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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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angefallen und geplündert wurden, die in den Busch geflohen waren. Doch galt es dabei als Tatsache, daß die Reisenden für ihr Leben nichts zu fürchten hatten, sobald sie sich gutwillig dem Unvermeidlichen fügten und - keine Waffen bei sich führten. Die Buschranger nahmen ihnen dann eben ab, was sie brauchen konnten, untersuchten die Postfelleisen nach Geld oder Geldeswert und ließen die Passagiere meist ungehindert ziehen.
    Nur wenn diese bewaffnet waren oder gar Widerstand leisteten, war es vorgekommen, daß der so verübte Raub auch in einen Raubmord ausartete, und es blieb bald kein Geheimnis mehr, daß der berüchtigte Führer dieser Schar niemand anders sei als Gentleman John.
    So verwegen diese Bande aber auch sein mochte, so lehrten sie doch endlich zahlreiche gegen sie ausgesandte Patrouillen, daß sie einer disziplinierten und bewaffneten Macht nicht gewachsen waren, und wenn alle diese Expeditionen auch nicht von besonderem Erfolg gekrönt wurden, trieben sie die Strauchdiebe doch weiter in das Innere zurück und deckten einigermaßen die stark bedrohte Straße.
    Es war im April, daß die »Royal Mail« an einem rauhen und unfreundlichen Herbsttag, ungewöhnlich stark mit Passagieren besetzt, die vom Regen aufgeweichte Straße entlangrasselte, während die wettermürrischen Reisenden, in ihre Mäntel gehüllt und von dem unbeholfenen Fuhrwerk schlammbespritzt und durchgerüttelt, erst wieder anfingen aufzutauen, als sie eine der seltsamen Stationen erreichten, auf denen ihnen eine halbe Stunde Rast für ein flüchtiges Mittagsmahl gegönnt wurde.
    Das Gebäude war kaum mehr als eine Rindenhütte mit einer Art von Anbau, der zugleich als Küche und Vorratskammer diente, und lag an einer der ödesten Stellen der Straße. Trotzdem enthielt es aber weit mehr Bequemlichkeit und Genüsse, als sein etwas rauhes, ungelecktes Äußere versprach, und die Passagiere befanden sich bald, zu ihrer höchst angenehmen Überraschung, an einem reinlich gedeckten Tisch, von dem ihnen ein sorgfältig hergerichtetes Mahl entgegenduftete. Auch die Getränke waren vortrefflich und in größter Auswahl vorhanden, und die Wirtin, eine echt englische Matrone, einfach, aber sauber und nett gekleidet, präsidierte an der Tafel.
    Der Wirt hatte sich noch nicht sehen lassen, denn er hatte draußen noch mit dem Kutscher zu tun und frische Pferde zu besorgen.
    Die Reisegesellschaft bestand aus lauter Männern, da sich Damen diesem rauhen Beförderungsmittel nur im höchsten Notfall, und dann auch nur auf kurze Strecken, von einer Station zur andern, anvertrauten. Allerdings mußten sie in dem Fall, wenn sie für solche Fahrt die Post benutzen wollten, warten, bis sich ein Platz für sie fand, da die Postverwaltung nicht daran dachte, einen Beiwagen zu geben, selbst wenn sich genug Passagiere gefunden hätten. Was dem einmal vorhandenen Karren von Reisenden aufgepackt werden konnte, wurde geladen, die übrigen mußten abwarten, ob sie vielleicht in der nächsten Woche mitgenommen werden konnten.
    Wie aber nun in Australien die Bevölkerung höchst wunderlich gemischt ist, so schien auch auf dieser Post fast jede Schicht der Einwohnerschaft vertreten. Eine höchst anständig aussehende Persönlichkeit in schwarzen Tuchkleidern mit schwerer goldener Kette, weißer Wäsche und Glacéhandschuhen, die eigentlich nicht recht in die ganze Umgebung zu passen schien, repräsentierte den Kaufmannsstand der Kolonien. Es war ein Mr. Warrel aus Melbourne, der mit der Post nach Adelaide wollte, um eine kurz vorher von Melbourne per Segelschiff expedierte Ladung an Ort und Stelle zu verkaufen.
    Die zweite ansehnliche Persönlichkeit war ein Siedler aus dem Adelaide-Distrikt, mit vollem Bart, einen Kohlpalmenhut auf, mit Rock, Hose und Weste aus sogenanntem englischen Lederzeug, mit derben Buschschuhen und einem rotseidenen Halstuch, das, um den schneeweißen Hemdkragen geschlagen, den sonnverbrannten kräftigen Hals entblößt ließ.
    Ganz gegen den Gebrauch der übrigen Passagiere schien es dieser aber zu verschmähen, sich waffenlos der Gnade oder Ungnade des etwa dort umherstreifenden räuberischen Gesindels zu übergeben. In dem breiten um den Leib geschnallten Gürtel, der ein kurzes Buschmesser trug, staken ein paar feingearbeitete Pistolen, und außerdem führte er auch noch eine, wie er sagte, stets mit Rehposten geladene englische Doppelflinte bei sich, die er unterwegs zwischen den Knien und ziemlich trotzig zum Gebrauch stets in

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