Alle lieben Merry
ihres war betörend. Sie hatte nur einen Hauch am Hals und an den Handgelenken aufgetragen, und wenn sie sich bewegte, raubte ihm der Duft fast den Verstand.
“Danke”, sagte er. “Ich gestehe, ich weiß nicht, wie lang ich durchhalten werde. Aber es macht mir ganz bestimmt nichts aus, noch ein bisschen zu bleiben.”
“Ein bisschen wäre toll. Sogar nur ein paar Minuten würden mich vor dem nächsten Ansturm retten, bei dem ich wieder darum gebeten werde, irgendwo freiwillig mitzuarbeiten. Jeder hier engagiert sich für irgendetwas. Was ist das? Haben die Frauen keinen normalen Job?”
“Sie hatten alle einen. Aber viele haben aufgehört zu arbeiten, um sich ganz den Kindern zu widmen. Wenn sie jedoch nur zu Hause herumsitzen, drehen sie durch, und deshalb engagieren sie sich für gute Zwecke.”
“Ich
weiß
, dass das wichtig ist. Ich möchte ja auch mitmachen. Aber wenn das so weitergeht, habe ich mehr in der Schule zu tun als Charlene selbst. So viel Zeit habe ich gar nicht. Und ich kann nicht … oh mein Gott, oh mein Gott.”
“Was ist?”
Merrys Gesicht hatte den typischen Ausdruck einer Mutter, deren Kind sich zum ersten Mal losreißt und allein auf die Straße läuft.
“Charlie. Alles war bestens. Sie stand da drüben bei einem Freund. Bei einem der Jungs, die bei uns übernachtet haben. Der Computer-Freak mit dem Strubbelhaar. Nur – jetzt ist sie auf der Tanzfläche.
Meine Charlie.”
“Ist das schlecht?”
“Gut oder schlecht ist nicht die Frage. Sie tanzt mit Dougall! Whitmore! Dem Jungen, den sie geschlagen hat, als ich gerade eine Woche hier war. Ich dachte, sie kann ihn nicht ausstehen. Außerdem ist er in der achten Klasse, das heißt, er muss mit jemand anderem hergekommen sein, und … oh mein Gott …”
Er seufzte. Genau zu diesem Thema hatte Coop ihm vorhin Tipps gegeben – Charlene vor solchen Situationen zu bewahren. “Komm mit.”
“Komm mit … wohin?”
“Tanz mit mir.”
“Was?” Sie sah drein, als spräche er Japanisch. “Hast du gesagt, ich soll mit dir tanzen? Ich wusste nicht einmal, dass du tanzt.”
Normalerweise tat er es auch nicht. Zumindest, wenn er nicht sternhagelvoll war. Aber er konnte die kleine Charlene nicht enttäuschen, und außerdem würden ihn seine Söhne ins Verhör nehmen, was er alles getan hatte und was nicht. Also nahm er sie an der Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Er wirbelte sie einmal herum – eine gute Möglichkeit, sie in seine Arme zu kriegen.
Sofort starrten alle Kinder sie an. Sowohl die, die am Rand herumstanden, als auch die wenigen, die selbst auf der Tanzfläche waren. Er tanzte so mit Merry, dass er Charlene im Auge hatte – und sie nicht.
“Äh, Jack?”
Merry wirkte … verwirrt. Nicht so, als hätte sie etwas dagegen, mit ihm zu tanzen. Er nahm an, dass Merry immer so war wie jetzt – spontan und zu jedem Abenteuer bereit. Er war sich nicht sicher, warum er das wusste. Eigentlich kannte er sie ja noch nicht wirklich gut. Aber … in diesen großen dunklen Augen funkelte etwas Schelmisches und Wagemutiges. Die Art, wie sie den Kopf hielt, die Straffheit ihrer Schultern, Himmel, sogar ihr kecker Busen … all das zeigte, wie viel weibliches Selbstbewusstsein sie hatte. Seine Merry war jemand, der vor nichts sonderlich viel Angst hatte.
Nicht dass sie
seine
Merry war. Das war ihm nur gerade so eingefallen. Dieses besitzanzeigende Wort. Er konnte nichts dafür. So hatte es sein Gehirn einfach hervorgebracht.
“Jack”, wiederholte sie, als hätte sie gemerkt, dass er vorhin nicht ganz bei der Sache gewesen war. “Du weißt aber schon, dass das ein schneller Song ist, kein langsamer?”
“Ja, natürlich”, sagte er. “Aber ich tanze nicht zu schnellen Songs. Dir macht es doch nichts aus, oder?”
“Hm, nein. Es ist schön so.”
Vielleicht war es schön für
sie.
Aber für ihn war es verdammt verwirrend, überhaupt mit ihr zu tanzen. Natürlich war zwischen ihren Körpern jede Menge Abstand und um sie herum eine beachtliche Anzahl von Kindern. Sein Körper berührte ihren überhaupt nicht … außer, dass er seine Arme um ihre Taille gelegt hatte. Und sie ihre um seinen Hals.
Ihre Finger … spielten sozusagen mit ihm. Die Fingerspitzen streichelten seinen Haaransatz, kitzelten ihn im Nacken und fuhren in langsamem, kreisenden Bewegungen über seine Haut.
Ihre Augen schienen ebenso mit ihm zu spielen wie ihr lächelnder, weicher, feuchter Mund. Und ihr Duft – dieser betörende, dezente Duft
Weitere Kostenlose Bücher