« Und fuhr fort, Anselm zurechtzuweisen. Am Ende flammte eine kleine Diskussion zwischen Anna und Christine darüber auf, wer nun zuerst in die Maske musste, und danach gingen alle auseinander. »Ruht euch aus bis morgen!«, rief Frank ihnen nach, »vor allem du, Anselm!« Dann ging er hinüber zum Bühnenbildner, der vor dem leeren dunklen Pausenverkauf auf ihn wartete. »Machst du bitte noch die Requisiten für morgen fertig?«, bat er Claudia im Weggehen.
    Sie hatte das ohnehin schon geplant. Sie wollte mit dem Requisiteur noch die letzten Details klären und dann, wenn alle fort waren, allein auf der Hinterbühne alles für die Premiere einrichten. Anselm hatte sie eben, ehe er ging, an die Schulter gefasst und sie angesehen, als wollte er ihr noch etwas sagen. Er wusste, dass sie gerne als Letzte die Bühne verließ. Er wusste, dass sie die Bühne am liebsten gar nicht verlassen würde. Lass das Theater, mach kein Theater, hatte man früher zu ihr gesagt, um sie zur Vernunft zu bringen. Als ob sie geahnt hätten, dass Claudia diesem Ort einmal verfallen würde. Nicht dem Ort. Dem Geruch von Kleister und Schminke, dem Kampf um den einzig wahren Ausdruck.
Gegen acht treffen sie am Airport Bremen ein
    Anselm hält vor dem Eingang zur Abflughalle. Kein Wort haben sie auf der Fahrt hierher gesprochen. Aber jetzt muss etwas gesagt werden. Es bleiben ihnen Minuten, hier herrscht Parkverbot.
    »Du weißt, was du jetzt tun musst?«, fragt Anselm. Es klingt strenger, als er es beabsichtigt hat. Erschrocken sieht Jasper ihn an. »Ich meine, wegen deinem Ticket und so«, fügt Anselm hinzu, »wo du jetzt hingehen musst, all das Organisatorische.«
    Der Junge nickt. Er löst den Gurt. Öffnet die Tür. Nimmt die Maske vom Boden auf und steigt aus. »Ciao«, sagt er. Schlägt die Tür zu. Geht zum Eingang hinüber. Die Türen springen automatisch auf. Ehe er eintritt, dreht er sich um und kommt zurück. Anselm lässt das Fenster in der Beifahrertür herunter.
    »Hast du mal einen Stift?«, fragt Jasper. Anstelle einer Antwort kramt Anselm in der Ablage und zieht zwischen Taschentüchern und Papier einen Kugelschreiber heraus, den er dem Jungen durch das Fenster reicht. Der notiert etwas auf der Innenseite der Maske. »Meine E-Mail-Adresse. Schreib mir doch mal. Und: danke fürs Meer.«
    Ehe Anselm antworten kann, wendet der Junge sich um und geht mit schnellen Schritten hinein in die Abflughalle. Anselm sieht ihm nach, sieht ihn in seinen verschlammten Klamotten über die Schwelle des Eingangs gehen, sieht die Glastüren sich wieder schließen, sieht sein Auto gespiegelt im Glas. Der Flipperautomat von vorher fällt ihm ein und wie seine Kugel durchschoss,

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