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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wurde. Zenzi auf seinem Schoß starrte mich entsetzt an. Kathrein drüben auf dem Sofa war ebenso blaß wie Marianne neben ihr. Zwischen Mariannes Knien tauchte plötzlich ein gewisser Löwenkopf auf. Sie zerrte Cocki vor und hob ihn auf den Schoß: »Was ist denn das bloß mit dir? Warum machst du denn das?«
    »Es ist merkwürdig«, sagte ich, nur um irgend etwas zu reden, »daß er sich nie um unsere eigenen Hühner gekümmert hat!« Um unsere! Ich gehörte ja schon nicht mehr dazu.
    »Die blöden Viecher von denen da drüben!« sagte Kathrein und schaute böse auf das tote Huhn, das neben der Tür lag. Die Mutter beugte sich seufzend nieder, hob es auf und ging in die Küche zurück.
    Cocki sprang von Mariannes Schoß und kroch unter meinen Stuhl. Die anderen gingen schweigend hinaus. Ich starrte auf das Blatt vor mir. Da stand ein halbvollendeter Satz: »Ich habe auch niemals angenommen, daß du...« An dieser Stelle war Anselm hereingekommen. »Ja«, sagte ich in die leere Stube, »ich hätte auch nicht angenommen, daß es so hier enden würde!«
    Cocki kam unter dem Stuhl vor und setzte sich hin. Wir sahen uns eine Weile schweigend an. »Ja«, sagte ich, »sieh mich nur an! Du bist schuld!«
    Seine Augen, seine goldenen Augen voll tiefen Grams, ließen mich nicht los. Die Ohren schienen noch schwerer und länger als sonst. Er seufzte, stand auf und setzte sich dann direkt an meinen Schuh. Ich klopfte ihm mit dem Knöchel des Fingers auf den Kopf: »Was geht bloß da drinnen vor? Bist du verrückt, Löwechen? Was soll jetzt aus uns werden? Wo sollen wir hin?«
    Er drehte sich um und reichte mir die Tatze hin. Ich schob sie weg. »Nein, laß das! Nicht das Hühnchen, hat Herrchen gesagt, ein — pfui — ein Hund!«
    Das Licht in seinen Augen erlosch. Er kroch wieder unter den Stuhl. Es kratzte an der Tür, und als ich öffnete, erschien ein völlig ahnungsloser Weffi mit dreckverklebtem Bart und Zollo im Gefolge. Ich knudelte sie beide ab, richtete mich dann mühsam auf. Alles tat mir plötzlich weh. »Also, dann wollen wir mal. Ihr bleibt hier.«
    Den Gang entlang — die Turbinen — meine Zimmertür, an der von Anfang an die Klinke lose herunterhing — mein Zimmer, meine geliebte Höhle mit dem Brautpaar über dem Sofa. — Ich erschrak, am Fenster stand jemand. Es war Marianne. »Ich dachte, ich könnte Ihnen beim Packen helfen«, sagte sie.
    »Fein, Marianne, in Kofferpacken war ich schon immer schwach.«
    Nach zwei Stunden waren wir soweit. Ich ging in den Stall, um >Prächtig< in Gang zu setzen. Er stand dort ganz verstaubt und mit Hühnerdreck dekoriert. Ein paar Hennen entstoben gackernd. Ich sah ihnen finster nach. Dann kam Agathe, stellte sich vor die bekleckerte Stoßstange und sah mich ernst an: »Tschuck tschuck?«
    »Ja, hilft nichts, Agathe.« Ich krabbelte sie auf der Brust: »Viel Glück, altes Mädchen!« Nebenan grunzte und rumpelte Susanne. Ich nahm >Prächtigs< Toilettensachen (Schwamm, Leder, Poliermittel) vom Bord, packte sie hinter den Sitz, setzte mich ans Steuer und startete. Er wollte durchaus nicht, und ich mußte lange das Gaspedal tippen, bis er endlich ansprang. »Ja, mir macht’s auch keinen Spaß, Alter«, sagte ich. »Glaubst du vielleicht, ich gehe gern hier weg? Unser kleines Paradies. Ach, Prächtig, was soll aus uns werden? Wo finden wir noch mal so was Gemütliches und Billiges? Und wo sollen wir überhaupt hin? Nach Waldenau — zur Mama natürlich. Aber was dann? So, jetzt bist du warm genug. Also, los, wieder auf die Walze!«
    Ich fuhr vors Haus, wir luden ein und banden wieder die Koffertürme mit den Wäscheleinen zusammen. Ganz zum Schluß holte ich die Hunde. Weffi, aus seiner Zimmerhaft erlöst, wollte erst eine große Schuhbeißerei veranstalten, aber ich kriegte ihn am Schlips und pflanzte ihn auf den Platz neben mir. Cocki schlich sich ganz still nach hinten. Dann ging ich ins Haus und schüttelte allen die Hand. Aus der Küche roch es verführerisch. Ich hob unwillkürlich die Nase. Anselmus versuchte sein Gaunergrinsen: »Es war Nummer sieben«, sagte er, »Elfriede. Wollen Sie nicht noch mitessen?«
    »Sieben ist zwar meine Glückszahl«, sagte ich mit einem ebenso krampfhaften Grinsen, »aber ich möchte doch erst mal weg, ehe mich der Gorilla da drüben vernascht.«
    Mutter Widderhals drückte mir eine große Schinkenscheibe in die Hand und Polli einen Ball für Weffi. Dann fuhr ich los. Oben auf der Höhe hielt ich erst mal an, stellte den Motor ab und

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