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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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versuchte offensichtlich, alles zu tun, was Merry wollte – alles, was nötig war, um dafür zu Hause sein zu dürfen. Aber alle Geschenke, die Merry ausgesucht hatte – vom Täschchen mit der Hasenpfote als Anhänger über den Stoffhut mit dem Bienenanstecker und der bunten Halskette bis zum Ashton-Kutcher-Poster … oh Gott. Eines war schlimmer als das andere.
    Der absolute Tiefpunkt allerdings waren die rosa Kaschmir-Söckchen mit Schmetterlingsmotiv.
    “
Wow”
, sagte Charlie. Das Wort lag so schwer in der Luft wie Küchendunst.
    Als die Bescherung vorbei war, fühlte sich Merry gleich etwas heiterer – denn, hey, nach dem absoluten Tiefpunkt konnte es nur noch bergauf gehen, nicht wahr? Was sollte jetzt noch Schrecklicheres passieren?
    Weiß Gott, Jack liebte seine Arbeit, aber als er seinen Wagen vor der Garage einparkte, war er hungrig wie ein Bär im Frühling. Sein Magen knurrte laut und heftig.
    Niemand hatte ihn mit Gewalt dazu gezwungen, das Mittagessen ausfallen zu lassen. Er hatte einfach die Zeit vergessen. Wenn er gefragt wurde, was er beruflich tat, sagte er immer “Schreibtischhengst”, weil diese Antwort stets Wunder wirkte. Niemand fragte jemals nach. Man nahm einfach an, er wäre eine Art Büromensch – was nicht verwunderlich war, denn in Langley und Arlington wimmelt es nur so von Verwaltungsangestellten.
    Außerdem war etwas Wahres an der Bezeichnung. Nachdem er aus der Spezialeinheit für Sondereinsätze der Navy ausgeschieden war, hatte er sich einen ungefährlichen Job gesucht. Er hatte den Eindruck, dass er in Wahrheit jetzt mehr bewegen konnte als damals, als er mit der Waffe in der Hand für sein Land gekämpft hatte, aber egal. Er liebte seine Arbeit.
    Im Moment allerdings wurde er sich bewusst, dass er die Zeit komplett vergessen und einen Riesenhunger hatte. So einen, wie man ihn als ein Meter fünfundachtzig großer, sechsundneunzig Kilo schwerer Mann eben manchmal hatte. So einen, der befriedigt werden musste, oder Jacks Laune würde bald sehr, sehr übel werden.
    Pfeifend und zwei Stufen gleichzeitig nehmend sprang er die Treppe zum Hauseingang hinauf, schnappte sich die Post, zog die Schuhe aus und schleuderte sie durch die Tür ins Haus. Er schaltete das Licht ein und stellte mit Schrecken fest, dass niemand die Wäsche gemacht oder aufgeräumt hatte. Sicher, er hatte eine Putzfrau, die immer montags kam, aber es überraschte ihn immer wieder von Neuem, in was für ein Chaos sich das Haus verwandeln konnte, bevor sie kam.
    Nach der Scheidung hatte er einiges verändert. In der Küche hatte er zum Beispiel sowohl die Arbeitsplatten als auch den Boden aus Naturstein machen lassen, was vielleicht in den Augen einer Frau keine Verschönerung darstellte, aber ihm praktischer zu reinigen erschienen war. Immer noch pfeifend schaltete er das Licht in der Küche ein und öffnete die Gefriertruhe. Vor vielen Jahren hatte er beschlossen, dass er sowohl einen Kühlschrank als auch eine Gefriertruhe brauchte, weil fast alles, was er aß, daraus kam. Auf seinem heutigen Speiseplan standen Lasagne, Knoblauchbrot und ein Stück Kirschkuchen mit – er vergewisserte sich mit einem schnellen Blick – jeder Menge Schlagsahne.
    Natürlich musste das Essen zubereitet werden, aber das bedeutete, dass er einfach alles – bis auf die Sahne – in den Ofen schob. Sahne zu backen war keine gute Idee. Eine Lektion wie diese musste ein Mann nur einmal lernen. Während er alles vorbereitete, naschte er ein paar Cashewnüsse, um den drohenden Hungertod abzuwenden. Dann schaltete er den Fernseher in der Küche ein, und als er gerade eine Mineralwasserflasche öffnete – er hatte den ganzen Tag weder einen Bissen gegessen noch etwas getrunken – sah er sie.
    Es musste nach zweiundzwanzig Uhr sein. Die Nacht war pechschwarz, der Wind strich flüsternd durch die Bäume, und ab und zu lugte der Vollmond, in dessen Schein er sie deutlich sehen konnte, durch die Wolken.
    Sie saß auf der Veranda hinter dem Haus. Auf dem kalten Betonboden. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und schien bitterlich zu weinen.
    Die Haustür hinter ihr stand sperrangelweit offen. Was für ein Problem hatte diese Frau nur immer mit Türen?
    Grimmig kaute er die salzigen Nüsse und schluckte. Das Mondlicht fiel auf ihren Kopf und schien ihr Gesicht in Silberstaub zu tauchen. Obwohl sie im Freien war, war es unwahrscheinlich, dass außer ihm jemand sie hier sehen konnte. Die Büsche und Hecken um das Haus bildeten einen

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