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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Karte zwischen den Fingern bleibt in der Luft stehen: »Ist es so schlimm mit uns?«
    »Ziemlich.«
    Die Finger beginnen zu zittern, legen dann schnell die Karte hin.
    »Möchtest du dich nicht ausziehen und zu Bett gehen?« fragt sie.
    Ich sehe auf die offene Tür, die zu Frauchens Zimmer führt. »Hast du mal nachgeschaut?«
    »Schläft noch. Geh nicht ‘rein, sonst blökt Cocki, er liegt noch immer unter ihrem Bett. Willst du nun schlafen? Dann mache ich dir die Couch zurecht.«
    Schlafen! Plötzlich wird alles um mich herum zu eng: »Nein, ich will noch mal mit den Hunden ‘raus.«
    »Das ist doch Unsinn, und mit deinem Bein vor allem.«
    Aber ich bin schon aufgestanden. Der Verband am Knie ziept. Weffi verdreht die Augen und läßt ein halblautes Probe-Weff los. Ich packe ihn und hebe ihn hoch, damit er nicht weiter quäkt. Peterle ist schon an der Tür, er winkt mit dem Kopf. Nebenan ein Ächzen und Knarren. Cocki quält sich unter dem Bett vor. Da ist er auch schon.
    Die Stufen tun meinem Knie lausig weh, so daß ich mich frage, ob es nicht wirklich Unsinn ist, noch mal hinauszugehen. Aber ich beiße die Zähne zusammen, angle mir den Stock der Mama aus dem Schirmständer und mache die Tür auf. Cocki und Peter schießen gegen die Gartenpforte. Mit einem halben Auge sehe ich, wie Mathilde mir aus dem Küchenfenster nachschaut.
    Weffi strampelt wie wild, aber ich setze ihn erst draußen auf der Straße hin. Er rast den anderen nach, die schon an der Ecke mit ihrem Freund, dem Schäferhund Alf, hin und her toben. Peter scheint ja den Schock überwunden zu haben. Wenigstens er. Während ich ihnen langsam nachhinke, sehe ich mich um. Ich darf nichts von alledem hier versäumen: die Pappeln da neben der Kirche, die Rosen in den Gärten — nichts. Es wird ja sowieso bald alles vorbei sein, mit dem Haus, mit der Straße hier, mit unseren friedlichen Abendgängen. Und außerdem: jede Sekunde des Lebens sollte man genießen, auspressen bis zum letzten. Man sieht ja, wie schnell alles vorbei sein kann.
    Ich bin die Straße hinuntergehinkt und stehe nun am Ende, wo das Feld beginnt. Die Getreidepuppen heben sich dunkel wie eine marschbereite schweigende Armee gegen den Himmel. Die Sonne ist schon versunken und hat ein Gewölbe schwerer Wolken in einem dunkelroten Brand hinterlassen, der schnell verglüht. Das Licht hier auf der Erde nimmt rasch ab, so daß ich meine drei auf dem Feld nur mit Mühe entdecken kann. Weffi gräbt anscheinend in einem Mauseloch, der Dicke bricht gerade aus einer Getreidepuppe, in der er herumgeschnüffelt hat, und Peterle steht ganz nah links von mir, die eine Pfote erhoben, und riecht in den Wind.
    Nun ist am Himmel nur noch ein meergrüner Schein. Aus dem Wolkengeschiebe im Westen hat sich ein ungeheurer Gewitteramboß geformt, der schnell über unseren Köpfen heraufwächst. Ich starre ihn gebannt an und fühle, wie sich vor dieser Gewalt der Natur der Krampf in meiner Brust etwas löst. Das Wolkenmonstrum muß Tausende von Metern dick sein, denn sein höchster Gipfel leuchtet noch weiß mit einem ganz leichten rosa Schimmer. Jetzt wacht der Wind auf, ein böser Wind voll Elektrizität, der sich über das Feld hin anschleicht wie eine Katze. Nun springt er mit voller Kraft los, daß es mir den Atem verschlägt und die Büsche am Feldrand sich tief hintenüber legen. Alle drei Hunde sind plötzlich bei mir.
    »Na, kommt«, sage ich.
    Hinten über der Stadt beginnt es zu wetterleuchten. Weffi trabt als erster heim, der Dicke hinterher. Ich kann gerade noch erkennen, wie bei jedem Watschelschritt seine langen Ohren hin und her pendeln. Peter bleibt an meiner Seite, er sieht prüfend zu mir auf: »Na, geht’s schon etwas besser?«
    Ich bleibe stehen, beuge mich zu ihm hinunter und streiche über sein Köpfchen: »Ja, geht schon, wir werden’s schon schaffen, Peterle!«
    Oben hat die Mama meine Couch zurechtgemacht, ein Tablett mit Abendbrot steht auf dem Stuhl daneben. Ich schaue vorsichtig in Frauchens Zimmer. Die Mama hat die Nachttischlampe an die Erde gestellt. In ihrem halben Licht sehe ich den bandagierten Kopf. Sie schläft noch, murmelt mitunter vor sich hin. Es war also wirklich geschehen — kein böser Traum. Ich schließe die Tür, ziehe mich aus und werfe mich auf die Couch, ohne das Essen anzurühren. Ich verteile es unter die drei. Dann kriecht der Dicke auf meinen Schreibtischsessel, und die beiden anderen beziehen ihre Posten auf der Couch.
    Lange liege ich bei

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