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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Bereitschaft hielt.
    Seinen Platz hatte er vorn auf dem Bock, und der dritte Passagier, der zwischen ihm und dem Kutscher eingeklemmt saß, war ein dürres, kleines, bleiches Männchen, ebenfalls ein Engländer, der in ziemlich schäbigen Kleidern, mit einem alten, abgetragenen Hut, bis dahin trotz seiner offensichtlichen Armut die entsetzlichste Angst vor einem möglichen Überfall gezeigt und besonders seinen schwerbewaffneten Nachbar fortwährend mit mißtrauischen Blicken betrachtet hatte.
    Die Post hatte nur zwei Sitzbänke - die eine war die, auf welcher der Kutscher saß, und die neben ihm befindlichen Passagiere hatten die Aussicht nach vorn über die Pferde hin. Auf der zweiten, notdürftig gepolsterten und mit Leder überzogenen Bank saßen die übrigen Reisenden, jedoch mit dem Rücken nach vorn, und die niedere eiserne Lehne diente weit weniger zu ihrer Bequemlichkeit, als sich daran festzuklammern, wenn der Wagen einen steilen Hang hinaufgerissen wurde. Versäumten sie es, so wären sie rettungslos aus der Kutsche herausgestürzt.
    Auf dieser hinteren Bank saß der schon vorher erwähnte Kaufmann aus Melbourne dicht hinter dem Kutscher. Den Mittelsitz nahm schon von Melbourne her ein etwas ruppig aussehendes Individuum ein. Es war dies dem Anschein nach einer der gewöhnlichen Arbeiter, in ordinären, aber trotzdem reinlich gehaltenen Kleidern und mit hoffentlich besseren Empfehlungen und Zeugnissen in der Tasche, als ihm das Gesicht gewähren konnte. Der Bursche, der die ganze Fahrt hindurch verdrossen und störrisch auf seinem unbequemen Sitz kauerte und ununterbrochen Tabak kaute, hatte mit seinen Mitpassagieren kaum drei Worte gewechselt und alle an ihn gerichteten Fragen - wenn überhaupt - mit »Ja«, »Nein« oder »Weiß nicht« beantwortet.
    Auf dem dritten Platz neben ihm und Rücken an Rücken mit dem Siedler, saß ein Mittelding zwischen Siedler und Arbeiter. Es war ein vierschrötiger, kräftiger Geselle mit sonnverbrannten, nicht häßlichen Zügen und etwas Keckem, Drolligem in seinem ganzen Wesen. Er war erst in Wanebat, bis wohin ein anderer Passagier mitgefahren war, aufgestiegen und bis jetzt eigentlich der einzige gewesen, der durch seinen Humor trotz Wetter und schlechtem Fuhrwerk einiges Leben in die träge Unterhaltung gebracht hatte. Dem letzten Regenguß hatte freilich auch er schweigend und mürrisch die Wetterseite geboten. Jetzt aber, im Trockenen, mit einer Flasche Sherry an der einen und einem Becher Porter an der anderen Seite, taute er rasch wieder auf, und es gelang ihm auch wirklich, seine sonst recht schweigsamen Reisegefährten zu einer lebendigen Unterhaltung zu bringen.
    Stoff hierzu gab es vor allem durch den kleinen ängstlichen Passagier, der unterwegs zwischen dem Kutscher und dem Siedler saß und an jedem Halteplatz neue und meist immer entsetzliche Nachrichten über kürzlich erst verübte Greueltaten der Buschranger sammelte. Auch hier hatte er nichts Eiligeres zu tun gehabt, als sich mit seinen Erkundigungen an eine Art von Hausknecht zu wenden, der die angekommenen Pferde eben abschirrte, damit sie frei im Busch weiden konnten.
    Dieser aber, ein verschmitzter Ire, und jedenfalls auch nur ein mit einem Ticket of leave freigegebener Sträfling, sah bald, mit welcher Art von Menschen er es hier zu tun habe, und erzählte dem ihm ängstlich und bestürzt Zuhörenden in aller Geschwindigkeit ein paar so entsetzliche und schauererregende Mordgeschichten, daß der kleine Mann mit bleichem Antlitz in das Passagierzimmer stürzte, seine furchtbaren Neuigkeiten so rasch wie möglich den übrigen mitzuteilen.
    »Lügen, nichts als Lügen«, parierte übrigens Mr. Warrel, der sich eben mit den anderen an der gut besetzten Tafel niedergesetzt hatte, kaltblütig die schrecklichen Nachrichten. »Von wem habt Ihr Euch diese Geschichten aufbinden lassen?«
    »Von wem?« rief der kleine Mann entrüstet, »von dem Burschen, der die Pferde versorgt.«
    »Von Tom, dem Iren«, sagte aber jetzt selbst die Matrone lachend, die gerade im Begriff war, ein saftiges Roastbeef zu zerlegen, »ja, mein lieber Herr, den dürft Ihr über so etwas nicht fragen, denn wenn er merkt, daß sich jemand vor Buschrangern fürchtet, erzählt er ihm die gräßlichsten Geschichten, die ihm nur einfallen.«
    »Was heißt fürchten?« fragte kopfschüttelnd der Kleine, »wer hat ihm gesagt, daß ich mich fürchte? Wovor fürchten? Meine Kleider sind alt und schlecht genug, und meine Haut können sie

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