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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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begann er sich den Magen voll zu schlagen. Er legte sechs Würstchen in die Mikrowelle und schaufelte neben der Spüle mit Tortilla-Chips aus einer angebrochenen Tüte Salsa aus dem Kübel. Die Mikrowelle machte ping, Wade holte die Würstchen heraus und beförderte sie nur teilweise zerkaut in seinen Magen. Er vermisste das Gefühl von Hunger, und er liebte die Fähigkeit, ihn leicht und genüsslich zu stillen, wie Sex.
    Wade hörte oben Wasser laufen und die Wasserhähne knattern. Voll gefressen setzte er sich auf einen Küchenstuhl. Ted kam in die Küche. »Ich brauche einen Whiskey. Willst du auch einen?« Er nahm eine Flasche aus einem Schrank. »Ich untersuche meine Flaschen immer noch auf tote Mäuse, du Arschloch.«
    »Wir müssen ins Hotel fahren. Ich brauche meine Pillen.«
    »Entspann dich. Da kommen wir noch früh genug hin. Ich hoffe, diese bekloppte Shwoo oder wie auch immer die heißt hat im Hotel irgendeine Spur hinterlassen. Und hoffentlich hat sie den Wagen nicht in den Everglades versenkt.«
    »Dad - wenn ich meine Pillen nicht nehme, geht es mir doppelt so schlecht wie vorhin.«
    Ted starrte Wade an; Wade spürte, dass dies das erste Mal war, dass Ted seine Krankheit wirklich ernst nahm. »Okay. Ich hole Bryan, wir können einen Stopp beim Hotel einlegen, damit du deine Pillen einwerfen kannst. Und dann sollten wir zum Krankenhaus fahren und ihm was gegen die Schmerzen besorgen. Er sieht aus wie ein Spanferkel.« Als Ted das Zimmer gerade verlassen wollte, drehte er sich noch einmal um. »Solltest du nicht diesen Kraut Florian noch mal anrufen?«
    Wade sah auf seine Uhr. »Gute Idee. Er müsste inzwischen ziemlich neugierig geworden sein.« Wade wählte und geriet erneut an die gelangweilte Frau, aber die Leitung war nach ein paar Sekunden unterbrochen, und als er es ein weiteres Mal versuchte, bekam er keine Verbindung. »Macht nichts«, sagte er zu Ted. »Die Bahamas sind durch eine Angelschnur und eine Menge Wunschdenken mit den Staaten verbunden.«
    Bryan kam derart rosa die Treppe herunter, dass Wade sich fragte, wieso Weiße überhaupt als Weiße bezeichnet werden. Sie fuhren zum Peabody Hotel, und als sie oben im Zimmer waren, stieg Ted der Duft von Nickies Parfüm in die Nase. »Was zum Teufel ...?«
    Bryan durchwühlte Wades Rasierbeutel nach Tylenol, Wade rief noch einmal auf den Bahamas an, bekam jedoch wieder die gleiche unbrauchbare Verbindung, die nach fünf Sekunden versagte. Dann fuhren die Männer zum örtlichen Krankenhaus, wo die Belegschaft einen Blick auf Bryan warf, seinen Zustand erkannte und ihn auf eine Trage packte, um dann eine halbe Stunde damit zuzubringen, seinen Versicherungsstatus zu untersuchen, bevor sie ihn würdig erachteten, als Patient behandelt zu werden. Schließlich bekam er diverse Spritzen sowie ein Rezept für Schmerzmittel und eine Salbe, das mit den letzten hundert Dollar auf Bryans MasterCard bezahlt wurde.
    Bryan lag high von Schmerzmitteln auf der Trage, als Wade und Ted ihren Blick durch die Notaufnahme schweifen ließen und Janet und Nickie entdeckten.
    Was zum Teufel »Mom?«
    »Wade? Ted? Was tut ihr denn hier?« Da sah sie Bryan. »Du lieber Gott!« Sie lief zu ihm hinüber.
    Ted sagte: »Nur die Ruhe. Es ist bloß ein Sonnenbrand. Im Moment ist er im Land der Träume. Viel interessanter ist, was ihr zwei hier macht? Und war das dein Parfüm, das ich oben im Hotelzimmer gerochen habe, Nix?«
    »Ja, Ted, das war es. Janet und ich haben eine lesbische Affäre. Von dir lassen wir uns unsere heimliche Liebe nicht verbieten.«
    »Sehr witzig.«
    Janet sagte: »Wir sind heute Morgen in einen Restaurantüberfall geraten. Jetzt wollen wir den Kellner besuchen, der dabei angeschossen wurde. Wir sind gerade angekommen.«
    »Überfall?«, fragte Wade.
    »Uns ist nichts passiert. Shw war auch dabei.«
    Als Shws Name fiel, horchten die Männer auf. »Wirklich?«
    »Ich frage mich ernsthaft, ob diese Frau vielleicht ein durch und durch schlechter Mensch ist«, sagte Janet. »Sie verkauft das Baby an irgendeinen Autoerstatzteilmagnaten in Daytona Beach. Verkauft das Baby! Ted, wir müssen unsere Differenzen beiseite schieben und ein paar Rechtsanwälte engagieren.«
    »Daytona Beach ...«, sagte Wade.
    »Kennt ihr den Namen dieses Typen?«, fragte Ted.
    »Nein. Wieso?«
    »Ted? Wade?«
    »Glaubt ihr, dass sie jetzt auf dem Weg dorthin ist?«
    »Wer weiß. Wahrscheinlich.«
    Wade und Ted wechselten einen Blick. »Mom«, sagte Wade, »wir müssen los.«

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