Alle lieben Merry
natürlich alle auf ihre entsprechenden Häuser. Jack marschierte geradewegs in seine Küche und nahm sich einen großen Kanten aus dem Brotkasten. Obwohl er fast am Verhungern war, musste er seine Söhne erst noch loben. “Ich glaube, ihr habt euch ziemlich gut um die beiden Mädchen gekümmert.”
“Tja, Merry wäre ausgeflippt, wenn sie allein gewesen wäre!” Kicker sah auf die Uhr. “Hey, in einer Stunde gehe ich aus. Ich muss unter die Dusche.”
“Wohin gehst du, und wie kommst du dorthin?”
Cooper antwortete automatisch an Stelle seines Zwillingsbruders. “Zu einem Mädchen. Zu ihr nach Hause. Taylor Reed – du spielst Poker mit ihrem Dad. Es ist also in der Nachbarschaft. Nah genug, dass er zu Fuß hingehen kann. Sie hängen einfach ein bisschen rum und sehen sich einen Film an. Er ist bestimmt vor Mitternacht wieder daheim.”
“Manchmal denke ich mir, dass du deinen Bruder selbst antworten lassen solltest.”
“Du hast Zwillinge. Was soll’s? So sind wir nun mal.”
Jack gab seinem Sohn einen Klaps auf den Hinterkopf. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass der Junge heute einen sehr traurigen, verletzten Blick hatte. “Hast du auch etwas vor?”
“Heute Abend nicht. Aber wenn du Zeit hast, würde ich gern ins Kino gehen.”
Jack musste kurz schlucken. Alles, was er wollte, war, Merry zu sehen.
Aber wenn ein Fünfzehnjähriger etwas gemeinsam mit einem Elternteil unternehmen wollte, besonders an einem Freitagabend, war es besser, die Chance zu nutzen. Jack wusste das nur zu gut.
“Hol die Zeitung. Du bestimmst den Film. Ich muss nur aus diesen Arbeitsklamotten raus und einen Anruf erledigen, in Ordnung?”
Es schien immer unwahrscheinlicher, dass er jemals etwas zu essen bekommen würde, aber so war – zumindest heute – wohl der Lauf der Dinge. Zwei Stufen auf einmal nehmend lief er die Treppe hoch, zog seine Klamotten aus und alte Cordhosen und einen noch älteren Pullover an.
Als er das Licht in seinem Schlafzimmer ausgeschaltet hatte, zögerte er kurz. Wenn er Merry von unten aus anriefe, könnte Cooper mithören. Also ging er zum Anschluss beim Schlafzimmerfenster und wählte von dort aus ihre Nummer.
Es läutete zweimal. Dann ging drüben plötzlich das Licht im oberen Schlafzimmer an. Jack erstarrte.
Es war noch nicht Schlafenszeit. Und er wusste, dass sie normalerweise unten im Gästezimmer schlief. Deshalb hatte er nicht damit gerechnet, sie oben zu sehen. Ohne Kleider.
Nun ja, nicht ganz. Sie war in ein Handtuch gewickelt.
“Hallo”, sagte sie außer Atem … und das war man zweifellos, wenn man gerade aus der Dusche gehetzt war, um abzuheben.
Vielleicht stand im unteren Badezimmer gerade Charlene unter der Dusche. Oder Merry benützte die Dusche im oberen Stockwerk aus irgendeinem anderen Grund. Wer wusste das schon? Jedenfalls beschleunigte es seinen Herzschlag außerordentlich, ihr dunkles, nasses Haar zu sehen. Und wie das Handtuch ihre Brüste nicht gerade großzügig und die süßen Kurven ihres Pos mehr als bescheiden bedeckte.
“Hallo?”, sagte Merry wieder. Diesmal klang ihre Stimmer nervös.
Er riss sich zusammen. “Merry, ich bin’s nur, Jack.” Verdammt, sie hatte befürchtet, dass diese Frau, diese bedrohliche Mutter, wieder anrief, weil er sich nicht sofort gemeldet hatte. Er hätte sich am liebsten geohrfeigt. “Wir wollten heute Abend ja miteinander reden, aber an diesem Tag scheint nichts wirklich zu klappen. Deshalb dachte ich …”
“Ja, ich bin froh, dass du anrufst.” Er sah, wie sich ihre Schultern sofort entspannten, als sie seine Stimme erkannte.
Sein Fenster war schmutzig. Er konnte sich nicht erinnern, dass es ihn jemals in seinem ganzen Leben auch nur einen Deut gekümmert hätte, ob ein Fenster schmutzig oder sauber war. Doch jetzt, da er unbedingt durch eine kristallklare Scheibe von seinem Fenster aus in ihres sehen wollte … Die Scheibe war teilweise verschmiert, die Sicht verschwommen. Merry drehte sich gerade um und begann auf und ab zu gehen, während sie sprach. Das Handtuch rutschte noch ein Stück weiter nach unten. Aus ihrem nassen Haar schienen Diamanten über ihren nackten Rücken zu perlen.
“Wegen Cooper, Jack …”
Er hielt den Atem an. Er wusste nicht, ob sich ein Stuhl oder ein Bett neben ihrem Fenster befand, aber sie setzte sich plötzlich hin. Ebenso schnell begann sie ihr Haar mit dem Handtuch abzutrocknen … was bedeutete, dass sie splitternackt dasaß. Seine verschmierte Fensterscheibe nahm ihm viel
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