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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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versuchen, Patrick davon zu überzeugen.«
    In Amys Kopf begann sich alles zu drehen, als sie sich vorstellte, dass Patrick, dem Mann, den sie immer Dad genannt hatte, gesagt wurde, er müsse Platz machen, damit Sergei miteinbezogen werden konnte. Es kam ihr so unwirklich vor und unfair. Und doch …
    »Mir war sofort klar, dass ich ein solches Versprechen nicht halten konnte.«
    »Nicht?« Trotz aller Bemühungen war ihr die Enttäuschung anzuhören.
    Warum in aller Welt denn nicht?
    »Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade angefangen zu choreographieren und stand im Begriff, zu einer Tournee durch Europa und Asien aufzubrechen. Ich würde die ganze Zeit auf Reisen sein und konnte mich beim besten Willen nicht terminlich festlegen.«
    »Also hast du Mum an diesem Abend erklärt, dass du dich nicht verpflichten könntest, mich regelmäßig zu sehen?«
    Er nickte. »Wie ich schon sagte, ich war egoistisch. Ich bildete mir wohl ein, ich hätte noch viele Jahre vor mir, in denen ich dich kennenlernen könnte, jedoch keine Zeit zu verlieren, wenn ich mir einen Ruf in der Tanzwelt erobern wollte. Daraufhin sagte Hannah, dass es wohl für alle von euch – von uns – am besten sei, die Dinge so zu lassen, wie sie waren.«
    »Und keinen Kontakt zu haben?«
    »Nicht physisch jedenfalls«, stimmte Sergei zu. »Allerdings schrieben wir uns von da an. Sie schickte mir Fotos, Kopien deiner Zeugnisse, Bilder, die du gemalt hast …«
    »Das hat sie getan?«, stieß Amy hervor.
    »Ja, mit Patricks Einverständnis natürlich.«
    »Du hast meine Zeugnisse gelesen?«
    »Oh ja und das tue ich immer noch hin und wieder.« Er lächelte liebevoll. »Wie war das mit deiner vier in Mathe, als du vierzehn warst, Madame? Wohl zu viel den Jungs nachgelaufen in dem Jahr, wie?«
    Amy grinste zurück. »Wahrscheinlich.«
    »Aha, dachte ich es mir doch. Jedenfalls trafen Hannahs Briefe siebzehn Jahre lang ein, bis dann plötzlich keiner mehr kam.«
    »Vor zwei Jahren«, flüsterte Amy.
    »Exakt.« Er wandte den Blick vom Kamin zu ihr, lächelte sie schwach an und blickte dann wieder in die Flammen. »Das ist der Hauptgrund, warum ich dich aufgesucht habe. Nicht nur, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe, sondern auch, weil du meine Verbindung zu Hannah bist.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, ich bin manchmal ganz schön egoistisch.«
    Amy schüttelte den Kopf. »Nenn es egoistisch, wenn du willst, aber ich habe unsere Ballettabende genossen …«
    Sergei hob die Hand. »Bitte, die Vergangenheitsform ist verboten! Wir werden noch sehr viele solcher Abende haben, nicht wahr?«
    »Das hoffe ich.«
    Die folgende Stille dauerte lange an, aber sie hatte etwas Verbindendes. Es gab so viel zu verarbeiten!
    Wo ich wohl gerade war und was ich gemacht habe, während sich Mum hinsetzte und an Sergei schrieb, ihm Fotos und Bilder schickte. War ich mit im Zimmer, guckte nichtsahnend Fernsehen? Oder schrieb sie nachts, wenn Patrick und ich schliefen?
    »Ich glaube, jetzt kennst du die ganze Geschichte, Amy.«
    »Danke, dass du so ehrlich zu mir warst, Sergei. Aber ich habe noch ein paar Fragen.«
    »Ja?«
    Amy brauchte einen Moment, bevor sie die Frage stellen konnte, die sie seit dem Moment beschäftigte, in dem sie den Brief gefunden hatte. »Hat meine Mutter dich immer noch geliebt? Sie hat deine Briefe aufbewahrt. Warum? Hat sie meinen Dad je wirklich geliebt?«
    Sergei holte tief Luft. »Amy, im Laufe der Jahre bin ich zu der Einsicht gekommen, dass Hannah und ich füreinander die große Leidenschaft waren, aber du und Patrick, ihr wart die Liebe ihres Lebens.«
    »Danke«, flüsterte Amy. Ihr war vorher gar nicht bewusst gewesen, wie dringend sie genau diese Antwort hatte hören wollen.
    Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, stellte sie ihm noch eine Frage: »Eine Sache verstehe ich nicht. Woher konnte Mum wissen, dass du ihre Briefe auch erhalten hast, wenn ihr doch keinen Kontakt hattet?«
    Er wirkte bestürzt. »Aber ich habe geschrieben! Erinnerst du dich denn nicht an die Geschenke?«
    »Wie bitte?«, fragte Amy verwirrt.
    »Das Schneewittchenkostüm, der Roller, der große Teddybär, die russischen Puppen?«
    Natürlich erinnere ich mich! Die Pakete aus Übersee!
    »Das war alles von dir?«
    Er nickte.
    »Sergei, ich kann es nicht glauben! Mum hat mir erzählt, die Geschenke kämen von meinem Großonkel Stan, einem Seemann, der in der ganzen Welt unterwegs sei.«
    Ach du meine Güte. Und all die Geburtstagskarten …
    »Die Karten waren

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