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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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du einmal sehen, ob ich dir etwas vorgelogen habe.«
    »Und halten die sich hier in der Nähe auf?«
    »Wir sind nicht zehn Meilen von ihrem Jagdrevier, und sind wir nur erst einmal dort, sind wir auch außer aller Gefahr. Mach also jetzt Anstalt, daß wir die verdammten Eisen von den Beinen bekommen, oder ich begehe einen tollen Streich ganz allein.«
    »Still, dort kommen die Säger«, flüsterte John, »nachher beim Essen verabreden wir unseren Plan.«
    »Vielleicht gingen die mit?«
    »Sie mögen nachkommen, wenn sie Lust haben«, sagte der vorsichtige John, »zu viele in einem Geheimnis haben es noch jedesmal verdorben, und ich darf mich diesmal nicht der Gefahr aussetzen, entdeckt oder verraten zu werden.«
    »Weil du so lange den Frommen gespielt hast?«
    »Allerdings, und die übrigen mich deshalb hassen. Holzköpfe, die sie sind, daß sie glauben konnten, John Mulligan wäre im Ernst ein solcher Tropf, vor einem schurkischen Wächter im Staub zu kriechen.«
    »Und heute mittag?«
    »Nachher - die da dürfen nichts merken.« -
    Das Mittagessen war vorüber - eine einfache, aber doch reichliche und auch nahrhafte Mahlzeit für die Leute, die aus Weizenbrot, das in der Asche gebacken worden war, und Hammelfleisch bestand.
    Von solchem Brot oder Damper hatte sich John in den letzten Wochen aus abgesparten kleinen Stücken einen Vorrat angelegt, von dem er schon ein paar Tage zu leben vermochte. Bei seiner Mahlzeit gelang es ihm heute, diese Ration mit Rotkopf zu teilen, daß sie es beide leichter in ihrer Jacke verbergen konnten.
    Während des Essens, das innerhalb der Palisaden verzehrt wurde, nahmen auch die Soldaten ihr Mittagsmahl ein, aber eine Flucht war in dieser Zeit doch unmöglich, da der einzige Ausgang mit doppelten Wachen besetzt stand. Irgendeiner, der außerdem am hellen Tage versucht hätte, die Palisaden zu überklettern, wäre augenblicklich heruntergeschossen oder doch dabei ertappt und wenigstens halbtot gepeitscht worden. Johns Plan lag auch nicht darin, ein solches Wagstück in einer Weise zu unternehmen, wie sie von den Beamten schon vorbedacht und durch Maßregeln verhindert war. Er wußte recht gut, daß ihre Flucht nur durch Überraschung gelingen konnte.
    Nach dem Essen bildete sich wieder die Kolonne, in der sie, von Soldaten umgeben, zu ihrer Arbeit hinausmarschierten. Rotkopf hinkte dabei bedeutend und stützte sich auf Johns Arm, der ihn führte.
    Auch John schien nicht ganz fest auf den Füßen und hatte sich in das linke Eisen ein paar baumwollene Lappen hineingesteckt, von denen der eine Blut zeigte. Rotkopf hatte sein Bein fest umwunden und arbeitete sich nur mit großer Schwierigkeit vorwärts, um in der Reihe Schritt zu halten.
    Sie wurden, wie es John vorher gewußt hatte, heute nachmittag auf den Kamm des Hügelrückens geschickt, um hier passende Steine für die Straße loszubrechen. Der Hügelkamm fiel an der Seite, an der die Straße lag, ziemlich steil ab, und die oben gelösten Steine rollten von selbst zu Tal. An der anderen Seite zog sich ein weniger schräger Abhang in den Busch hinein, der oben mit einzelnen Bäumen, tiefer unten jedoch mit dichtem Gestrüpp bewachsen war. Auf dem Kamm aber, mitten zwischen den Arbeitern, standen die Wachen mit ihren geladenen Gewehren, und wenn die Sträflinge mit ihren Ketten überhaupt hätten an Flucht denken können, würden sie die Kugeln der Soldaten bald eingeholt und unschädlich gemacht haben.
    »Was zum Teufel hast du nun wieder?« fragte der Oberaufseher, als er dort oben die verschiedenen Arbeitsplätze angewiesen hatte und zu Rotkopf trat. »Was ist mit deinem Bein?«
    »Ich kann nicht mehr, Sir«, stöhnte der Mann. »Bis hierherauf hab ich mich geschleppt, aber jetzt bin ich's nicht mehr imstande. Das Bein ist entzündet und geschwollen; wie mit Messern sticht's mich hier. Wenn Ihr mir die Kette nur wolltet an das andere legen lassen, vielleicht könnt ich dann doch noch weiter arbeiten, sonst bin ich nicht einmal imstande, wieder allein hinunterzugehen.«
    »Das weiß der Henker, was mit euch Schuften immer los ist«, brummte der Oberaufseher verdrießlich vor sich hin. »Konntest wohl nicht das Maul auftun, als wir unten waren, daß dir der Wundarzt den Schaden nachsah, he?«
    »Es ist weiter nichts, Euer Gnaden, als die Kette drückt ihn auf eine wunde Stelle«, sagte John ehrerbietig. »Wenn Ihr's erlaubt, wollt ich ihn bald wieder auf den Füßen haben.«
    »Und wir?«
    »Machen ihm bloß die Kette, wie er's

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