Alle guten Dinge sind 2
hinein kommen sah. Er war Anfang fünfzig, seine noch verbliebenen Haare waren vollkommen grau, die grünen Augen schauten sie herzlich über seine Brille hinweg an, die auf seiner schmalen Nase bis auf deren Spitze herunter gerutscht war. Auf seine n dünnen Lippen lag ein warmes Lächeln. „Guten Tag Mrs Hawa, setzten sie sich doch bitte.“
Als Melissa auf dem Stahlrohrgestell Platz genommen hatte, fuhr er fort. „Sie haben einen Schwangerschaftstest bei uns machen lassen? Wünschen sie sich denn ein Kind?“
Ha, das ist eine gute Frage.
„Ich – weiß es nicht.“ Kam es kleinlaut von Melissa. „Nun dann können sie sich darum jetzt Gedanken machen. Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger.“ Klong!! Voller Wucht raste ihr dieser Hammer mitten ins Gesicht.
Schwanger??!!
Kreischte sie innerlich. Totale Panik brach in ihr aus.
Wie konnte das pass ...? Nein, nein, wie weiß ich ja, eher: Warum? Warum gerade jetzt? Wieso ausgerechnet ich ?
Weil DU mit ihm schlafen musstest. S CHWANGER !!!
Dröhnte es ständig durch Melissas Kopf.
Die folgende Untersuchung, Blutabnahme, Ultraschal und B efragung zu ihrer Gesundheit ließ sie wie in Trance über sich ergehen. Erst als sie im Auto hinter ihrem Lenkrad saß, hatte sie den ersten Schock überwunden. Tränen rannten ihr die Wangen hinab.
Verdammt, sie war sechsunddreißig Jahre alt und hatte bereits einen sechzehn-jährigen Sohn, was sollte sie mit einem Baby? Einem kleinen, süßen, unschuldigen Baby? Ein Baby von James. Oh Gott – James. Sie konnte es ihm nicht sagen, vorerst nicht. Sie würde zwar nie abtreiben, gar kein Thema, aber sie mußte erst mal selbst mit der Tatsache, daß sie ein Kind bekommen würde, fertig werden. Das hatte ihr noch gefehlt.
Nein, sie konnte es James jetzt nicht sagen, sonst würde er denken, sie wolle ihn mit einem Kind zu etwas zwingen, was die anderen Frauen versucht aber nicht geschafft hatten. Sie wollte nicht wegen eines Kindes geheiratete werden.
Wenn ihre Beziehung vorbei war und der Bauch unübersehbar, dann würde sie ihm sagen, daß er der Vater sei und daß er sein Kind jederzeit und so oft er wolle sehen könne, aber mehr nicht. Das Kind sollte bei ihr bleiben. Sie wußte er würde diese Vaterrolle übernehmen wollen. Er hatte es ihr damals gesagt, als sie sich über Susans Lüge unterhalten hatten, daß er dies nämlich bei einem unehelichen Kind gern tun würde.
Ein kleiner, blonder Junge mit James blauen Augen oder vielleicht ein Mädchen, das aussehen würde wie ein Engelchen.
Sie schaute ans sich herunter, eine Hand legte sie beschützend auf ihren Bauch. Gott weiß warum, aber auf einmal lachte sie vor Freude. Sie würde ein Kind von James bekommen. Mehr als nur diese paar gemeinsamen Wochen von ihm. Mehr als sie erwartet hatte und das machte sie unendlich glücklich.
Es war schon Nachmittag, als sie auf dem Gestüt ankam. Beschwingt von guter Laune stieg sie die Treppe zum Haus empor.
Ein Kind von James, wie wundervoll das klang. Am liebsten hätte sie ein Liedchen geträllert, doch sie rief sich gerade noch zur Ordnung.
In der Halle traf sie auf Charles. „Hi Charles, wie geht es ihnen?“ Zu gern hätte sie den steifen Charles mit einer Bemerkung wie „Na altes Haus, wie steht ´s?“ begrüßt, weil er so schön rosa anlief, wenn etwas gegen die Etikette verstieß.
„Guten Tag Mrs Hawa. Danke der Nachfrage, es geht mir ausgezeichnet. Ihr Sohn ist mit Mr. Tyrell und dessen Sohn ausreiten. Habe sie schon gespeist?“ Melissa staunte wie üblich über diese erhabene Coolness die Charles ausstrahlte .
Wo zum Teufel hatte James nur diesen Charles aufgegabelt? Solche Butler gab ´s doch nicht wirklich. Oder?
„Danke, aber ich würde nur gern ein Tee trinken und vielleicht ein paar Kekse knabbern. Ich hol ´s mir in der Küche ab.“ Er nickte ihr gönnerhaft zu „ Natürlich, w ie sie wünschen“ und stolzierte davon.
Neben dem Edelknaben komm ich mir wie ein primitives Landei vor.
Auf der Veranda trank sie dann ihren Tee und konnte dem Treiben auf der Koppel und vor dem Stall zu schauen. Neue Gäste waren wieder im Haus. Viele der Gesichter, die kamen und gingen, waren ihr unbekannt.
Von wegen ein paar Freunde . Hier geht’s ja schlimmer zu wie bei meinem Frauenarzt.
In der Ferne sah sie drei Reiter die Hügel hinunter galoppieren, sie kamen schnell näher. Sie stand auf und winkte ihnen zu. Das konnten nur ihre drei Männer sein.
Keni entdeckte sie als erster und ritt
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