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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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– stieg ihm zu Kopf. Er schien nichts anderes mehr wahrzunehmen als ihre sinnliche Ausstrahlung.
    Eine ihrer Fingerspitzen hörte für eine Hundertstelsekunde auf, ihn zu streicheln. “Weißt du, dass ich immer noch keine Ahnung habe, was du beruflich machst? Und das, obwohl ich schon seit einigen Wochen hier bin.”
    “Ich bin Beamter.” Seine übliche Floskel. Bei dieser Antwort fragten die Leute nie nach. Im Moment allerdings konzentrierte er sich darauf, den bislang sorgfältig eingehaltenen Abstand zwischen ihnen beiden zu wahren. Besser, ihre Körper berührten sich nirgends. Weiß Gott, was passieren würde. Bei den vielen Kindern rundherum hatte er keine andere Wahl, als sich eisern zu beherrschen.
    “Was macht denn ein so attraktiver Beamter wie du den ganzen Tag?”
    “Das Telefon abheben. Akten herumschieben. Jeden Monat einen Gehaltsscheck von der Regierung bekommen.”
    “So, so”, murmelte sie. Ihre Fingerkuppe begann wieder, in seinem Nacken ihre erotischen Kreise zu ziehen. Ihn zu erregen. Ihn zu verwirren. “Versuchen wir es mit einer leichteren Frage. Arbeitest du mit vielen Menschen oder nur mit ein paar? Hast du einen netten Chef oder einen unangenehmen? Arbeitest du mehr mit Männern oder mehr mit Frauen zusammen?”
    Ihr Finger würde sie bald in große Schwierigkeiten bringen. “Das Büro ist groß. Aber mein Zeug erledige ich allein. Bei schwierigen Fällen hole ich mir manchmal einen oder mehrere Kollegen dazu und bilde ein Team. Ansonsten … sind immer Leute in der Nähe, mit denen ich reden kann, wenn mir langweilig ist. Aber ich arbeite eigenverantwortlich.”
    “Dann ist es wohl so etwas wie Projektarbeit.”
    “Genau.” Wie war sie darauf gekommen?
    “Also arbeitest du total intensiv an einer Sache, und wenn das jeweilige Projekt vorbei ist, hast du eine Pause bis zum nächsten.”
    “Ja.” Eine Sekunde lang hielten ihre Finger still. Jack stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Während er tief durchatmete, erspähte er Charlene am anderen Ende der Tanzfläche. Das Kind sah irgendwie verändert aus. Mehr wie ein Mädchen. Niedlicher. Hübscher. Sogar ihre Wangen waren rosig. Und der Junge, mit dem sie tanzte … Jacks Blick verdüsterte sich. Der Knabe hatte die Hand auf Charlenes Rücken. Wo sie hingehörte. Nur ein bisschen sehr weit unten.
    Er konzentrierte sich wieder auf Merry. “Und was hast du gemacht? Beruflich? Bevor du hierher gekommen bist.”
    Sie zögerte. “Ich bin geflüchtet.”
    “Geflüchtet?”
    “Von einem Job zum nächsten. Ich bin nie rausgeschmissen worden. Ich bin einfach … gegangen. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, mich an meinen Job zu binden, habe ich mich eingeengt gefühlt und gekündigt.”
    Jacks Alarmglocken läuteten. Sie hatte nichts anderes gemacht, als seine Fragen zu beantworten. Aber es waren keine Antworten, die man einem Fremden gab. Dafür waren sie zu ehrlich. Zu ungeschönt. “Gehe ich also recht in der Annahme, dass du dich nicht gern an etwas bindest?”
    “Das habe ich mir jahrelang eingeredet. Aber die Wahrheit ist, dass ich schrecklich gern irgendwo dazugehören würde. Das ist mir jetzt klar. Ich konnte mich nur nicht …”
    Der Song war zu Ende. Sie hörte auf zu reden und nahm die Hände von seinem Hals. Wie herzlos. Es fühlte sich an, als würde das Blut aus seinen Adern entweichen.
    Verdammt. Sie hatten sich nicht einmal an gefährlichen Körperregionen berührt. Diese Frau hatte einfach etwas an sich, das seine bisherigen Ansichten über das Leben und sein vernunftorientiertes Denken zunichte machte – und dabei hatte er noch außer Acht gelassen, was sie mit seinen Hormonen anrichtete. Außerdem hatte sie ihm Anlass zu vielen neugierigen Fragen gegeben, die sie nicht einmal ansatzweise beantwortet hatte. Aber momentan konnte er gar nichts dagegen tun.
    Irgendeine Mutter schnappte sich Jack und verdonnerte ihn, sich hinter einen Tisch zu stellen und Punsch auszuschenken. Sie erklärte ihm, dass die Kinder weniger verschütteten, wenn ein Erwachsener ihnen einschenkte. Merry bezog wieder ihren Posten hinter dem Tisch mit den Keksen, was eindeutig ein nie enden wollender Job war. Denn Kinder in diesem Alter konnten ein Dutzend auf einmal verdrücken.
    Er hatte angenommen, dass er bald wieder zu ihr gehen können würde. Aber es war jede Menge los. Als Erstes versuchten zwei kleine Rotzlöffel, sich zum Hintereingang hinauszuschleichen – als würde nicht selbst der dümmste Erwachsene sofort

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