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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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zurückkommen könne, sich zu rächen, so beschloß er einen Mann hierzulassen. Sehr erwünscht kam ihm dabei das Anerbieten des Matrosen, bei dem Hutkeeper auszuhalten, bis sie ihn wieder abholen würden. Der Seemann hatte das Herumkriechen im Busch schon lange satt bekommen, und die Ruhe war ihm sehr erwünscht. Mit dem Gewehr des Buschrangers waren sie auch bewaffnet; Tolmer ließ ihnen Pulver und Blei dazu da und ging dann mit seinem kleinen Trupp daran, die Verfolgung des Flüchtlings mit allen Kräften aufzunehmen.
    Eine Strecke weit konnten sie seinen Weg, wo er in die Domen hineingebrochen war, spüren, und an den grünen Stachelblättern fanden sie sogar an zwei Stellen ein paar Tropfen Blut, aber nichts weiter. Sowie er den mehr offenen Wald erreicht hatte, war auf dem harten Boden kein Eindruck mehr zu erkennen, und vergebens suchten sie den Busch bis zur völligen Dunkelheit nach allen Richtungen hin ab.
    Todmüde lagerte die kleine Schar endlich an einem Wasserloch, das sie mitten in einem Dickicht fanden, und zehrte von dem mitgebrachten Proviant; am nächsten Morgen wollten sie die Jagd von neuem aufnehmen. Aber auch der nächste Tag brachte kein besseres Resultat, und Tolmer behielt jetzt nur die Hoffnung, daß sie den Buschranger vielleicht dem anderen Trupp unter Borris in die Hände trieben. Mulligan konnte natürlich nicht wissen, daß er zwei Parteien auf seinen Fersen hatte.
    Die Leute bekamen den entsetzlichen Busch an diesem Tag herzlich satt und einer oder der andere versuchte schon die Andeutung, daß der Schoner wahrscheinlich jetzt von Adelaide zurück sein und auf sie warten würde. Tolmer aber blieb unerbittlich und wollte von dem Schoner und einem Aufgeben seines Planes nichts wissen.
    Am dritten Tag morgens passierten sie, einem kleinen Buschpfad folgend, der zur Küste führte, wieder ein Wasserloch, und hier fanden sie die ersten Spuren des flüchtigen Sträflings wieder. Er hatte dort getrunken. Deutlich konnten sie am Rande der Pfütze die Eindrücke seiner Knie und Hände erkennen, und dicht daneben lag ein kleiner blutbenetzter baumwollener Lappen. Er war also, wenn auch nur leicht, von einer der ihm nachgesandten Kugeln verwundet worden, und wenn sie ihn jetzt ohne Gewehr antrafen, konnte er ihnen kaum mehr entgehen.
    Sosehr sie das ermutigte, in ihren Nachforschungen nicht zu ermatten, sosehr fühlte sich Tolmer selbst bald gehindert, die Verfolgung mit dem alten Eifer fortzusetzen. Er hatte nämlich am Morgen in einen scharfen Dorn getreten, und wenn er es auch am Anfang nicht besonders beachtete, verschlimmerte sich die Wunde durch die Anstrengung und den Staub mit jeder Stunde dermaßen, daß er zuletzt kaum noch von der Stelle konnte.
    Auf dem Pfad, den sie jetzt verfolgten, hatten sie noch mehrmals des Buschrangers Fußspur gefunden, und Tolmer hinkte, auf den Arm eines seiner Leute gestützt, mit, so gut er konnte, bis sie endlich zur Küste kamen und hier eine kleine, ordentlich von Stämmen hergerichtete Hütte, eine Art Blockhaus, fanden. Sie war allerdings nicht bewohnt; Tolmer konnte aber nicht mehr weiter, und als er von den Leuten, die er ausgeschickt hatte, hörte, daß Mulligans Spur hier und da im Sande zu erkennen sei, beschloß er, hier ein paar Stunden zu rasten und seine Leute allein nach ihm auszuschicken. Tolmer folgerte, Mulligan müsse sich zur Küste gewandt haben, um dem Dornendickicht im Innern der Insel aus dem Wege zu gehen und um gleichzeitig rascher in einen anderen Teil der Insel zu gelangen.
    Hatten sie bis nachmittag um drei Uhr nichts weiter von ihm gefunden, so sollte einer von ihnen dem Strand folgen, um Borris und die übrigen zu treffen und herbeizuholen, und die anderen sollten zu ihm zurückkehren.
    Die Leute wollten Tolmer mit dem verwundeten Fuß nicht allein lassen, er schickte sie aber fort. Wasser floß in der Nähe, und er konnte die Zeit dazu benutzen, seinen Fuß ordentlich auszuwaschen und zu verbinden. - Er hatte sich aber zuviel zugemutet. Als er in die Hütte trat und seine Decke auf ein leeres Bettgestell warf, überkam ihn eine ganz ungewohnte Schwäche; sein Kopf schwindelte ihm, und er behielt eben noch Zeit, seine Flinte an die Wand zu lehnen und sich auf der Decke auszustrecken - dann vergingen ihm die Sinne, und er fiel in einen bewußtlosen Zustand, der mehrere Stunden gedauert haben mußte.
    Wie er wieder zu sich kam, stand die Sonne schon hoch am Himmel, und er ging jetzt ernstlich daran, nach seinem Fuß zu sehen

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