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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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verzichtete er auf weitere Anmaßungen und schmiegte sich zum erstenmal in seinem Leben hilfesuchend an mein Knie.
    Weffi dagegen hatte Kunos Herz gewonnen, indem er auf die harmloseste Weise mit ihm zu spielen versuchte. Er hatte, als wir jetzt das Lokal betraten, einen Tannenzapfen mitgebracht und sich eine Weile stillvergnügt damit amüsiert, indem er ihn aufrecht zwischen seinen Vorderpfoten hielt und daran knabberte. Schließlich wurde ihm aber dieses Alleinspiel langweilig. Er nahm den Zapfen, taperte damit auf den zusammengefallenen Kuno zu und ließ den Zapfen vor ihn hinfallen. Kuno öffnete ein blutunterlaufenes Auge, um zu kontrollieren, ob etwa jemand aus seiner Schüssel fraß. Als dies nicht der Fall war und Weffi nur einen Moment seitwärts dagegenwitterte, schloß er das Auge wieder. Weffi rollte den Zapfen mit der Nase gegen Kunos Vorderpfote, die das Format eines Kalbsfußes hatte, und machte einmal »Weff!«, worauf Kuno das Auge wieder öffnete und gegen den Zapfen witterte, ohne den Kopf zu erheben. Weffi trat ganz nah an ihn heran, trampelte dabei natürlich auf den Kalbsfuß, roch ihm dann in all seiner Herzensreinheit in die Nase und schrie dann ein gellendes »Weff« direkt ins Ohr. Das Herz blieb mir stehen, denn Kuno erhob sich daraufhin zu seiner vollen Größe. Weffi — davon keineswegs beeindruckt — (Hund ist Hund!) richtete sich an ihm hoch und roch ihn an den herabbaumelnden, schwarz eingefaßten Lefzen. Dann setzte er ab und hielt ihm ermutigend seinen Po mit dem wedelnden Schwänzchen hin. Kuno machte mit aufgerissenem Walfischmaul eine Kniebeuge und beroch dann gnädig das Dargebotene. Weffi nahm sofort den Tannenzapfen und warf ihn dem Riesen wieder hin. Kuno roch nun an dem Zapfen, und dann tat er etwas Rührendes. Er nahm ihn ins Maul, ganz offensichtlich, um dem Kleinen einen Gefallen zu tun, und warf ihn unter der atemlosen Aufmerksamkeit Weffis ein paarmal darin herum. Damit war aber Kunos Quantum an abendlicher Energie erschöpft, denn er sank wieder in sich zusammen, legte den Kopf auf den Tannenzapfen und stieß einen Puster aus, daß es in Weffis Kastenbart richtig wehte. Weffi stand einen Augenblick ratlos mit schiefem Kopf. Aber es half nichts, sein Zapfen war weg. Darauf drehte er sich um und besah sich die Schüssel. Mit schlotternden Vorderhosen (er schien sich des Wagnisses voll bewußt zu sein) begann er zu fressen. Kuno machte ein Auge wieder auf, aber es passierte — gar nichts? Er schloß es wieder, rollte sich noch enger zusammen und ließ den ersten Schnarcher ertönen.
    Am Stammtisch schüttelte man darüber die Köpfe. Das war ein ungeheurer Gunstbeweis, denn Kuno war sonst keineswegs so gnädig. Ich hatte es an einem Nachmittag selbst miterlebt. Damals kam ein verirrter Passant mit seinem großen Wolfshund herein, auch so ‘ne Art Diktator. Kuno lag wie üblich schlafend vor seinem. Napf. Der Wolfshund ging mit gefletschten Zähnen darauf zu und stieß ein warnendes Knurren vor sich her. Im Augenblick, als er am Napf war, geschah etwas Überraschendes und zugleich Unheimliches. Der Fellhaufen war plötzlich hoch. Mit einem schattenhaften Satz, so schnell, daß man ihn kaum verfolgen konnte, hatte er den Wolfshund am Genick, schleifte ihn quer durch das Lokal, heraus auf den Hof, hinunter zum Bach, haute den großen Kerl dort zwei-, dreimal wie einen alten Lappen auf die Erde und schmiß ihn in den Bach. Dann wogte er wieder ins Lokal zurück, roch angewidert an seinem Napf und brach dahinter in sich zusammen.
    Ja, so war Kuno. Heute abend aber durfte Weffchen die ganze Schüssel leeren. Dann ging er wieder auf seinen Freund zu. Er roch zuerst an seinem Fuß und tippte dann mit der Vorderpfote an Kunos Riesenflappe. Er tat es mit einer seiner typisch kokett verzierten Bewegungen, den Vorderteil der Pfote ganz hochgebogen, als wenn eine Dame der Gesellschaft dem Kavalier die Hand zum Kuß reicht. Das Ganze hieß: »Darf ich?« Kuno machte ein Auge auf und legte sich dann auf die Seite wie eine Muttersau, die ihren Ferkeln die Tankstellen präsentiert. Weffi rülpste anerkennend, wobei ihm ein Stück Fleisch wieder aus der Schnauze fiel, dann stieg er über den Napf weg, drehte sich ein paarmal um sich selbst und bettete sich dann in Kunos Haargezottel. Kuno hob vorsichtig den linken Kalbsfuß hoch und legte ihn weiter nach vorn, damit er den Kleinen nicht drücke. Dann begannen sie zweistimmig zu schnarchen.
    Ich hätte auch gern mitgemacht. Aber ich

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