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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Schneepflug hat und die Straße frei halten muß. Wenn man ihm ‘ne Flasche Schnaps gibt, macht er so ‘nen kleinen Schlenker in unseren Feldweg ‘rein — na, und den Weg ins Haus müssen Sie sich selber frei schaufeln. Sie haben ja ‘nen kräftigen Mann in der Familie.«
    In diesem Augenblick erschienen die beiden Hunde, die als Tommy und Elfie vorgestellt wurden, Mutter und Sohn. Elfie war schon sehr, sehr alt. Ihre Äugelchen schimmerten bläulich, und sie rannte gegen ein Stuhlbein, als sie den Keks aus meiner Hand nehmen wollte. Tommy war sehr auf Draht und knurrte uns zuerst an. Aber zwei Minuten später saß er auf dem Schoß meiner Gefährtin, und nach weiteren fünf Minuten lag ich mit ihm auf dem Teppich und raufte um sein Bällchen. Der Werneburger hatte inzwischen die alte Elfie auf den Schoß genommen und redete ihr zärtlich ins Ohr.
    »Er kämmt und badet sie selbst«, sagte die Werneburgerin, »das ist die einzige alte Dame, für die er sich interessiert. Sonst ist er mehr für jüngere Jahrgänge.«
    Es war keine Rede von nach Hause gehen, man ließ uns einfach nicht. Wir mußten zum Essen bleiben, und nach dem Essen gingen Werneburg und ich mit seinen Hunden hinters Haus und tauschten unsere Witze. »Was machen denn eigentlich Ihre Hunde?« fragte Werneburg schließlich.
    »Ach du liebe Zeit — die habe ich ja ganz vergessen. Ich glaube, die müssen auch mal ‘raus.«
    »Dem Gebelle nach scheinen sie’s eilig zu haben«, sagte er. Und in der Tat, seit das eingeschlossene Trio drüben meine Witze erzählende Stimme vernommen, schien unsere Zauberschachtel von ihrem Gebrüll zu bersten.
    »Lassen Sie sie doch einfach ‘raus«, sagte Werneburg, »und ich lasse unsere dazu, wird schon nichts passieren.«
    »Lieber nicht«, sagte ich, »vielleicht morgen. Unser Weffi ist ja ‘ne gemütliche Nummer, und unser Peter ist immer ganz für sich. Aber bei Cocki weiß man nie — er ist Diktator von Beruf.«
    »Gerade der ist mir am liebsten«, meinte Werneburg.
    »Also, ich werde sie ‘rauslassen, aber bitte, behalten Sie Ihre beiden hier drin, sie sollen sich erst mal beschnuppern.«
    »Gut.«
    Ich ging ‘rüber und holte meine drei ‘raus. Sie stürzten sich sofort durch unsere Zauntür über die Straße und berochen sich mit den beiden Werneburg-Hunden durch den Zaun. Peter war gleich damit fertig, stellte sich neben mich und sah mich vorwurfsvoll an: »Wo bist du denn bloß so lange geblieben!«
    Tommy kläffte Weffi an, der ihm darauf mit gezierter Gebärde die Pfote durchs Gitter steckte. Tommy roch an seinen albernen Steckkrallen, nieste, stellte sich dann schützend neben Elfie und zeigte Cocki die Zähne. Der Dicke war von der greisen Elfie völlig hingerissen und wedelte so, daß sein ganzes Hinterteil wackelte. Elfie ihrerseits schien seinen Reizen gegenüber keineswegs unempfindlich. Sie drängte jedenfalls ihr Hinterkastell ans Gitter, damit er es bequemer hatte. Tommy, von dieser mütterlichen Koketterie vollkommen verwirrt, machte dem Dicken eine tiefe Verbeugung, hob dann das Bein und spendierte ihm einen kurzen, herzlichen Strahl. Cocki beroch draußen auf dem Weg das Gebotene und erwiderte würdevoll in den Garten hinein. Dort berochen es Tommy und Elfie Kopf an Kopf.
    »Na, das scheint sich ja zu machen«, meinte Werneburg. »Morgen müssen Sie den Dicken unbedingt frei laufen lassen.«

    »Und wenn er nun zu Ihnen ‘rüberkommt?«
    »Macht nichts, sie müssen sich sowieso aneinander gewöhnen.«

    Als ich am nächsten Vormittag die Vorhänge zur Seite zog und zu Werneburgs hinüberschaute, ging er gerade in die Stadt. Aus irgendeinem Grunde nahm er die Hunde nicht mit. Sie blickten ihm durch den Zaun nach und gingen dann wieder an ihre Plätze: Elfte vor die Haustür und Tommy ans Bassin, das auf der höchsten Stelle des Gartens lag. Dort saß er, wie eine kleine Schildwache, und schaute um sich.
    Die Stunden verrannen. Ich arbeitete an meinem neuen Buch und sah ab und zu durchs Fenster auf meine drei, die im hinteren Garten beschäftigt waren. Jawohl, wir hatten zwei Gärten. Ein kleiner lag vor dem Haus nach der Straße hin und ein größerer hinter dem Haus. Er fiel steil zum Gebirgsbach hin ab. Wie wunderbar übrigens dieser Bach war! Er schäumte zwischen riesigen bemoosten Steinen, und in seinem Bett lagen gestrandete Baumtrümmer, von Sonne und Wasser ausgebleicht, wie Knochen von Ungeheuern. Der Dicke watschelte gerade durch den Bach hindurch ans andere Ufer, wo, wie

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