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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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komische Bemerkung...«
    »Was?« Von einer Sekunde auf die andere stand er vor mir.
    »Er hat gesagt... dass er mich vor mir selbst gerettet hat.«
    »Sehr poetisch.« Jacob schnitt eine Grimasse. »Was immer es bedeuten soll.«
    Ich berührte die Diamanten an meinem Hals.
    »Sagen Sie mir noch eins«, forderte er mich auf. »Wusste Jan, dass Sie mit Christian geschlafen haben?«
    Das Blut stieg mir in die Wangen. »Ich habe nicht mit Christian geschlafen.«
    Jacob hob beschwichtigend die Hände. »Okay ... was immer Sie mit Christian getan haben. Wusste Jan das?«
    »Ich hab’s ihm bestimmt nicht erzählt.«
    »Aber vielleicht jemand anderes.« Wieder fiel mir die Szene mit Kyle im Billard-Cafe ein. Kyle hatte Jan so was angedeutet - wie er mir gesagt hatte. Jacob musste Gedanken lesen können.
    »Christian und Jan sind sich begegnet. Allein.«
    »Ich bin mir nicht sicher ...«, grübelte ich. »Kyle hat gesagt...«
    »Ja«, meinte er. »Ich habe ihm auch nicht geglaubt. Aber nachdem diese Studentinnen aufgetaucht sind, habe ich mir seine Geschichte noch einmal angehört. Und jetzt passt alles.«
    Jacob sank auf die Couch und kratzte sich am Kopf. »Wissen Sie, wir haben an irgendeine Drogengeschichte geglaubt«, erklärte er. »Und da Christian nebenbei dealte, schien das nicht besonders weit hergeholt. Wir dachten, dass Kyle Christian einen verpasst hat, weil der ihn übers Ohr gehauen hat. Aber danach sieht es jetzt doch nicht mehr aus.«
    Ich nickte langsam, während ich versuchte, ihm zu folgen.
    »Ein anderes mögliches Szenario ist Folgendes.« Jacob räusperte
    sich. »Christian bekam etwa einmal im Monat seine Lieferung. Dieses Netz - so nennen sie sich - hat den Stoff in einem Postfach hinterlegt. Dann riefen sie an, um ihm die Adresse mitzuteilen. Aber er hat Mist gebaut - wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Und dann haben sie ihm dafür eins übergezogen.«
    »Was hat es mit diesem Netz auf sich?«, fragte ich.
    »So nennt Yassi Ahmet ihre Immigranten-Freunde. Ein Haufen Algerier, die das Dope aus Übersee rüberschaffen.« Jacob verdrehte die Augen. »Christian muss einmal einen Anruf bekommen haben, während er hier war.«
    Mir fiel wieder ein, wie Christian zum Telefonieren in Carmis Schlafzimmer gegangen war. »An einem Abend hat er tatsächlich einen Anruf über Handy bekommen«, sagte ich. Aber Jacob schien in Gedanken.
    »Also kritzelt Christian auf das Manuskript, wo der Stoff deponiert ist - in Schwedisch. Bis ich darauf gekommen bin, hat es eine Weile gedauert. Dann nimmt er das Manuskript mit in seine Wohnung. Kyle kommt vorbei, um ein bisschen Dope zu kaufen, und nimmt das Stück mit, um sich damit die Langeweile zu vertreiben - ohne zu wissen, dass etwas Wichtiges draufsteht. Christian gerät in Panik - er weiß nicht mehr, wo er das Zeug abholen soll. Das teilt er dann Yassi mit, die es nicht schafft, mit ihren Leuten in Algerien Kontakt aufzunehmen, um den Aufenthaltsort der Lieferung rauszukriegen. Yassi glaubt, Kyle hätte das Manuskript mitgenommen, um es ihr heimzuzahlen - und sie ist kein Mensch, den man sich zum Feind machen sollte.«
    Das konnte ich unterschreiben.
    »Daraufhin hetzt sie Kyle ihre Bluthunde auf den Hals, der mit zwei gebrochenen Armen im Krankenhaus landet. Armer Kerl.« Jacob runzelte die Stirn.
    »Deswegen wollten alle Malcoms Stück«, sagte ich. Jetzt war mir alles klar.
    »Genau«, antwortete Jacob. »Weil es zu dem Stoff führte. Was Kyle aber nie bemerkt hat. Er hat das Manuskript zu seinem Off-Off-Broadwaytheater mitgenommen. Denen hat es anscheinend so gut gefallen, dass sie’s aufführen wollen.« Jacob lachte. »Wahrscheinlich wird Foxman jetzt doch noch ein Star.«
    »Aber ich dachte, Kyle hätte Christian das Skript zurückgegeben.«
    »Hat er auch«, sagte Jacob. »Aber der Theaterdirektor hatte schon eine Kopie gemacht.«
    »Oh.« Ob Malcolm davon wusste?
    »Tja, und wir«, fuhr Jacob fort, »haben Kyle aufgrund von Jans Aussage verhaftet.«
    »Die«, beendete ich den Satz, »sich als falsch herausstellte.«
    Jacob sagte nichts darauf. Das brauchte er auch nicht. Ich begriff mit einem Mal alles. Wie eine Rechenaufgabe, über der man tagelang gebrütet hat. Plötzlich erkennt man die Logik so klar, wie man sein eigenes Gesicht im Spiegel erkennen kann. Ich fühlte mich innerlich taub.
    Jacob redete weiter. »Die wahrscheinlichste Version ist ein klassisches Dreiecksverhältnis. James M. Cain-like. Jan - oder wie auch immer er wirklich heißt -

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