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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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auf der Stuhllehne. Dann geht man aufs Herzelhäuschen und liest dabei im Lokalblatt, daß in Hintertupfingen Bullenmarkt ist und der Alois Oberhuber in Wollershausen den ersten Preis im Schafkopfen gewonnen hat. Darauf geht man in den Kuhstall, die Schwalben fliegen ‘raus und ‘rein.«
    »Die Schwalben sind bald fort«, sagte Frauchen, die derweil mit geschlossenen Augen auf der Couch lag. Ihr Gesicht ganz spitz und weiß, das einzig Rote darin die jetzt vernarbende Wunde. »Und was ist mit Mathilde?«
    »Mathilde hat mir gestern selbst die Kündigung angeboten. Und weißt du, was sie mir sogar noch angeboten hat? Ihre Ersparnisse! Ich war so gerührt, daß ich beinahe geheult hätte. Na, ist das nicht sehr erfreulich, eine solche Treue? Sie war direkt beleidigt, als ich das Geld nicht nahm, es war ganz ernst gemeint. Sobald mein neues Buch angenommen ist, nehmen wir sie wieder!«
    »Natürlich«, sagte Frauchen, »und was ist mit den Hunden?«
    »Was mit den Hunden werden soll? Es wird urgemütlich, was sonst! Ich stelle es mir so vor: wenn jetzt der Winter kommt und es fällt Schnee — man sitzt hinter den Scheiben, womöglich gibt’s gar Eiszapfen, das Öfchen bullert, ich schreibe, die Mama strickt, die Hunde liegen ringsherum und schnarchen — tiefer Friede. Was meinst du, was mir da alles einfällt!«
    »Kein Mensch nimmt dich mit drei Hunden«, sagte sie.
    »Du meinst nicht?«
    »Ich weiß es.«
    Ich wußte es natürlich auch oder fürchtete es wenigstens. Aber wie sie es jetzt so mit dieser Bestimmtheit sagte, wurde mir doch etwas flau um die Magengrube, und einen Moment hatte ich Angst, daß mein Innenleben aus dem Leim gehen würde. Aber ich riß mich zusammen:
    »Hm — na, dann lassen wir eben den einen von ihnen bei Gutknechts oder Wesselys. Die werden sich nach ihnen reißen. Jedesmal, wenn sie hier waren, haben sie doch gesagt, sie wollten sie mal haben, und wenn’s nur für ein paar Wochen wäre.«

    Max Gutknecht machte von Zeit zu Zeit technische Erfindungen, ganz brauchbare sogar. Einmal war es ein neuartiges Antennenkabel für Fernseher, dann eine Autoantenne, die man nicht auszuziehen brauchte, oder ein Füllhalter mit besonders großem Reservoir. Durch meine Beziehungen zur Presse hatte ich ihm geholfen, so daß Besprechungen in jene Rubriken kamen, die »Technik von heute< oder »Wissen für alle< heißen. Er war ein kleines, schmales Männchen mit markantem Gesicht und dunklen, ziemlich harten Augen. Seine Frau Ottilie war ein riesiges Weib mit Doppelkinn, blaßblauen Augen, die vorstanden, und zwei sommersprossigen Oberschenkeln — Verzeihung, Oberarmen, die ihr rechts und links aus der Bluse hingen. Max und Ottilie waren seit Jahren mindestens einmal in der Woche bei uns zu Gast und hatten dabei unsere Hunde über alle Maßen bewundert. Cocki und Weffi waren ihnen denn auch nicht von der Pelle gewichen, zumal sich diese Gutknechtsche Bewunderung in zahlreichen Häppchen äußerte. Sobald sich Max hinsetzte, hatte er einen halben Löwen auf den Knien, manchmal auch eine Tatze im Gesicht, und eine dicke Flappe mit Katerbart versuchte jeden Happen abzufangen, bevor dieser in die Gutknechtsche Speiseöffnung eingefahren wurde.
    »Schmeiß den aufdringlichen Kerl doch ‘runter, Max!« sagte ich. Aber da kam ich schön an!
    »Wie kannst du so was sagen! Sieh doch diese Augen!«
    »Ich sehe sie, aber er zerdrückt dir die ganze Hose und macht dein Jackett voller Haare.«
    »Dafür gibt’s ja schließlich eine Bürste.«
    Ich hatte die Schultern gezuckt, mich aber innerlich doch sehr gefreut. Menschen, die sich vor Hunden graulen, waren mir stets unsympathisch und charakterlich verdächtig gewesen. Max graulte sich nicht. Max war in Ordnung.
    Weffi saß derweilen auf dem Schoß Ottiliens. Auf diesem Schoß aber gab’s auch was zu sitzen! Das war kein ungemütliches Gewackel wie auf meinen beiden Holzleisten, das war wie eine Roßhaarmatratze, aus einem Stück gearbeitet. Auf der ineinanderfließenden Doppelrundung der Ottilieschen Oberschenkel konnte er nicht nur unbesorgt seinen Fellpopo placieren, sondern sogar Männchen machen und die Hände ringen. Das rührte Ottilie jedesmal fast zu Tränen, und er wurde stürmisch an ihren gewaltigen Busen gepreßt.
    »Ein Zauberwesen!« sagte sie mit ihrer Baßstimme und hängte die Augen noch weiter heraus: »So etwas müßten wir haben.«
    »Gewiß, gewiß, Kind, aber wenn — dann Cocki! Übrigens, Hans, du kennst doch den Redakteur von der

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