Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
>Technischen Umschau<.«
    Nur Peter hielt sich von den Gutknechts fern. Er wich ihren Händen elegant, aber entschieden aus. »Er ist immer so still«, sagte Ottilie, »ist er krank?«
    »Ach wo«, meinte Frauchen, »er ist nur sehr eigenartig, immer für sich, schließt sich sehr schwer an.«
    Max drehte sich nach ihm um und schoß unter nachdenklich gerunzelter Stirn einen harten Blick auf Peter: »Ja, sehr eigenartig.« Und dann spülte er seine Nachdenklichkeit mit einem Schluck Wein hinunter.

    Wesselys, Stefan und Renate, waren ein Künstlerehepaar. Das heißt, er war ein Künstler, Maler, abstrakt und ziemlich erfolgreich. Mit seinen Dreiecken und Kringelchen riß er dem internationalen Verein hoffnungslos versnobter Zeitgenossen eine Menge Geld aus dem Leib. Renate brachte es mit atemberaubender Schnelligkeit durch. Nicht daß sie es irgendwie in Putz, Barbesuchen oder Liebhabern anlegte — sie hatte den Lernfimmel und kam dabei auf die sonderbarsten Einfälle. Das einemal nahm sie Reitunterricht. Nach drei Monaten wurde der Gaul stillgelegt, und sie lernte in kurzer Folge Florettfechten, Kunstblumenherstellung, Modezeichnen und Kraulen im Schmetterlingsstil.
    Stefan war darüber tief gerührt. »Sieh mal«, sagte er mir einmal, als wir bei uns im Garten lagen, »das ist doch eigentlich — ich meine, dir gegenüber kann ich ja den Ausdruck gebrauchen — ergreifend. Findest du nicht auch? Andere Weiber kaufen sich Handtaschen für zweihundert Mark, qualmen den ganzen Tag und versaufen den Rest mit ihren Liebhabern. Sie lernt! Und sie lernt ja schließlich für mich, sie will sich vervollkommnen — für mich!«
    »Aber Schmetterlingskraulen...«
    »Schön, ich gebe zu, was sie lernt, läßt sich nicht immer gleich in Geld umsetzen. Aber es kommt ja letztlich auf das Motiv an. Psychoanalytisch betrachtet, liegt dem der Wunsch zugrunde, meine Last mitzutragen. Muß man sie nicht bewundern?«
    »Ich bewundere vor allem dich.«
    »Und was empfindest du für mich?« fragte Renate, die plötzlich hinter mir stand und ihren Garçonkopf an meine Wange legte.
    »Komm mal mit hinters Gebüsch!« sagte ich.
    »Ach, du alter Angeber. Komm her, Weffi, du bist ja so viel besser und netter und höflicher als dein doofes Herrchen. Hat dein Herrchen so ein süßes Bärtchen? Ich könnte Hundetrimmen lernen, extra ihm zuliebe!«
    »Dann würdest du wenigstens endlich mal was verdienen«, sagte ich und bekam einen Tritt vors Schienbein.
    Stefan betrachtete Weffi nachdenklich: »Er ist nicht so klug wie Peter, aber ist Peter überhaupt noch ein Hund?«
    »Nein«, erklärte Renate entschieden, »Peter — vor seinen Augen würde ich mich genieren, wenn ich mich abends ausziehe oder wenn ich dich anschwindle. Aber Weffi — du mußt die beiden malen, Stefan!«
    Stefan machte ein ernstes Gesicht: »Hm.« Dann kniff er die Augen zusammen und ließ sie von einem Hund zum anderen hin und her wandern. »Keine schlechte Idee, Renate. Nehmt doch mal den Peter und setzt ihn neben Weffi da vor das Gebüsch.«
    Frauchen tat es. Kaum saß Peter (von ihr festgehalten) neben Weffi, als dieser ihm ein begeistertes »Weff« ins Ohr brüllte. Worauf Peter hilfesuchend die Augen verdrehte und wütend zu strampeln begann.
    »Nein«, sagte Stefan, »nicht Gebüsch, der Hintergrund ist zu unruhig. Setzt sie mal beide da vor die Mauer — so — nein, den Peter mehr im Profil! Jetzt gebt mir mal Papier und Bleistift.«
    Frauchen und Renate hielten die beiden Hunde fest, ich rannte nach Zeichenmaterial. Die nächste halbe Stunde lang durften wir nur flüstern und mußten uns bei den Hunden ablösen, weil uns die Hände lahm wurden. Endlich war der künstlerische Schöpfungsakt vorüber. Peter entfloh Frauchens Händen wie eine Rakete, rannte auf die Straße und blieb dort mit gehobenem Bein an einem Baum kleben. Es nahm überhaupt kein Ende.
    Nach vierzehn Tagen brachte Stefan das Bild. In Farben. Er lehnte es oben in meinem Zimmer gegen die Wand: »Da hast du die beiden Strolche!« Ich hielt den Atem an. Weffi sah aus wie ein neurotischer Küchenstuhl und Peter wie ein notgeschlachteter Schornsteinfeger.
    »Na??« fragte Stefan.
    »Sehr eigenartig in der Auffassung«, murmelte ich.
    »Ich bin, der ich bin!« erwiderte er bescheiden. »Und wie gesagt, wenn du mal einen von den Brüdern nicht mehr brauchst
    — am liebsten natürlich Weffi!«
    In diesem Augenblick kam die Mama ins Zimmer. Sie konnte die Wesselys nicht sehr leiden und nannte sie »die

Weitere Kostenlose Bücher