Alle lieben Merry
Automobilclub.”
“Hey, Leute” sagte Charlene durchs Beifahrerfenster. “Ich glaube, wir haben einfach kein Benzin mehr.”
Merry fuhr herum. “Das gibt es nicht. Ich habe vor zwei Wochen getankt. Dieses Auto hat immer genug Benzin.”
Doch als sie den Schlüssel wieder ins Zündschloss steckte und zu starten versuchte, rührte sich der Benzinanzeiger keinen Millimeter.
Seit die Jungs bei ihm waren, war Jack nach der Arbeit kein einziges Mal mit seinen Kumpels auf ein schnelles Bier gegangen. Die Bar hier in der Gegend war kein “Cheers” wie im Fernsehen. So etwas gab es hier nicht. Es gab nur die Eckkneipe mit einem großen TV-Bildschirm und anständigen Hamburgern. Geschiedene beiderlei Geschlechts pflegten auf einen Drink und einen Snack vorbeizukommen, und da die meisten ohnehin hier wohnten und Nachbarn waren, konnte jeder zu Fuß heimgehen oder sich von jemandem nach Hause fahren lassen, wenn es einmal nötig war.
Da die Kinder angerufen und mitgeteilt hatten, dass sie unterwegs etwas essen würden, hatte Jack keine Lust gehabt, sich etwas zu kochen, und war auf einen Burger in die Kneipe gegangen. Er bekam gerade seinen dampfenden Big Mac mit reichlich Käse, als sein Handy klingelte.
Er würde heute Abend Merry treffen und das große Geheimnis erfahren, das sein Sohn ihr anvertraut hatte. Aber was er heute unbedingt vorhatte, war herauszufinden, womit er sie verletzt hatte, um es dann wiedergutzumachen. Wirklich wiedergutzumachen.
Er hatte gestern Abend einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es wäre, sie zu verlieren.
Den ganzen Tag über hatte er versucht, sich auszureden, dass für ihn die ganze Welt zusammenbrechen würde.
Als nun sein Handy läutete, hob er sofort ab. Es könnte ja vielleicht Merry sein. Stattdessen … nun, er kam nicht in den Genuss seines Hamburgers. Oder eines Drinks. Nachdem er einen Benzinkanister geholt und den Mini auf der Autobahn gefunden hatte, musste er beim Anblick der kleinen Truppe, die neben dem Auto wartete, den Kopf schütteln. Charlene war an Merry gekuschelt. Seine Jungs flankierten die beiden Damen links und rechts wie Telefonmasten, hatten die Arme um sie gelegt und versuchten offenbar, sie zu wärmen.
Aber es war Merry, die seine Augen suchten wie eine hungrige Biene den Honig. Ihre Wangen glänzten vom kalten Wind. Sie trug eine rosa Jacke, und ihr Haar leuchtete rötlich im Schein der Straßenbeleuchtung.
“Jack!” Sie löste sich sofort aus der Gruppenumarmung, als er mit seinem Pick-up hinter ihnen stehen blieb. In der Dämmerung konnte er ihr Gesicht nicht so genau erkennen, um zu beurteilen, ob sie die ganze Nacht und den ganzen Tag über ebenso unglücklich gewesen war wie er. Im Moment ging es ihr bestimmt nicht gut, aber ganz offensichtlich nicht wegen ihnen beiden. “Ich habe ihnen gesagt, dass ich zu einer Tankstelle gehen kann. Du hättest nicht kommen …”
“Ich habe Mer gesagt, dass wir das …”, unterbrach Cooper sie.
“Klar, dass wir sie nicht allein in der Nacht losziehen lassen würden, Dad”, fiel Kicker seinem Bruder ins Wort.
“Mann, hatten wir vielleicht einen tollen Tag im Smithsonian”, erzählte ihm Charlene.
“Ich habe den Kindern gesagt, dass ich Mitglied im Automobilclub bin. Zumindest glaube ich, dass ich es bin. Außerdem wäre es zur nächsten Ausfahrt bestimmt nicht weit gewesen. Es war mir total unangenehm, dass wir dich angerufen …”
“Ich habe ihr versichert, dass es dir nichts ausmacht, Dad”, unterbrach Kicker sie.
“Ja, wir beide haben ihr gesagt, dass sie sich nicht aufregen soll und dass es einfach sicherer wäre, wenn du mit dem Benzin kommst. Nur …”, ergänzte Cooper.
“Nur musste ich dann total dringend aufs Klo”, erklärte ihm Charlene. “Das hat die Sache ein bisschen verkompliziert.”
Cooper gelang es, seinen Vater für zwei Sekunden beiseite zu nehmen. “Sei ja nicht gemein zu Merry! Sie hat vorhin wirklich fast geweint.”
Dachten sie etwa, er würde auf Merry losgehen? Jemals in seinem Leben?
Okay, okay, unter normalen Umständen hätte er möglicherweise eine
winzige
Bemerkung darüber verloren, dass man doch daran denken musste, den Benzinstand zu kontrollieren. Aber nicht, wenn sie komplett fertig, zerbrechlich und durchgefroren vor ihm stand.
Bei Letzterem würde er später, wenn er mit ihr allein war, Abhilfe schaffen. Nur “später” schien weiter und weiter in die Ferne zu rücken.
Denn nachdem sie endlich wieder daheim waren, verteilten sich
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