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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Gesellschaftszimmer auszuräumen. Die Gefährtin rief mich: »Sieh zu, daß sie die Bilder richtig in den Wagen stellen und daß nichts Schweres auf meinen Toilettentisch kommt, sonst bricht die Glasplatte.«
    Ich ging hinaus zum Wagen. Innen drin waren sie mit dem Verstauen nicht ganz mitgekommen. Mehrere Möbel standen noch auf der Straße, darunter das große schwarze Sofa aus dem Gesellschaftszimmer. Und auf dem Sofa — auf seinem Sofa —, ganz zusammengekringelt, mit jammervollen Negeraugen: Peterchen.
    »Warum bist du denn nicht hinten im Garten geblieben?« fragte ich ihn. Er seufzte nur, ganz schwer, aus der letzten Falte seines Herzens.
    »So«, sagte der Große, »weiter, das Sofa hier!« Er sah Peterchen. »Ja, du mußt aber hier ‘runter, Kleiner!« Peter rührte sich nicht, preßte sich nur noch fester in seine Ecke. Da beugte sich der Große nieder, packte ihn mit seinen beiden Bratpfannenhänden ganz vorsichtig wie eine zerbrechliche Vase, hob ihn hoch und setzte ihn sanft auf die Erde. Peter war so verdutzt, daß er zu strampeln und zu fauchen vergaß, was er sonst bei der Berührung durch einen Fremden unweigerlich tat. Er setzte sich neben meinen Fuß und duldete es sogar, daß der Große ihm über die Locke strich.
    Ich räusperte mich: »Ach — kommen Sie doch bitte mal ‘n Augenblick herein!«
    Der Große folgte mir sichtlich verwundert. Drin holte ich die Cognacflasche aus der Ecke, und da verstand er sofort. Wir bliesen gemeinsam das letzte Viertel aus. Er wischte sich über den Seehundsbart und seufzte: »Guter Stoff!« Dann sah er sich in dem leeren Zimmer um und steckte mir die rechte Bratpfanne hin: »Na, dann wünsche ich Ihnen, daß Sie bald wieder so was finden, schon wegen der Hündchen!«
    »Danke.«
    »In zehn Minuten sind wir fertig.«
    »Gut.«
    Kurz vor dem Mittagessen waren wir allein. Gedeckt wurde auf einer großen Kiste, um die wir auf jenen alten, eisernen Gartenstühlen saßen, die schon der Vormieter voller Verachtung im Keller hatte stehenlassen. Peterle hatte sich wieder in seine Gartenecke verkrochen. Ich brachte ihm seinen Napf dorthin, aber er wich angewidert davor zurück. Cocki hatte seinen großen Tag. Nach dem Motto: »Weiß ich, was ich in mei’ Schmerz tu?« leerte er nach seinem eigenen auch noch Peterles Napf und den halben von Weffi, der ebenfalls wenig Appetit zeigte und darauf bestand, dauernd meinen Schoß zu verzieren. Wir unterhielten uns krampfhaft über die Dinge, die zunächst getan werden mußten.
    »Hast du fertig gepackt, Frauchen?«
    »Ja.«
    »Auch wirklich alles? Der Zug fährt in fünfzig Minuten.«
    »Ja, natürlich. Wo werdet ihr schlafen?«
    »Mathilde in der Küche auf der Matratze, die Mama und ich auf den Klappbetten.«
    »Und was wird mit den Hunden? Wir wissen noch immer nicht, was wir mit ihnen machen sollen!«
    »Ich werde versuchen, auf alle Fälle Cocki bei den Gutknechts zu parken. Er ist der schwierigste, aber innerlich am robustesten.«
    »Dann würde ich jetzt Gutknechts anrufen. Ich kann dann beruhigter fahren, wenn ich weiß, daß sie ihn nehmen.«
    Ich dachte einen Moment nach: »Ich weiß nicht recht... Nein, das werde ich nicht machen. Die Leute haben oft merkwürdige Hemmungen, wenn sie sich zu etwas entschließen sollen. Ich überrumple sie einfach, fahre morgen bei ihnen vorbei und nehme den Dicken gleich mit.«
    Frauchen stocherte in den Resten der drei Fleischstückchen herum, die sie sich anstandshalber auf den Teller gelegt hatte: »Wie du meinst. Sie haben sich übrigens gar nicht gemeldet in den letzten Tagen.«
    »Sicher aus Delikatesse. Stell dir vor, sie wären in unserer Situation, dann würden wir auch nicht dauernd bei ihnen herumwimmeln.«
    »Quatsch!« sagte plötzlich die Mama. »Sie sind ja im Anfang immer hergekommen, solange es noch was zu erben gab. Allein die Einmachgläser! Ihr werdet ja sehen, was sie euch erzählen, wenn ihr jetzt mal was von ihnen wollt.«
    Frauchen verstaute ihr Stück Fleisch in Weffis Kastenmaul, wo es umständlich herumgeworfen wurde, als sei es aus Eisenbeton. »Du bist ungerecht, Mami. Bisher können wir uns wirklich nicht beklagen, denke an Paul.«
    »Der spinnt. Alle Junggesellen spinnen. Aber nicht die Gutknechts.«
    »Ich glaube, du mußt dich jetzt fertigmachen«, sagte ich zu Frauchen.
    Wie auf Kommando sahen wir uns in dem Raum um. Überall jetzt die heilen Flecken auf der Tapete. Das Eßzimmer, in dem wir saßen, und das Gesellschaftszimmer nebenan sahen noch

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