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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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du in einem Motel? Übrigens musste ich es dreißigmal klingeln lassen, bis der Typ am Empfang - der sich nebenbei gesagt anhörte wie ein Nierendieb - ans Telefon ging.«
    »Wade, du lenkst vom Thema ab. Ruf Howie an. Oh, Moment mal - ich glaube, da ist jemand an der Tür.« Janet hielt das Telefon eine Armlänge von ihrem Kopf weg und sagte: »Tock tock tock tock.«
    »Sehr witzig, Mom.«
    »Ich muss zur Tür, Wade.«
    »Das ist wirklich witzig. Ich -«
    Klick.
    Das Motelzimmer gab ihr ein wenig zu sehr ein Gefühl der Vergänglichkeit, aber es war billig, und das machte die Nachteile zu Vorzügen. Dennoch vermisste Janet ihre morgendlichen Aufwachrituale in ihrem eigenen Schlafzimmer. Sie tastete sanft und methodisch ihren Körper ab, als wäre sie bei der Bank und zählte ein Bündel Zwanziger. Sie massierte sacht eine Reihe von Geschwüren auf der Innenseite ihrer Lippen - immer noch da, genau wie am Tag zuvor, nicht bloß ein Traum. Ihre Hände wanderten weiter nach unten - keine Knoten in den Brüsten, heute nicht -, aber was hatte Sarah ihr gesagt? Wir haben alle schon Tausende von Malen Krebs gehabt, Mom, aber all diese Tausende von Malen hat der Körper ihn beseitigt. Es wäre nachlässig, nur den Krebs zu zählen, der sich einnistet. Du und ich, wir könnten beide in diesem Moment Krebs haben, aber morgen ist er möglicherweise schon wieder weg.
    Das Motelzimmer roch nach einem Leben voller Zigaretten. Sie betrachtete das Foto von Sarah im Miami Herald neben dem Telefon, das Standard-PR-Foto einer NASA-Crew: ein Gruppenbild vor einem marineblauen, eiscremeartig verwirbelten Hintergrund. Das Licht schmeichelte dem Teint und ließ eine vornehme, wissenschaftlich fundierte Verachtung für Kosmetik erahnen. Sarah hatte einen Helm unter ihren rechten Arm geklemmt. Ihr linker Arm hing handlos an ihrer Seite: Der Weltraum kennt keine Hemmnisse.
    Janet seufzte. Sie wackelte mit den Zehen. Zehn Minuten später klingelte ihr Telefon erneut: Sarah rief von Cape Canaveral aus an.
    »Hi, Mom. Ich hab grade mit Howie gesprochen. Er holt Wade ab.«
    »Guten Morgen, Sarah. Wie ist dein Tag bisher?«
    »Heute Morgen haben wir Darmentleerung bei Schwerelosigkeit geübt, aber eigentlich hätte ich lieber in einem hübschen, ruhigen Badezimmer gesessen und eine neue Sorte Porenreinigungsstrips ausprobiert. Von der Feuchtigkeit in diesen Anzügen krieg ich fürchterliche Mitesser. Davon stand in diesen alten Foto-Essays in Life nie was drin. Hast du schon gegessen?«
    »Nein.«
    »Komm doch nach Cape und iss mit mir. Es gibt getrocknete Astronauten-Eiskrem in glänzenden Mylar-Tüten.«
    Janet setzte sich im Bett auf und hob ihre Beine über den Rand. Sie betastete ihre Haut - ihr Fleisch -, die ihr von den Knochen hing wie tropfnasse Klamotten. Sie musste pinkeln. Sie begann ihre Worte genau zu dosieren, während sie sehnsüchtig zur Badezimmertür blickte. »Lieber nicht, Schatz. Die lassen mich doch höchstens mal drei Sekunden lang für ein Foto zu dir.«
    Sarah fragte: »Kommt Beth heute an?«
    Beth war Wades Frau. »Heute Nachmittag. Ich schätze, ich werde heute Abend mit den beiden essen gehen.«
    »Wie weit ist sie?«
    »Im vierten Monat, glaube ich. Vielleicht wird es sogar ein Weihnachtsbaby.« »Hm. Verstehe.« »Stimmt was nicht, Sarah?« »Es ist nur -« »Was?«
    »Mom, wie konnte Wade ... die bloß heiraten? Sie ist so schrecklich tugendhaft und gottesfürchtig. Ich hab immer gedacht, Wade würde mal Miss Roller Derby zur Frau nehmen. Beth tut immer so verdammt fromm.«
    »Sie erhält ihn am Leben.«
    »Wahrscheinlich. Wann kommt Bryan an?«
    »Er und seine Freundin sind schon hier. Er hat vom Peabody aus angerufen.«
    »Freundin? Bryan? Wie heißt sie?«
    »Wenn ich's dir sage, wirst du's mir nicht glauben.«
    »So schlimm kann's doch nicht sein. Ist es so ein Fantasie-Name wie DawnElle oder Kerrissa oder Cindajo?«
    »Schlimmer.«
    »Was kann schlimmer sein?«
    »Shw.«
    »Wie bitte?«
    »Shw. So heißt sie: Shw.« »Buchstabier mal.« »S. H. W.« »Und?«
    »Einen Vokal gibt es nicht, falls es das ist, was du meinst.« »Was - ihr Name ist Shw? Sprech ich das richtig aus?« »Ich fürchte ja.«
    »Das ist der ... unpraktischste Name, den ich je gehört habe. Kommt die aus Sri Lanka oder Finnland oder so?«
    Janet ließ die Badezimmertür mit der Toilette dahinter nicht aus den Augen. »Soweit ich weiß, ist sie aus Alberta. Bryan betet sie an, und außerdem ist sie in anderen Umständen.«
    »Bryan ist

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