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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Kunstleder-Couch und grölte: Tucke, Tucke, Ted holte aus und kippte dabei das Sofa um, was Janet einen (vorhersehbaren) Schrei entlockte.
    »Du bist 'ne Tucke, und du kriegst mich nicht ...«
    Genau in dem Moment fiel der Strom aus, und Wade kam es vor, als habe das gesamte Haus einen Schlag auf den Kopf erhalten. Die Nacht war dunkel und verregnet, und niemand konnte etwas sehen. Ted verknackste sich den Knöchel, brüllte: »Oh, Scheiße -«, und Wade lief unter Triumphgeheul weg. Aber Triumph oder nicht, er wusste, dass er sich für ungefähr eine Stunde verstecken musste, bis Ted sich wieder abgeregt hatte. Er tastete sich bis zur Kellertür vor und lief die Treppe hinunter, wo Sarah mit einer Kerze vor dem Sicherungskasten stand. Als sie Wade sah, schaltete sie den Strom wieder ein.
    Stunden später hatte Ted sich beruhigt und war ins Bett gegangen. Wade schaute mit Janet und Sarah Nachrichten. Er sagte: »Du und Dad, ihr solltet euch scheiden lassen.«
    »Wade! Sag doch nicht so was. Und außerdem solltest du deinen Vater auch nicht so oft veralbern. Er muss morgen eine Rede halten, und jetzt hat er ein lädiertes Bein.«
    »Ach je. Wie tragisch.« In den Nachrichten ging es gerade um die Inflation und Gerald Ford. »Warum hast du ihn überhaupt geheiratet?«
    »Wade, hör auf.«
    »Nein, ich mein es ernst. Ich hab mal nachgerechnet: Ich wurde dreizehn Monate, nachdem ihr geheiratet habt, geboren, also kann man nicht behaupten, dass du heiraten musstest.«
    »Ich hab keine Ahnung. Oder - ich weiß es nicht. Er war Amerikaner. Er studierte Raketenantriebssysteme, und das war damals total sexy. Er wollte mit uns zum Mond fliegen.«
    »Und?«
    »Und dann - fing er an, Öl-Pipelines zu entwerfen, und wir sind in den Westen gezogen, der Mond blieb irgendwie auf der Strecke, und ich kann nicht glauben, dass ich das meinem eigenen Kind erzähle.«
    »Du hörst immer genau in dem Moment auf, wenn es anfängt, gut zu werden.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast eine geheime Welt ganz für dich, von der niemand etwas weiß, stimmt's?«
    »Wade! Du liebe Güte, nicht mal Helena ist so indiskret wie du.«
    »Du solltest dich scheiden lassen. Er verdient dich nicht.« Wade verschwieg, dass er in der vergangenen Woche, um am Lonsdale Boulevard illegale Feuerwerkskörper zu besorgen, die Schule geschwänzt und in einem Schnitzel-Restaurant seinen Vater beim Mittagessen mit seiner Sekretärin gesehen hatte.
    »Wade - der Mann ist dein Vater. Ein bisschen Respekt wäre ganz angebracht.«
    Wade fiel auf, dass seine Mutter den Gedanken an Scheidung nicht von sich wies. »Weißt du, was Dad gesagt hat, als ich ihn gefragt habe, warum er dich geheiratet hat?«
    Widerstand war zwecklos; Janet tat desinteressiert. »Also gut: Was?«
    »Sag ich nicht.« »Wade!«
    »Okay, okay. Er hat gesagt, du hast ihm gefallen, weil er nie weiß, woran du gerade denkst.« »Tatsächlich?« »Das hat er gesagt.« »Wirklich?« »Ja.«
    Er merkte seiner Mutter an, dass sie es genoss, geheimnisvoll zu sein.

11
    Am nächsten Morgen telefonierte Nickie mit Janet, die das Zimmer gerade für sich allein hatte. Sie räkelte sich auf dem Bett, wackelte mit den Zehen und kuschelte sich genüsslich in die weiche Decke. »Wie geht's Ihrem Mund?« »Besser als gestern.«
    »Gut. Soll ich Ihnen was sagen? Ich dreh hier in Kissimmee noch durch. Hier ist es wie in einer Leichenhalle. Ted ist mit den anderen nach Disney World gefahren. Wenn ich nur an Disney World denke, muss ich schon würgen.«
    »Na dann -«, begann Janet, »hätten Sie vielleicht Lust ... auf einen frühen Lunch?«
    »Ja. Hab ich. Ich komme mit Teds Wagen vorbei. Was ist mit Ihrer Heiligkeit? Die sollten wir auch fragen.«
    Beth übergab sich gerade im Badezimmer. »Morgenübelkeit. Keine gute Idee.« Janet zögerte. »Besser, ich rufe auch Shw an.«
    »Wozu das denn?«
    »Ich schätze, das gehört sich so. Vielleicht wird sie die Mutter meines Enkelkinds - oder auch nicht.«
    »Ich weiß nicht ... mir kommt sie ziemlich durchgeknallt vor. Und dann dieser Name ...«
    Janet wählte Shws Zimmernummer. »Shw, hier ist Janet. Hast du heute schon was gegessen?«
    Shw antwortete ungewohnt einsilbig. »Nein.«
    »Nickie und ich gehen Kaffee trinken. Klatsch dir ein bisschen Make-up ins Gesicht, schmeiß dich in ein paar saubere Klamotten, und wir treffen uns in einer halben Stunde unten. Kriegst du das hin?«
    »Ich schminke mich nie.«
    »Aber du kommst trotzdem mit?«
    Pause. »Ja.« Klick.
    Eine halbe

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