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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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wieder zu sehen.«
    »Nein«, sagte ich. »Um zu arbeiten.«
    »Und Sie waren gerade zufällig in New York.«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich bin immer noch zufällig in New York.« Ich wünschte, es wäre nicht so.
    Er tippte nachdenklich mit seinem Stift auf das Notizbuch.
    »War er in Sie verliebt?«, fragte Jacob.
    Das kam mir nicht wie eine der üblichen Polizeifragen vor. Wahrscheinlich wollte er als Nächstes alles über unsere sexuellen Aktivitäten wissen. »Er hat gesagt, ja.« Jan hatte es nur einmal gesagt, und ich wusste noch immer nicht, ob ich es glauben sollte. Aber das brauchte Jacob nicht zu wissen.
    Er nickte langsam, als ob ihm etwas eingefallen war, was er vorher nicht bedacht hatte. »Ist Ihnen jemals irgendwas Seltsames an ihm aufgefallen?«
    »Was denn zum Beispiel?« Ich hatte an Jan nichts Seltsames finden können ... wenigstens nicht bis zum heutigen Tag.
    »Merkwürdige Telefonate? Streitigkeiten?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Mir fiel wieder das Telefongespräch ein, das er an unserem letzten Abend im Hotelzimmer geführt hatte. »Er hat einmal am Telefon Französisch gesprochen.«
    »Sonst noch was?«
    »Er hatte zwei Reisepässe.« Ich fragte mich, ob ich Jacob irgendetwas Neues erzählen konnte. Seine Fragen wirkten irgendwie überflüssig auf mich.
    »Aus welchen Ländern waren die Reisepässe?«
    »Aus Belgien und Surinam.«
    »Fanden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Doch, schon.«
    »Wohin wollten Sie fliegen, bis Sie sich entschlossen haben, nicht zu fliegen?«
    »Ich dachte, es würde nach Belgien gehen.«
    »Aber?«
    »Jan hat unsere Pläne geändert.«
    »Inwiefern?«
    »Das wollte er mir nicht verraten«, antwortete ich und wusste, wie verrückt sich das anhörte.
    Jacob stieß einen langen, pfeifenden Seufzer aus.
    »Sie haben gut daran getan.«
    »Wieso?«, fragte ich, obwohl ich es eigentlich gar nicht wissen wollte.
    »Ich komme gleich dazu«, sagte er, während er seine Jacke aufknöpfte. Jacob hatte noch nie seine Jacke ausgezogen. Er war noch nie lange genug hier geblieben, um es sich bequem zu machen. »Übrigens habe ich auch eine gute Nachricht.« Er rieb sich den Nacken. »Wie’s aussieht, war Ihr Freund Kyle doch nicht unser Mann.«
    »Ich weiß.« Wie schön, dass ich auch mal was gewusst hatte, bevor Jacob es mir sagte.
    »Woher?«
    »Er ist zum Flughafen gekommen.«
    »Der Kerl ist cleverer, als ich dachte«, bemerkte Jacob. »Wie auch immer ... ein paar Studentinnen von der NYU«, fuhr er fort. »Nette Mädels. Kunstgeschichte. Hangerman ist an dem Abend, als Christian Olsen ermordet wurde, in deren Bude eingepennt.« Er lachte. »Sie konnten ihn nicht loswerden. Er hat die ganze Nacht da verbracht. Sie mussten erst den Hausmeister holen, um ihn rauszuschaffen.«
    Irgendwie lustig - Kyle von ein paar Mädels entlastet, die er wahrscheinlich hatte flachlegen wollen.
    »Der Hausmeister bestätigt das«, setzte Jacob hinzu.
    »Und die schlechte Nachricht?« Eigentlich war es mir klar. Aber ich wollte es von ihm hören.
    Er stand auf und wanderte einen sauberen Kreis im Wohnzimmer ab. Jacob war nicht gerade groß, doch seine raschen Bewegungen ließen ihn größer erscheinen. »Jetzt ist Jan - wer immer er ist - unser Verdächtiger.«
    Jacob begann wieder, mit dem Stift auf sein Notizbuch zu tippen. Es war das einzige Geräusch in der ganzen Wohnung.
    »Warum sollte er so etwas tun?«, fragte ich. Nur mit Mühe gelang es mir, meine Stimme zu beherrschen.
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Was sagen? Da gibt es nichts zu sagen.« Es gab keine plausible Erklärung für seine Anschuldigung.
    »Denken Sie nach.« Jacob stand auf und zirkelte erneut das Wohnzimmer ab. »Dieser Jan. Er ist nicht, wer er zu sein scheint.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es gibt keine Unterlagen über ihn«, sagte er. »Nirgendwo.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte ich verständnislos.
    »Dass er nicht existiert.«
    »Natürlich existiert er«, gab ich zurück. »Ich hab ihn doch eben noch gesehen.«
    »Sein Name«, f uhr er fort. »Es ist nicht sein richtiger Name. Er hat ihn erfunden.«
    »Nicht sein Name«, wiederholte ich wie betäubt.
    »Genau.« Jacob rieb sich die Augen. »Ich kann’s auch nicht glauben. Aber es gibt keine Dokumente über ihn. Weder hier noch in Belgien ...« Jacob holte tief Luft. »Hat er irgendwas gesagt, bevor er abgeflogen ist?«
    »Was soll er gesagt haben?«
    »Irgendwas, das uns helfen könnte.«
    Langsam kam mir alles wieder ins Bewusstsein. »Da war eine

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