Alle Familien sind verkorkst
Betriebsfest? Auf der Kühlschranktür klebten außerdem aus Magneten gebildete Wörter.
»Dieses Magnetbuchstabenzeugs bringt mich zur Weißglut«, sagte Nickie.
»Wieso?« Nickie goss sich gerade einen Grapefruit-Saft ein; Janet beneidete sie, denn Grapefruit-Saft war für sie tabu - die Säure verätzte ihr Zahnfleisch.
»Niemand bringt je was Gutes damit zustande. Aber es wirft sie auch keiner weg.«
Die Blicke beider Frauen blieben an einem Kalender mit männlichen Pin-ups neben dem Telefon hängen. »Mann, ist das hier schwul«, sagte Nickie. »Zum Schreien.«
»Lass uns einfach die Pillen holen. Ich bin müde. Ich will ins Bett.«
Sie fanden zwei Dutzend Fläschchen mit Kevins Pillen, die sie in eine Supermarkttüte steckten. Nickie setzte Janet am Peabody ab und fuhr dann wieder los, um die Medikamente abzuliefern.
Janet sehnte sich nur nach einer raschen Dusche und Schlaf, doch als sie oben die Zimmertür öffnete, stand sie vor der nur mit Slip und Unterhemd bekleideten Beth. Diese hatte bereits eine Reihe Cocktails intus und war ziemlich mies drauf. Im Zimmer roch es wie in einem Steakhaus.
»Wo ist Wade?«, fragte Janet. »Und was ist das für ein Geruch?«
Sie entdeckte zwei vollständig ausgeweidete Zimmerservice-Teewagen.
»Was ich mir von deinem Sohn für einen Mist gefallen lassen muss - o Mann. Er lässt mich im Stich, um nach Disney World zu fahren, und ich vertrödele den ganzen Tag in verdammten Touristenfallen. Als ich zurückkomme, ruft ein Typ von Budget an, der Mietwagenfirma, und es stellt sich heraus, dass er meinen Wagen zu Schrott gefahren hat meine Kreditwürdigkeit kann ich jetzt für immer vergessen, vielen Dank -, und dann haut er mit deinem schwachsinnigen Ex und Bryan ab.«
Sie ist betrunken. Sie weiß nicht, was sie sagt. Halt dich zurück, Janet.
»Aha.«
»Und schließlich hinterlässt er mir noch diese lahme Ausrede auf dem Anrufbeantworter, er müsse irgendwas für Norm erledigen.«
»Norm?«
»Einer von Wades alten zwielichtigen Freunden. Besitzt ein Baseballteam oder so was Ähnliches. Er strahlt Finsternis aus wie die Sonne Licht.« Beth öffnete eine Minibarflasche Tequila. »Wenn man beim Tequila angelangt ist, weiß man, dass man die letzten Reste aus der Minibar kratzt.« Sie goss ihn in ein halbes Glas Wasser, nahm einen Schluck und starrte dann auf den Teppich: »Wade geht zugrunde. Es ist die Hölle für ihn.«
»Tja, wie auch immer. Wer hat das alles gegessen?«
»Ich - Steak - nicht bloß eine Portion, sondern zwei.«
Die Vorstellung, dass Steak etwas irgendwie ... Exklusives sein sollte, kam Janet überholt und traurig vor.
»Warte, bis er die Hotelrechnung sieht«, sagte Beth. »Er wird sich in die Hose scheißen.«
»Äh, ja, das kann wohl angehen.«
Janet hatte wenig Geduld mit Betrunkenen, doch hier sah sie eine fantastische Gelegenheit, aus Beth die Antworten auf ein paar Fragen herauszuquetschen, die sie schon seit einer Weile bewegten. »Beth, du freust dich bestimmt schon sehr auf das Baby.«
»Ja.« Beth machte ein trotziges Gesicht.
»Vielleicht könntest du etwas anderes trinken als Alkohol. Kann ich dir einen Saft aus der Minibar holen?«
»Nein, meine Mutter war ständig blau, als sie mit mir schwanger war. Wenn ich heute Abend mal was trinke, wird das schon nichts schaden.« Sie umklammerte das Glas fester.
Janet sagte: »Du machst den Eindruck, als hättest du Sorgen.«
»Wade wird bald tot sein und in der Hölle schmoren, und dann hocke ich alleine hier und habe noch ein zweites Maul zu stopfen.«
»Warum wird Wade sterben?«
»Du bist verflucht, genau wie er. Du trägst das gleiche Mal.«
»Das gleiche Mal? Beth, Wade und ich haben - genau wie du bis vor kurzem, wie ich hinzufügen möchte - eine chronische Krankheit, die man jedoch in den Griff bekommen kann.«
Beth schnaubte, und ihr Kopf sackte leicht nach vorn, als der Alkohol ihre Muskeln erschlaffen ließ.
»Also gut. Sag mal, Beth, was haben deine Eltern zu deiner Schwangerschaft gesagt? Wade hat mir nichts von ihnen erzählt.«
»Meine Eltern könnten ebenso gut tot sein. Ihre Hirne sind wie verschimmeltes Brot. Der Suff.«
»Beth, du bist betrunken, und diese Unterhaltung führt zu nichts. Der heutige Tag war schon zu lang, und ich habe einfach nicht die Energie, dir alles aus der Nase zu ziehen. Ich gehe ins Bett.«
Janet ging zu ihrem Koffer und holte ihr Nachthemd heraus. Sie war auf dem Weg ins Badezimmer, als Beth sagte: »Er hat Flecken auf den
Weitere Kostenlose Bücher