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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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größer aus als sonst. In der einen Ecke stand noch die Leiter zum Abnehmen der Gardinen, eine Schachtel mit Nägeln und ein Hammer daneben. Überall Papierfetzen und Holzwolle. Der Garten draußen versank plötzlich in Schatten, als ob ein Vorhang fiele. Eine Wolke zog wohl vor die Sonne. Sie stand auf: »Mathilde muß dann noch alles saubermachen.«
    »Natürlich«, sagte die Mama, die auch aufgestanden war. Dann fiel sie ihr um den Hals und schluchzte: »Mein armes Kind!«
    »Hör auf, bitte!« sagte die Gefährtin und weinte auch.
    Ich rannte schnell aus dem Zimmer und fuhr Prächtig vor. Schon beim Anlassen hatte ich alle drei Hunde hinten drin. Dann ging ich ins Haus und holte Frauchens Koffer. Sie nahm gerade Abschied von Mathilde. Auch die heulte. Als ich heraufkam, ging sie taktvoll aus dem Zimmer. Frauchen und ich standen uns in ihrem Schlafzimmer gegenüber. Ich nahm sie um die Schultern, und wir standen und starrten einen Augenblick lang, der einer Ewigkeit glich, auf ihren Balkon. Dort wurden die Blätter des wilden Weins schon bunt. Dann wandte sie sich zu mir um: »Vergiß nicht, ein sauberes Hemd anzuziehen, wenn du morgen zu Gutknechts fährst.«
    »Nein.«
    »Und pack die langen Unterhosen gleich obenauf, wenn ihr fahrt. Es wird kühl sein im Gebirge.«
    »Ja.«
    »Du schreibst mir gleich?«
    »Natürlich. Aber ängstige dich nicht, wenn du mal keine Post bekommst, du weißt, wie das ist.«
    »Laß uns jetzt ganz schnell fahren.«
    »Ja.«
    Sie strich über die Zentralheizung, das einzig Möbelähnliche, das in dem leeren Raum noch geblieben war, nahm ihren Handkoffer und rannte die Treppe hinunter, als sei der Teufel hinter ihr her.
    Ich brachte sie zum Zug. Sie bestand darauf, daß ich wegging, ehe er abfuhr. Als ich zum Wagen zurückkam, sahen mich sechs Augen — vier braune und zwei goldene — befremdet und vorwurfsvoll an. »Ja, ihr müßt euch mal eine Weile mit Herrchen allein begnügen«, sagte ich. Aber die Augen blieben unverwandt auf mir. Ich setzte mich hinter dem Steuer zurecht. Warum war denn die Scheibe so trüb? Ich schnaubte mich und wischte mir schnell über die Augen. Da war sie wieder klar.
    Plötzlich fiel mir etwas ein: Ich konnte ja auch ebensogut jetzt gleich zu den Gutknechts fahren. So gewann ich Zeit, und es drängte sich nicht alles auf den letzten Tag zusammen. Ich fuhr langsam und beklommen. Die Gefährtin war nicht mehr da. Sie war ein Schild gewesen vor der Welt, selbst als sie da lag, bandagiert und hilflos. Die Stadt erschien mir plötzlich wieder fremd und feindselig. Sie hatte mich zur Strecke gebracht und stieß mich jetzt aus. Nichts hatte sie mir gelassen als mein rollendes Häuschen und die drei Lümmel. Ich tat mir ungeheuer leid, und das wiederum tat mir so wohl, daß ich fast getröstet war, als ich vor Gutknechts Haus parkte. Dann aber überlegte ich es mir anders: Lieber in der Nebenstraße parken, damit er meinen neuen Wagen nicht sieht. Weffi und Peter unten lassen, um ihn nicht zu verwirren. — Die beiden waren natürlich kreuzunglücklich. Als ich mich noch mal umwandte, starrten sie mir durch die Scheibe nach, Kopf an Kopf, schwarz und weiß.
    Ich klingelte, Max öffnete. Er sah klein, grau und verbissen aus.
    »Ach, du bist es«, sagte er ziemlich trocken. Vielleicht hatte er gerade sein Mittagschläfchen gehalten — daran hätte ich natürlich denken sollen.
    »Prost Neujahr!« sagte ich ungeheuer fröhlich. »Cocki, gib Onkel die Hand! Ottilie auch da?«
    Sie erschien in diesem Moment, rauschte mir tragisch entgegen wie eine Wagner-Sängerin: »Wie geht’s euch denn?«
    »Na danke, gemischt. Wir haben heute vormittag die letzten Brocken in Richtung Speicher verfrachtet, und eben habe ich die Meine in den Zug gesetzt.«
    »Möchtest du nicht ‘n bißchen ‘reinkommen?« fragte Max. (Bißchen? Hm.) Laut sagte ich: »Was sonst? Dachtest du, wir sind gekommen, um deinen Flur anzusehen? Hast du, zum Donnerwetter, ‘ne Tasse Kaffee für ‘nen alten Obdachlosen?«
    Ich nahm ihn um die Schulter, Ottilie unter den Arm, und so gingen wir ins Speisezimmer. Cocki war derweilen wie immer in die Küche gewandert. Bisher, wenn ich ihn zu Max mitnahm, war er dort von der Maid namens Christine maßlos verwöhnt worden. Jetzt jedoch, als wir uns ins Speisezimmer wälzten, öffnete sich die Küchentür, und Cocki wurde gewissermaßen pneumatisch herausbefördert, mit Christines Schuhsohle an seinem Schwanzfragment.
    In mir schoß plötzlich heiße Wut

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