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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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der Feind im Begriff ist, uns von allen Seiten anzugreifen, streitet Ihr Euch wie Kinder um Euren Platz im Kampf. An Eure Posten, oder, beim Teufel, der erste, der noch ein Wort der Gegenrede über seine Lippen bringt, stirbt von meiner Hand. Fort, Ihr da - hinüber hinter das Verhau - seht Ihr dort hinten die Rotjacken durch die Bäume schimmern? - Die sind ein treffliches Ziel, und an denen laßt Euren Grimm aus, soviel Ihr wollt.«
    John hatte recht. Schon konnten sie zwischen den schlanken und hohen Stämmen der Niederung hin die rote Uniform ihrer Feinde hier und da vorschimmern sehen, und da die Buschranger recht gut wußten, daß sie wenigstens den ersten Anprall der Gegner zurückweisen mußten, um freie Hand zu ihrer Flucht zu bekommen, folgten sie jetzt dem Befehl des Anführers, der ihnen mit seinem Beispiel voranging. An den Kampf im Busch gewöhnt, und besonders hier mit jedem Vorteil, den ihnen der Boden gewährte, bekannt, hatten sie auch bald die erste mehr zur Erkundung als zum wirklichen Angriff ausgesandte Abteilung des Militärs in die Flanke gefaßt, und ihre Kugeln trafen und überraschten den Feind von allen Seiten.
    Durch den Übermut der Buschranger dazu getrieben, dem Unwesen endlich ein Ende zu machen und die Sicherheit des Eigentums in der Kolonie einigermaßen wiederherzustellen, waren in der Tat, wie schon erwähnt, die äußersten Anstrengungen gemacht worden. Hielten doch diese Nachrichten, wenn sie nach Europa drangen, vielleicht zum Auswandern Gewillte davon ab, ihr Leben und Vermögen einer Kolonie anzuvertrauen, wo beides in solchem Grade gefährdet war und, wie es schien, von den Behörden nicht einmal mehr geschützt werden konnte.
    Der Oberbefehl war dabei wieder unserem alten Bekannten, Tolmer, übertragen worden, der nicht allein den Busch, sondern auch diesen übermütigen und gefährlichen Räuber sehr genau kannte. Er hatte ihn früher schon einmal eingeliefert, und jetzt hatte er es den nachlässigen Behörden zu danken, daß er aufs neue sein Leben in die Schanze schlagen durfte, den zum Äußersten getriebenen Verbrecher endlich unschädlich zu machen.
    Es bedurfte aber auch eines solchen Führers, das mit dem Busch nur wenig vertraute Militär alle die ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten überwinden zu lassen, denn von den Siedlern und Schäfern durften sie auf wenig oder gar keine offene Hilfe und Unterstützung rechnen. Diese fürchteten die Buschranger und deren Rache, wenn das Unternehmen mißglücken sollte, mehr, als sie von dem gegen sie unternommenen Zug erhofften.
    Nur zu oft war es nämlich schon vorgekommen, daß sich die Siedler hatten verleiten lassen, den gegen die Strauchdiebe ausgesandten Polizeibeamten tätige und offene Hilfe zu leisten, ohne daß die letzteren etwas Wesentliches ausgerichtet hätten. Die Polizei zog sich dann wieder zurück, aber die Siedler blieben auf ihren einsamen Stationen der Rache der gereizten Verbrecher preisgegeben, die dann auch selten säumten, furchtbare Wiedervergeltung zu üben. Mit solchen Erfahrungen hielten es die auf viele Meilen voneinander zerstreut wohnenden Ansiedler für geratener, sich bei späteren Expeditionen, wo das nicht ganz im geheimen geschehen konnte, gar nicht mehr zu beteiligen, ja sie unterstützten die in ihrer Nachbarschaft ihr Wesen treibenden Buschranger wohl noch gar mit Lebensmitteln und Kleidern, wenn sie deren dringend bedurften; sie versuchten damit sich deren guten Willen zu erkaufen und sie abzuhalten, ihre Herden fortzutreiben oder ihre Stationshäuser in Brand zu stecken.
    Tolmer brauchte sie nicht; mit ein paar Australiern, die dem am Murray lagernden Stamm feindlich gesonnen waren, hatte er am Abend vorher, ehe der Angriff stattfinden sollte, die Gegend ausgekundschaftet und sich von der Situation des Lagers wie der ungefähren Stärke des Feindes überzeugt. Wäre diese aber auch doppelt so stark gewesen, Tolmer wußte, daß seine Leute siegen würden, denn wenn auch die Verzweiflung einer solchen Schar ihre wackere Hilfe im Kampf ist, wog das Bewußtsein ihrer guten Sache das auch doppelt wieder auf. Von dem im Schilf versteckten Boot hatte er keine Ahnung und deshalb an die andere Seite des Stromes nur einige Scharfschützen postiert, auf solche der Feinde zu feuern, die etwa in einem der erbärmlichen Rindenkanus oder durch Schwimmen das gegenüberliegende Ufer zu erreichen versuchten.
    Zwei Freiwillige hatten sich übrigens seinem Zug angeschlossen, und zwar zwei alte Bekannte

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