Alle lieben Merry
besonders das Bedürfnis, bis ich sie kennengelernt habe. Aber dann habe ich endlich verstanden, was es damit auf sich hat. Ich konnte es gar nicht erwarten, sie zu sehen und mit ihr zusammen zu sein.” Er verdrehte die Augen. “Tja, anscheinend konnte sie es gar nicht erwarten, auch mit diesen anderen Typen zusammen zu sein. Ich war nur einer auf einer ewig langen Liste.”
“Ach Cooper, diese Sache ist wirklich schlimm.” Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen. Doch selbst wenn im Mini für diese Art akrobatisches Kunststück Platz gewesen wäre – Kevin und Charlene kamen eben mit Tüten und Getränken aus dem Fast-Food-Restaurant.
“Vergiss es, es ist egal”, murmelte Cooper. Dann lehnte er sich zurück – so weit er sich auf dem winzigen Rücksitz zurücklehnen konnte – und sprach die ganze Heimfahrt über kein Wort mehr.
Zumindest während des Großteils der Heimfahrt.
Sogar nach der einen Stunde, für die sie zum Essen stehen geblieben waren, war der Verkehr im Umkreis von Washington D. C. wie ein zäher, geronnener Klumpen Blut. Man kam schrecklich langsam voran. Dass es Freitagabend war, machte die Situation nicht gerade besser. Als sie aber endlich die Stadt im Staub hinter sich gelassen hatten, hoffte Merry, dass sie den Rest der Fahrt zügig hinter sich bringen könnten.
Sie waren nur mehr knappe fünfzehn Minuten von zu Hause entfernt, als das Auto plötzlich ein wenig ruckelte. Dann stotterte der Motor.
“Alles okay, Baby, wir sind alle müde”, tröstete Merry ihren Mini.
Die Jungs amüsierten sich köstlich darüber, dass sie mit dem Auto sprach. Charlene, die daran gewöhnt war, verdrehte nur die Augen. Doch die Erheiterung verebbte ziemlich rasch, als das Auto plötzlich seinen Geist aufgab. Mitten auf dem Highway. Mitten während der Fahrt. Um sie herum ungefähr eine Million anderer Fahrzeuge, die beinahe über sie drüber fuhren.
“Alles okay, alles okay”, rief Merry beruhigend. Es gelang ihr, das Auto auf den Randstreifen zu manövrieren. Ihr Herz pochte lauter als ein Güterzug, ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen. “Dem Mini Cooper passiert nie etwas. Er hat sich vielleicht für eine Sekunde unwohl gefühlt, aber er ist bald wieder okay. Uns wird nichts passieren. Bleibt ganz ruhig …”
Die Sonne ging zwar nicht so schnell unter wie im tiefsten Winter, aber es war mittlerweile schon nach sieben Uhr abends. Die Dämmerung brach an. Die anderen Fahrer hatten bereits die Scheinwerfer eingeschaltet, und es wurde spürbar kälter. Als Merry aus dem Auto stieg, ließ die plötzliche Kälte sie zittern.
“Merry, was hast du vor?”, fragte Charlie.
“Du bleibst im Auto!” Sie hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, aber auf keinen Fall wollte sie, dass die Kinder bei den vielen vorbeizischenden Autos ausstiegen. Sie machte sich auf die Suche nach einer offensichtlichen Ursache für das Problem. Die Reifen sahen alle okay aus. Das Auto war ein bisschen schmutzig von der Fahrt. Nirgends war Rauch oder Dampf oder ähnlich Beängstigendes zu entdecken, was einen Hinweis darauf gegeben hätte, warum das Auto so schlecht drauf war. Der Kleine hatte ihr nie auch nur den geringsten Kummer bereitet, daher war ihr die Situation völlig fremd.
Sie würde nicht in Panik geraten. Sie würde nicht die Nerven verlieren.
Cooper und Kevin stiegen aus. “Bitte bleibt drinnen. Es ist gefährlich!”, rief sie. Doch offensichtlich hielten die beiden es nicht mehr länger im Auto aus.
Kevin war als Erster bei ihr. Er legte tröstend wie ein großer Bruder den Arm um sie. “Mer”, fragte er, “bist du im Automobilclub?”
“Ich glaube schon. Ich meine, ich war es in Minnesota, also wird es auch hier so sein, oder?”
Die Jungs sahen sich an. “Wir machen jetzt Folgendes”, beschloss Cooper. “Gib mir einfach deine Brieftasche, okay? Wir suchen nach der Mitgliedskarte. Und dann rufen wir dort an.”
“Auf keinen Fall”, widersprach sie. “Ich bin die Erwachsene. Ich mache das.” Sie kramte in ihrer Handtasche. Drei Lippenstifte. Zwei Lipgloss. Rouge. Wimperntusche. Taschentücher. Tabletten gegen Menstruationsbeschwerden. Die Pille. Drei Nagelfeilen – davon eine so alt, dass sie sie schon vor Jahren hätte wegwerfen sollen. Zahnseide. Zwei kleine Probefläschchen Parfum. Eine Probetube Handcreme. Die Rechnung einer Kleiderreinigung …
“Merry”, sagte Kicker, “gib einfach die Brieftasche her. Wir suchen nur deine Mitgliedskarte vom
Weitere Kostenlose Bücher