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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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verdammt sein, wenn ich mich länger halten lasse. Sie sollen mich meinetwegen totschießen oder hängen, wenn die Sache schiefgeht, aber für jeden gesegneten Tag totgeschossen und gehängt zu werden, das ist mehr, als Menschennatur ertragen kann.«
    »Hast du dich unter deinem Fußring etwas wund gerieben, wie ich dir's gestern abend sagte?« fragte John vorsichtig.
    »Das hab ich, aber was soll das nützen?« lautete die mürrische Gegenfrage. »Zum Henker auch, wenn du glaubst, daß sie dadurch Mitleid für einen fühlen, so bist du verdammt auf dem Holzweg.«
    »Sowie wir den Baum hier umgeworfen haben«, fuhr John ruhig fort, denn der Wächter wandte sich jetzt und kam auf sie zu, »werden wir oben auf den Hügelkamm geschickt. Dort fang an zu hinken und zu winseln, und tu, als ob du große Schmerzen hättest; das Weitere überlaß mir. Ich will schon dafür sorgen, daß dir der Ring abgenommen wird.«
    »Aber deine Kette?« fragte Rotkopf erstaunt, »willst du nicht mit?«
    »Es ist ein Hundeleben im Busch«, knirschte John vor sich hin, »und ich kenne es leider schon zu gut, aber - den Teufel auch - es ist doch Freiheit, und diesmal sollen sie mich nicht überlisten wie das letztemal, wo ich ein Esel war und meine Strafe verdiente.«
    »Du gehst also mit?«
    »Mein Ring ist durchgefeilt«, sagte John rasch, »der geringste Schlag mit einem Stein und ich bin frei.«
    »Aber die verfluchten Musketen.«
    »Vor denen müssen wir uns schon sichern; aber jetzt still - da kommt unser Aufseher!« Und mit wuchtigen Schlägen hieb er die Axt in die weichen Wurzeln des schon fast unterminierten und vom Boden losgetrennten Gumbaumes hinein, daß dieser bis zum Gipfel hinauf erzitterte.
    »Ihr trödelt hier auch eine Ewigkeit mit der Stange«, sagte der Aufseher, der eben zu ihnen trat. »Zwei baumstarke Kerle und einen ganzen Vormittag an einem solchen Schößling herumzuspielen. Ich glaube, ich habe mit meiner Lederhacke gefehlt, euch ein wenig dabei zu helfen. Nun - wird's bald?«
    »Aye, aye, Sir« sagte John demütig, indem er aus Leibeskräften auf die Wurzeln einschlug. Rotkopf unterstützte ihn dabei nach Kräften, und es dauerte nicht lange, so neigte sich der Wipfel des riesigen Baumes - erst langsam, dann immer schneller, bis er zuletzt mit einem gewaltigen Schlage, alle seine Äste fast dabei in Stücke schmetternd, zu Boden krachte.
    »So - nun rasch das Holz aus dem Wege«, befahl der Aufseher, »dann die Zacken noch weggeschlagen; ich werde gleich zwei andere von unten heraufschicken, die ihn ein paarmal durchsägen. Kommt ihr nachher alle zusammen, so rollt ihn gleich aus der Bahn. Bis Mittag darf keine Spur mehr davon im Wege sein.«
    »Aye, aye, Sir«, klang wieder die einzige Antwort der beiden Leute zurück, als Zeichen, daß der Befehl gehört sei und erfüllt werden solle, und der Wächter stand mit einem finsteren Blick, seine Peitsche wie im Spiel auf und ab schwingend, daneben, als ob es ihm leid sei, daß er bei den beiden Gesellen auch nicht die geringste Ursache zur Strafe hatte; aber er fand nun einmal nichts zu strafen und mußte sich endlich einem anderen Trupp zuwenden, der vielleicht lässiger in seiner Arbeit gewesen war.
    Rotkopf sah ihm, als er sie verließ, mit einem tückischen Blick nach, und zischte vor sich hin:
    »Daß solch eine Spinne von einem Menschen solche Kerle, wie wir sind, prügeln darf! John, den kleinen Finger von meiner linken Hand gäb ich drum, wenn ich dem Burschen vorher, ehe wir abgehen, den Schädel einschlagen dürfte.«
    »Du würdest den Hals auch dazugeben müssen«, sagte John trocken.
    »Bah, der ist doch verfallen, sobald wir den ersten Versuch machen und erwischt werden«, rief Rotkopf trotzig, »aber was tut's - einmal werden wir doch gehängt, früher oder später, und bis dahin wollen wir das Leben noch genießen.«
    »Im Busch?« fragte John kopfschüttelnd.
    »Bah, Kamerad«, sagte Rotkopf lachend, »du denkst immer noch an deine verbrannte Känguruh-Insel, wo du Hunger und Kummer leiden mußtest, weil ihr die Sache eben ungeschickt anfingt. Paß einmal auf, ob ich dich nicht an eine Stelle bringe, wo wir ein fideles Leben fuhren können.«
    »Im Busch?« wiederholte John noch einmal ungläubig.
    »Ja, im Busch«, bestätigte der Ire, »aber freilich dürfen wir nicht wie die Einsiedler in einer Rindenhütte hocken und nur eben ausbrechen, wenn wir am Verhungern sind. Finden wir aber den Stamm der Schwarzen, mit dem ich befreundet bin, dann sollst

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