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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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vierter Gesang. Ohne Heim, immer weniger Geld — und noch immer keine Nachricht vom Verlag. Plötzlich fiel mir etwas ein. Verlag? Die beiden Briefe, die mir der Postminister vorhin... War nicht der eine vom Verlag? Wo waren sie denn, zum Donnerwetter? Natürlich, Weffi hatte sie unter sich. »Geh mal da weg, Hanswurst. Und das ganze Kuvert mit deinen Dreckpfoten zertrampelt!«
    Tatsächlich — vom Verlag! Es war nicht das zurückgesandte Manuskript, sondern ein Brief. Ich holte tief Atem. Dann riß ich ihn auf. Zwei Bogen. Das eine ein Schreiben. Das andere — der Vertrag. Angenommen! Mir wurde schwarz vor Augen. Dann las ich. Und dann las ich auch den zweiten Brief. Er war von meinem Rechtsanwalt: »Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß sich die gegnerische Versicherung zu einem Vergleich bereit gefunden hat. Ihr Einverständnis voraussetzend und auf Grund der mir erteilten Vollmacht, habe ich auf folgende Summe abgeschlossen...«
    Ich machte die Augen zu. Dann machte ich sie wieder auf: beide Briefe waren noch da. Sie steckten in meiner Hand, die feucht vom Schweiß war und zitterte. Dann addierte ich und stellte fest, daß ich durch war — am Ufer — gerettet.
    Jetzt brauchte ich nicht mehr zu sehen, wie Mamas Gesicht in Leid zerfiel, und jetzt konnte ich Peterchen holen, gleich — gleich jetzt. O Gott — Gott, verzeih mir meinen Kleinmut. Das ganze Sein ist flammend Leid? Bist du nicht sehr billig zu kaufen? Was kostet eine Weltanschauung? Zwei Briefe? Alles egal — kommt ja auch gar nicht auf mich an. Peterle!
    Ich gab Weffi einen Kuß und drückte ihn so, daß er strampelte. Dann langte ich nach hinten und bekam den Dicken am Kragen. Ich gab ihm eine hinter die Ohren und drückte ihm dann auch einen auf. Genau auf die dicke Flappe, daß mich die Katerborsten in die Lippe piekten: »Scheißkerl — geliebter. Na, komm nach vorn!« Und während er sich über die Lehne wälzte, gab ich Gas, daß er mit einem Ruck auf den Vordersitz kugelte, genau auf Weffi. Sie knurrten sich an.
    Ein paar Minuten später bremste ich vor Renkens Haus in Waldenau. Es stand blitzsauber in der blassen Spätherbstsonne. Ich hupte, und im Fenster erschien das Gesicht der Mama. War es möglich, daß sie so schmal geworden war? Als sie jetzt den Gartenweg auf mich zulief, sah ich, daß es stimmte. Ich stieg aus, die Hunde schossen an mir vorbei auf sie zu. Sie starrte mich an:
    »Was ist passiert?«
    Ich nahm sie in den Arm. So dünn! Man hatte direkt Angst, zuzudrücken, um sie nicht zu zerbrechen. »Cocki hat zwei Hühner umgebracht, und man hat uns ‘rausgeschmissen.«
    Sie starrte mich noch immer an, ihre Lippen zitterten: »Auch das noch. Ach, mein armer Junge.«
    Da lachte ich und gab ihr einen dicken Kuß: »Nix da, armer Junge — reicher Junge! Mamachen, wir haben’s geschafft! Die Versicherung zahlt, der Roman ist angenommen, der Verleger zahlt, ich miete uns ein Häuschen, ich telefoniere gleich Frauchen, und sobald sie hier ist und wir ein eigenes Häuschen gemietet haben, fahren wir gleich und holen uns das Peterchen! Na — freust du dich? Kannst du es überhaupt fassen? Ich kann’s noch immer nicht!«
    Nanu? Ich hatte eigentlich gedacht, daß sie sich mehr freuen würde. Sie strich mir über den Kopf und sah mich aus blassen Augen an: »Das ist schön, mein Kind! Ich freue mich! Aber ihr braucht nicht zu Peterle zu fahren. Es ist nicht mehr nötig.«
    Eisiger Schrecken durchfuhr mich: »Wieso?«
    »Er ist hierher unterwegs«, sagte sie. »Ich habe ein Telegramm von Tante Helene bekommen und von Frauchen auch.«
    »Tante Helene bringt ihn? Na, das ist doch großartig!«
    »Nein, es ist gar nicht großartig. Sie hatte einen ihrer berühmten Nervenanfälle, fährt gleich ins Bad und hat ihn hier herunter nach Waldenau geschickt, als Eilgut, in einer Kiste! Ich habe mich schon erkundigt: er kommt wahrscheinlich morgen früh um acht Uhr dreißig hier an. Frauchen kommt noch heute nacht.«
    Ich starrte sie an: »In einer Kiste — Peterle? Um Gottes willen!«

12

    Peter blieb zwei Stunden allein. Er leckte sich seine vom Kaktus zerstochenen Pfoten, tappte durch die Wohnung, soff in der Küche etwas Wasser, betrachtete eine Weile im Schlafzimmer das Hundegespenst unter der Glasglocke und legte sich schließlich wieder auf sein Kissen. Es war also nicht Herrchen in dem großen Wagen. Er seufzte. Und doch hatte er das Gefühl, daß irgend etwas im Gange war.
    Dann schloß es draußen. Er stelzte an die

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